Die berüchtigte Haftanstalt für Flüchtlinge auf der Weihnachtsinsel im Indischen Ozean war erst im Herbst geschlossen worden. Mit der Wiedereröffnung reagiert Australiens Premier Morrison auf eine politische Niederlage.
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Mit der Wiedereröffnung des Flüchtlingslagers auf der abgelegenen Weihnachtsinsel solle auf einen zu erwartenden Anstieg der Flüchtlingszahlen reagiert werden, sagte Premierminister Scott Morrison, der zuletzt durch eine Abstimmungsniederlage in der Flüchtlingspolitik unter Druck geraten ist.
Am Dienstag hatte das Parlament in Canberra mit knapper Mehrheit für einen Gesetzentwurf aus der Opposition zur medizinischen Versorgung von Flüchtlingen gestimmt, den Morrisons konservative Minderheitsregierung abgelehnt hatte. Das Gesetz gibt Asylsuchenden, die in Flüchtlingslagern auf abgelegenen Inseln festgehalten werden, das Recht, für eine Behandlung nach Australien gebracht zu werden.
Auf der Flucht
68 Millionen Menschen befinden sich weltweit auf der Flucht. Jeder Kontinent hat mit Migration zu tun. Diese Menschen stehen exemplarisch für das Gefälle zwischen den Gesellschaften. Ein trostloser Bilderreigen.
Bild: Imago/ZUMA Press/G. So
Flucht mit dem LKW
Die jüngste Migrationsbewegung hat ihren Ursprung in Mittelamerika. Gewalt und Hunger lassen die Menschen aus Honduras, Nicaragua, El Salvador und Guatemala fliehen. Das Ziel: Die Vereinigten Staaten von Amerika. Doch dort macht Präsident Trump mobil gegen die unerwünschten Zuwanderer. Die meisten Flüchtlinge bleiben an der mexikanisch-amerikanischen Grenze hängen.
Bild: Reuters/C. Garcia Rawlins
Die outgesourcten Flüchtlinge
Australiens konservative Regierung will keine Flüchtlinge im Land haben. Diejenigen, die es tatsächlich bis auf den fünften Kontinent schaffen, werden rigoros abgeschoben. Australien hat mit mehreren Pazifikstaaten, darunter zum Beispiel Papua-Neuguinea und Nauru Abkommen geschlossen, dass die Flüchtlinge dort in Lagern untergebracht werden. Die Zustände beschreiben Beobachter als katastrophal.
Bild: picture alliance/AP Photo/Hass Hassaballa
Die vergessenen Flüchtlinge
80 Jahre ist Hussein Abo Shanan alt. Er lebt seit Jahrzehnten als palästinensischer Flüchtling in Jordanien. Knapp zehn Millionen Einwohner hat das Königreich. Darunter sind 2,3 Millionen registrierte palästinensische Flüchtlinge. Sie leben teilweise schon seit 1948 im Land - nach dem Ende des arabisch-israelischen Kriegs. Dazu kommen aktuell noch rund 500.000 syrische Migranten.
Bild: Getty Images/AFP/A. Abdo
Geduldet beim Nachbarn
Für viele Venezolaner ist Kolumbien die letzte Chance. Hier leben sie in Lagern wie "El Camino" vor den Toren der Hauptstadt Bogota. Die Politik von Präsident Nicolás Maduro hat dazu geführt, dass Venezuela seine Bürger nicht mehr versorgen kann. Lebensmittel und Medikamente sind Mangelware. Die Perspektiven für eine Rückkehr sind schlecht.
Bild: DW/F. Abondano
Flucht durch die Kälte
Immer wieder versuchen flüchtende Menschen, wie hier diese Männer, die Grenzen von Bosnien-Herzegowina nach Kroatien zu überwinden. Kroatien als Mitglied der Europäischen Union ist das Ziel der Migranten. Gerade jetzt im Winter auf dem Balkan ist diese Route gefährlich. Schnee, Eis und Stürme erschweren die Wanderung.
Bild: picture-alliance/A. Emric
Endstation Bangladesch?
Regenzeit im Flüchtlingslager Kutupalong in Bangladesch. Die aus Myanmar geflohenen Rohingya-Frauen schützen sich mit dem Schirm vor den Regengüssen. Mehr als eine Million muslimische Rohingya flohen vor den Truppen Myanmars in den Nachbarstaat. Bangladesch, eines der ärmsten Länder der Welt, ist mit der Situation überfordert. Kutupalong ist derzeit das größte Flüchtlingslager der Welt.
Bild: Jibon Ahmed
Leben ohne Ausweg
Viele Bodenschätze, fruchtbare Böden: Die Zentralafrikanische Republik hätte eigentlich alles, um eine stabile Gesellschaft zu bilden. Doch der Krieg im eigenen Land und Konflikte in den Nachbarstaaten, korrupte Regierungen und umsichgreifender Islamismus heizen die Gewalt in der Region an. So kommt es dann, dass zahlreiche Menschen, wie hier in der Hauptstadt Bangui, in Notunterkünften leben.
Bild: picture-alliance/dpa/R. Blackwell
Ankunft in Spanien
In rote Decken gehüllte Flüchtlinge werden nach ihrer Ankunft im Hafen von Malaga vom Roten Kreuz betreut. Die 246 Migranten waren vom Rettungsschiff "Guadamar Polimnia" gerettet worden. Immer mehr Afrikaner meiden mittlerweile Libyen und nehmen stattdessen die westliche Mittelmeerroute von Algerien oder Marokko aus.
Bild: picture-alliance/ZUMA Wire/J. Merida
Sudanesische Flüchtlinge in Uganda
Lange war Uganda selbst ein vom Bürgerkrieg zerrissenes Land. Inzwischen hat sich die Situation im Vergleich zu anderen afrikanischen Staaten stabilisiert. Für diese Flüchtlinge aus dem Südsudan bedeutet die Ankunft in Kuluba erst einmal Sicherheit. Hunderttausende Südsudanesen haben inzwischen Zuflucht in Uganda gefunden.
Bild: Imago/ZUMA Press/G. So
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Morrison sagte am Mittwoch, dies gebe Menschen neue Anreize, die Überfahrt nach Australien zu wagen. Deshalb wolle er das Lager auf der Weihnachtsinsel wiedereröffnen. Der Opposition warf der Premier vor, die Grenzen des Landes zu schwächen.
Das 2008 geöffnete Flüchtlingslager war in der Vergangenheit Schauplatz von Aufständen, Todesfällen, mutmaßlichen Vergewaltigungen und Selbstverletzungen. 2015 kam es nach dem ungeklärten Tod eines Asylbewerbers zu einem Aufstand in dem Lager, an dem sich die Mehrheit der damals rund 200 Insassen beteiligte.
Australien steht wegen seiner harschen Politik zur Abschreckung von Flüchtlingen seit Jahren in der Kritik. Das Land bringt alle Flüchtlinge, die per Boot nach Australien kommen wollen und dabei aufgegriffen werden, in Lager auf den Pazifikinseln Nauru und Papua-Neuguinea. Die Flüchtlingspolitik ist auch ein wichtiges Thema im Wahlkampf vor den Parlamentswahlen im Mai.