Abholzen verboten: Australien bekommt Koala-Nationalpark
8. September 2025
Abholzung, Dürren, Krankheiten und Buschfeuer haben in den vergangenen Jahrzehnten den Koalas an Australiens Ostküste zugesetzt. Nach Angaben der Umweltschutzorganisation WWF ist die Zahl dieser Beuteltiere im Bundesstaat New South Wales (NSW) drastisch zurückgegangen. Zwischen 2000 und 2020 habe sich die Population dort mehr als halbiert. Grund für die Regierung des Bundesstaates, einzuschreiten.
Das Schutzgebiet für Koalas soll um ein Drittel vergrößert werden. Und die erste Maßnahme dazu greift seit diesem Montag: In Waldgebieten mit einer Gesamtfläche von 176.000 Hektar ist ab sofort die Abholzung verboten.
Zusammenschluss bestehender Naturschutzgebiete
Zwischen Coffs Harbour und Kempsey an der Küste des Pazifiks werde der "Great Koala Nationalpark" entstehen, verkündete die Regierung von New South Wales am Sonntag. Die neu unter Schutz gestellten Areale sollen bestehende, kleinere Nationalparks miteinander verbinden.
"Koalas sind in New South Wales in freier Wildbahn vom Aussterben bedroht - das ist unvorstellbar", sagte der Regierungschef des Bundesstaats, Chris Minns, zur Begründung. Der neue Nationalpark solle das ändern.
Umweltaktivisten begrüßten das Projekt. Der Nationalpark sei eine Chance, "die Koalas bis 2050 von der Liste der vom Aussterben bedrohten Arten zu streichen", so der Leiter des australischen Zweigs von WWF, Dermot O'Gorman.
Schutzzone auch für andere bedrohte Arten
12.000 Koalas sollen in dem Areal Schutz finden, das nach seiner Erweiterung 476.000 Hektar groß sein wird. Sicher und ungestört können sie dort von Ast zu Ast klettern - ein echtes Paradies für die ikonische, aber bedrohte Art.
Koalas - oder "Phascolarctos cinereus" - kommen in freier Wildbahn nur in Australien vor. Sie verschlafen den Großteil des Tages in Bäumen sitzend und ernähren sich ausschließlich von Eukalyptusblättern.
Der Great Koala Nationalpark soll nicht nur Koalas Schutz bieten. Laut Behördenangaben werden dort auch 36.000 Riesengleitbeutler sowie mehr als 100 weitere bedrohte Tierarten leben.
Hoffnung auf neue Touristenattraktion
Doch auch wirtschaftlich ist das Projekt aus Sicht der Befürworter vielversprechend. New South Wales stellt für die Einrichtung des Nationalparks insgesamt 140 Millionen Australische Dollar (78,3 Millionen Euro) bereit. Weitere sechs Millionen Dollar sollen in die Unterstützung von Tourismus und kleinen Unternehmen in dem Gebiet fließen.
Mit der Aussicht auf geschätzte 163 Millionen Australische Dollar (91 Millionen Euro) zusätzliche Tourismuseinnahmen soll der Nationalpark zur neuen Attraktion an der Ostküste von Down Under werden. Doch es gibt auch Kritik. Vom Abholzungsstopp sind sechs Holzfabriken mit rund 300 Beschäftigen betroffen. Die Holzfäller sollen durch ein Unterstützungsprogramm abgesichert werden.
Gewerkschaften kritisierten allerdings, dass die Größe des Nationalparks das überschreite, was Experten empfohlen hätten. "Wir sind gegen die unnötige Zerstörung einer ganzen Industrie und der von ihr unterstützten Gemeinden, wenn es eine wissenschaftsbasierte Option gibt, die sowohl Umweltschutz als auch eine überlebensfähige Holzindustrie ermöglicht", sagte der Leiter der Australian Workers Union in New South Wales, Tony Callinan.
Wie bedroht sind Koalas?
Der Australian Koala Foundation zufolge gibt es wahrscheinlich höchstens noch 60.000 Koalas in freier Wildbahn. Ein dramatischer Rückgang im Vergleich zu den Millionen Exemplaren, die Anfang des 20. Jahrhunderts noch Australien bevölkerten. Lange wurden die Tiere wegen ihres Fells gejagt, was mancherorts beinahe zu ihrer Ausrottung führte.
Vor allem in den Bundesstaaten New South Wales und Queensland an der Ostküste gibt es große Sorge um den Bestand - etwa wegen Rodungen, weil sie auf Straßen überfahren oder Opfer von Naturkatastrophen werden. Bei den verheerenden Buschfeuern im "Schwarzen Sommer" vor gut fünf Jahren wurden nach Schätzungen des WWF mehr als 60.000 Koalas getötet, verletzt, vertrieben oder traumatisiert. Bilder von Tieren mit angesengtem Fell und verbrannten Pfoten gingen damals um die Welt.
AR/se (dpa, afp)