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Politik

Entschuldigung bei Missbrauchsopfern

8. Februar 2018

Jahrzehntelang wurden in Australien rund 60.000 Kinder und Jugendliche von Priestern und Lehrern sexuell missbraucht. Jetzt will sich die australische Regierung bei den Opfern entschuldigen. Eine Geste.


Australien Abschlussbericht der Missbrauchskommission
Bild: Reuters

Wie Australiens Premierminister Malcolm Turnbull im Parlament ankündigte, zieht die Regierung damit die Konsequenz aus dem jüngst veröffentlichten Abschlussbericht der staatlichen Missbrauchskommission.

Im Dezember hatte die Kommission 17 Bände mit mehr als 100.000 Seiten und 409 Empfehlungen vorgelegt. Die fünf Jahre dauernden Untersuchungen ergaben, dass geschätzt rund 60.000 Kinder Opfer von sexuellem Missbrauch in australischen Institutionen wurden und Anspruch auf Entschädigung haben.

Premierminister Malcolm Turnbull will für die australische Regierung um Entschuldigung bittenBild: Getty Images/WPA Pool/N. Hallen

Insgesamt berichtet die Kommission von Missbrauchsfällen in mehr als 4000 verschiedenen Einrichtungen, zum Beispiel in staatlichen und kirchlichen Schulen, bei Pfadfindern oder katholischen Jugendgruppen. Im Zentrum steht die katholische Kirche. Laut den Untersuchungen haben bis zu 40 Prozent der Mitglieder von Ordensgemeinschaften und sieben Prozent der Priester Kinder sexuell genötigt. Das Durchschnittsalter der Missbrauchsopfer in Australien lag demnach bei Mädchen bei zehn Jahren und bei Jungen bei elf Jahren. Die Jungen waren allerdings mit 90 Prozent die mit Abstand größte Opfergruppe.

Im Visier der Ermittlungen ist auch der 76 Jahre alte Kurienkardinal George Pell. Er war im Vatikan für die Finanzen zuständig. Inzwischen ist er allerdings beurlaubt und wird im März zu den Vorwürfen erneut befragt. Pell ist der ranghöchste Kirchenvertreter, der in den Skandal verstrickt zu sein scheint.

Anhörung im März: Kardinal George PellBild: Getty Images/D. Traynor

"Nationale Tragödie"

Die offizielle Entschuldigung soll noch vor Ende des Jahres erfolgen. "Wir als Nation müssen diesen Anlass in einer Form wahrnehmen, die den Wünschen der Opfer entspricht und ihnen die Würde gewährt, die ihnen als Kindern von denjenigen versagt wurde, die sich um sie kümmern sollten", sagte Turnbull. "Ich und meine Regierung werden alles daran setzen, dass sich diese nationale Tragödie nicht wiederholt."

Der Oppositionsführer Bill Shorten pflichtete ihm bei: "Die Zeit der Anwälte ist vorbei, die Zeit der Gerechtigkeit beginnt." Bereits im Juli soll ein Entschädigungsverfahren für die Opfer eingeführt werden, das aber noch von der Kooperation der einzelnen Bundesstaaten mit der Bundesregierung abhängt.

cgn/uh (dpa, kna)

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