Hilfsprogramme für Aborigines gescheitert
12. Februar 2020Mit einer historischen Entschuldigung und hehren Zielen hatte vor zwölf Jahren Australiens damaliger Premierminister Kevin Rudd die Initiative "Die Lücke schließen" (Closing The Gap) ins Leben gerufen. Mit sieben zentralen Vorhaben der Regierung sollte das Leben der Aborigines dem der übrigen Australier angeglichen werden.
Doch die jetzt bekannt gewordenen Ergebnisse sind verheerend: Die Konzepte zur Reduzierung der Kindersterblichkeit, eine umfassende Alphabetisierung, die Erhöhung der Lebenserwartung und die Verringerung der Arbeitslosigkeit sind nach den Worten von Regierungschef Scott Morrison gescheitert. "Das ist die nationale Wahrheit und eine nationale Schande", beklagte er bei der Vorstellung des jüngsten Berichts im Parlament in Canberra. Über Jahrzehnte habe der "Von-oben-nach-unten-Ansatz" der Regierung nicht die nötigen Verbesserungen gebracht.
Die Lebenserwartung von Aborigines liegt acht Jahre unter dem australischen Durchschnitt. Kinder aus Ureinwohner-Familien haben ein doppelt so hohes Risiko, vor ihrem fünften Geburtstag zu sterben. Die Erwerbslosigkeit unter den Aborigines liegt um mehr als 25 Prozent höher als bei der übrigen Bevölkerung.
Mehr Grundschulkinder und High-School-Abschlüsse
Andere Maßnahmen der Regierung zeigten nur etwas Wirkung, führte Scott weiter aus. Zwar besuchten mehr Kinder aus Aborigine-Familien eine Grundschule und mehr Kinder als je zuvor machten ihren High-School-Abschluss. Allerdings lägen die tatsächlichen Anwesenheitsraten der Aborigine-Kinder immer noch deutlich hinter jenen von anderen australischen Schülern.
"Es ist mehr als nur eine Lücke, es ist ein Abgrund, eine klaffende Wunde an der Seele unserer Nation", bilanzierte Pat Turmer, eine führende Vertreterin der Aborigines, das Ergebnis des Berichts.
Etwa 750.000 der rund 25 Millionen Australier sind Ureinwohner, die meisten von ihnen werden unter dem Oberbegriff Aborigines zusammengefasst. Sie sind die am meisten benachteiligte Gruppe des Landes. Die Ureinwohner lebten bereits zehntausende Jahre vor Ankunft der britischen Kolonialherren vor 250 Jahren auf dem australischen Kontinent.
se/haz (rtr, afp, dpa)