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Politik

Australien verwehrt DW-Journalistin Visum

Mark Hallam ft
26. Oktober 2019

Eine DW-Journalistin aus Kamerun wollte zu einer Konferenz nach Australien fliegen. Aber sie durfte nicht einreisen. Dabei hatte sie alle Unterlagen fristgerecht eingereicht - sogar mehrmals.

Kamerun Journalistin Mimi Mefo
Bild: Mimi Mefo

"Eigentlich sollte ich jetzt in Australien sein und am Samstag nach Südafrika weiterreisen", sagt Mimi Mefo in einem voraufgezeichneten Video, das auf der "Integrity 20"-Konferenz an der Griffith Universität in Brisbane gezeigt wird. Und tatsächlich: Eigentlich hätte sie hier eine der Keynote-Reden halten sollen. Und zwar persönlich. Das Thema des geplanten Vortrags: Ihre Erfahrungen als englischsprachige Journalistin im laufenden Konflikt im anglophonen Kamerun, wo seit 2016 rund 3000 Menschen getötet und 500.000 vertrieben wurden. Die Menschen im englischsprachigen Westen des Landes fühlen sich in dem mehrheitlich französischsprachigen Land benachteiligt.

Asyl erschleichen in Australien?

Mefos Visumsantrag für Australien war zweimal abgelehnt worden. Der zweite Ablehnungsbescheid aus dem Innenministerium erfolgte, weil sie, so die Begründung, "die Auflagen der Migrationsregularien, wie sie 1994 festgelegt wurden, nicht erfüllt" habe. Offensichtlich befürchtete die australische Seite, dass Mefo kommen und vor Ort Asyl beantragen könnte.

Dabei war Mefo erst kürzlich nach Deutschland gezogen, wo sie bei der DW zunächst ein Praktikum absolvierte und anschließend einen Vertrag als freie Mitarbeiterin unterschrieb. "Wieso sollte ich meinen Job bei der Deutschen Welle aufgeben, um nach Australien zu ziehen?", fragt Mefo. "Die DW hat viel dafür getan, damit ich hier arbeiten und in Deutschland bleiben kann. Mir geht es hier sehr gut, wieso sollte ich das alles aufgeben, um mich illegal in Australien aufzuhalten?"

Im englischsprachigen Landesteil Kameruns, wie hier in Buea, schwelt seit 2016 ein blutiger KonfliktBild: Getty Images/AFP/M. Longari

Zumal sie bereits einen Weiterflug nach Südafrika gebucht hatte und das im Visumantrag auch angegeben hatte. "Ich wollte weder zum Spaß noch für irgendein Picknick nach Australien fliegen. Die Behörden haben alle meine Papiere bekommen."

Internationales Aufsehen durch Festnahme

Mefo hatte im Dezember 2018 international für Schlagzeilen gesorgt, als sie in ihrem Heimatland Kamerun für vier Tage festgenommen worden war. Der Vorwurf: Verbreitung von Terrorpropaganda. "Ich wurde festgenommen, weil ich als Reporterin gearbeitet hatte", sagt sie. "Jeder Journalist in Kamerun ist derzeit in Gefahr, besonders, wenn er unabhängig über die Krise der englischsprachigen Community berichtet." Mefo hatte über den Mord an einem US-amerikanischen Missionar durch das Militär in der Unruheregion berichtet. Erst nach heftigen Protesten innerhalb Kameruns und auch aus dem Ausland kam sie frei. Auch die Verweigerung des australischen Visums sorgte für Reaktionen auf Twitter.

Im Anschluss an die Festnahme in Kamerun verließ Mefo das Land. Dann bereiste sie mehrere westliche Staaten, darunter die USA, Großbritannien, Norwegen und Frankreich. Später bewarb sie sich erfolgreich für eine Aufenthaltserlaubnis in Deutschland. Wenn sie unbedingt irgendwo einen Asylantrag hätte stellen wollen, hätte sie dies ja bereits in einem dieser Länder getan, argumentiert Mefo. Als sie von dem negativen Visumsbescheid seitens der australischen Behörden erfuhr, bezeichnete sie dies als verrückt: "Es ist eine von vielen Arten, Journalisten zum Schweigen zu bringen."

Unterlagen waren vollständig

Doch wieso sollte Australien ein Interesse daran haben, eine englischsprachige Journalistin aus Kamerun mundtot zu machen? Hierfür hat auch Mefo keine plausible Erklärung. "Die australischen Behörden werden die Unterlagen in Zukunft hoffentlich gründlicher durchsehen, wenn sie den Visumsantrag einer afrikanischstämmigen Journalistin erhalten." Denn der Antrag enthielt Details wie ihre Adresse in Deutschland, Kopien ihres Arbeitsvertrages und ihres Flugtickets nach Südafrika. "Es gab objektiv keinen Grund, mir das Visum zu verweigern", so Mefo. 

Bild: Reuters/AAP Image/L. Coh

In Australien sind Anfang der Woche viele große Tageszeitungen aus Protest mit geschwärzten Titelseiten erschienen - die Blätter und die Journalistenverbände kritisieren eine zunehmende Einschränkung der Pressefreiheit im Land.

Die Reise nach Südafrika hat Mefo übrigens wie geplant angetreten. Dort wird sie auf einer Konferenz über investigativen Journalismus sprechen. Die Reise dorthin begann allerdings in Deutschland.

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