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Gesellschaft

Australien entschädigt Missbrauchsopfer

9. März 2018

Jahrzehntelang wurde in Australien der sexuelle Missbrauch an Kindern vertuscht. Nun kündigten die ersten zwei Bundesstaaten finanziellen Ausgleich an. Inwieweit sich auch die Kirche beteiligt, ist jedoch noch unklar.

Symbolbild Kirche Sexueller Missbrauch
Bild: picture-alliance/dpa

In Australien sollen mehr als 14.000 Opfer sexuellen Missbrauchs Geld vom Staat bekommen. Die beiden bevölkerungsreichsten Bundesstaaten New South Wales (NSW) und Victoria kündigten an, von Juli an im Einzelfall bis zu 150.000 Dollar (etwa 94.000 Euro) auszuzahlen. Australiens Premierminister Malcolm Turnbull würdigte die Ankündigung als "historischen Moment". Jetzt gebe es keine Ausflüchte mehr für Kirchen und weltliche Einrichtungen, sich dem Fonds zu entziehen.

Australiens Premier Turnbull fordert Kirchen zum Handeln auf Bild: Getty Images/WPA Pool/N. Hallen

Das Geld ist für Frauen und Männern gedacht, die als Kinder von Mitarbeitern öffentlicher Einrichtungen systematisch missbraucht wurden - oft über Jahre hinweg. Allein in New South Wales und Victoria teilen mehr als 14.000 Menschen dieses Schicksal. Insgesamt geht es jedoch um mehrere zehntausend Fälle aus den Jahren 1960 bis 2015. Experten gehen davon aus, dass etwa 60.000 Menschen Anspruch auf solche Zahlungen erheben können. Insbesondere die katholische Kirche steht wegen des Missbrauchsskandals in der Kritik. Nach den Recherchen einer offiziellen Ermittlungskommission sollen sich sieben Prozent der katholischen Priester in Australien an Kindern vergangen haben.

Turnbull sieht Kirche in der Pflicht 

Australiens Bischofskonferenz hat sich zwar entschuldigt; an dem Entschädigungsfonds beteiligt sie sich bislang aber nicht. Turnbull machte aber deutlich, dass er insbesondere die Kirche in der Pflicht sieht. Wer sich dem Programm verweigere, würde "sehr hart" beurteilt, mahnte der konservative Regierungschef. Zugleich kündigte er an: "Wenn die Kirche, eine wohltätige Organisation oder eine andere Institution nicht mitmacht, werden wir zum Lautsprecher greifen und dafür sorgen, dass sie unterschreiben."

Die katholische Bischofskonferenz des Landes wies Spekulationen, sie wolle sich nicht an einer Entschädigung beteiligen, via Twitter zurück: "Die Katholische Kirche war immer unter den lautstärksten Befürwortern eines nationalen Entschädigungsprogramms." Der Vorstoß der beiden Bundesstaaten sei "ermutigend". Die australischen Bischöfe hatten bereits 2015 erklärt, Wiedergutmachungszahlungen aus eigenen Mitteln zu leisten und kein Steuergeld beanspruchen zu wollen.

Kirche will sich "so bald wie möglich" zu einer Beteiligung äußern

Der Erzbischof von Sydney, Anthony Fischer, sicherte dem Fonds am Freitag grundsätzliche Unterstützung zu. Die katholische Kirche werde sich "so bald wie möglich" zu einer Beteiligung äußern. Der Erzbischof von Melbourne, Denis Hart, verwies auf frühere Zahlungen in insgesamt 227 Fällen. Die Ausgleichszahlungen gehen auf die Empfehlungen einer Kommission zurück, die Ende 2017 ihren Abschlussbericht vorgelegt hatte. Sie hatte sogar eine Ausgleichszahlung von 200.000 Dollar vorgeschlagen. Bislang hat sich außer den beiden Bundesstaaten noch niemand zur Mitwirkung bereit erklärt. Die Verhandlungen zwischen der Zentralregierung in Canberra und anderen Bundesstaaten laufen noch.

Nach offiziellen Zahlen haben allein in dem Bundesstaat New South Wales 9000 Opfer von sexueller Gewalt Anspruch auf Geld. In Victoria sind es 4000. Ausgeschlossen sind Leute, die später selbst andere sexuell missbraucht haben. Wer - aus welchen Gründen auch immer - zu einer Haftstrafe von fünf Jahren oder mehr verurteilt wurde, bekommt ebenfalls nichts.

sth/fab (dpa, kna)

 

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