Auswärtiges Amt: Prorussische Desinformation aufgedeckt
26. Januar 2024Das Auswärtige Amt hat nach eigenen Angaben eine prorussische Desinformationskampagne auf der Plattform X aufgedeckt. Mittels 50.000 gefälschter Nutzerkonten sei versucht worden, Unmut über die Bundesregierung zu schüren. Zugleich gehe es darum, die Unterstützung für die von Russland angegriffene Ukraine zu schwächen, heißt es in einer Analyse des Ministeriums.
Von jenen Accounts seien in der Zeit vom 20. Dezember bis 20. Januar mehr als eine Million deutschsprachige Tweets abgesetzt worden, berichtet "Der Spiegel", dem die Analyse vorliegt. Häufig tauche darin der Vorwurf auf, die Bundesregierung vernachlässige die eigene Bevölkerung, um der Ukraine zu helfen. Das Magazin zitiert eine der am häufigsten verbreiteten Kurzmitteilungen: "Ich finde es enttäuschend, dass die Regierung mehr für andere Länder tut als für die eigenen Bürger."
Doppelgänger bekannter Medienauftritte
Die Beiträge der gefälschten Nutzerkonten hätten oft Links zu ebenfalls gefälschten Websites gesetzt, die Internetauftritte bekannter Medien nachahmten, jedoch Falschnachrichten verbreiteten. Nur an Wochenenden und an russischen Feiertagen sei das verbale Trommelfeuer für kurze Zeit verstummt.
Die Analysten des Auswärtigen Amts, so der "Spiegel", zögen eine Verbindungslinie zur sogenannten Doppelgänger-Kampagne, die 2022 bekannt wurde und die auch auf andere europäische Länder zielt. Auch hier wird mit Websites gearbeitet, die denjenigen etablierter Presseorgane täuschend ähnlich sehen. Einiges deute darauf hin, dass ein großer Teil der Funktionen automatisiert ablaufe und durch Algorithmen gesteuert werde.
"Globaler Bedrohungsfaktor"
"Desinformation ist zu einem globalen Bedrohungsfaktor geworden", sagte eine Ministeriumssprecherin. "Sie wird von denjenigen, die unsere Werte nicht teilen, gezielt eingesetzt, um ganze Gesellschaften zu destabilisieren - nicht nur in westlichen Demokratien, sondern überall." Das Auswärtige Amt befinde sich in enger Abstimmung mit dem Bundesinnenministerium und dem Bundeskriminalamt, um darauf angemessen zu reagieren.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser erklärte, die "jetzt offengelegte Lügenkampagne" zeige das "Ausmaß russischer Desinformation in Deutschland". Seit Jahren versuche Russlands "Propaganda-Apparat" Falschinformationen zu verbreiten, "um das Vertrauen in unsere Demokratie zu erschüttern, Wut zu schüren und die öffentliche Meinung zu manipulieren", so Faeser.
jj/uh (dpa, afp)