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Costa-Gavras bekommt europäischen Ehren-Filmpreis

Jochen Kürten
14. Dezember 2018

Er hat das Genre des Polit-Thrillers wie kein zweiter geprägt. 1933 in Griechenland geboren, wurde Gavras später französischer Staatsbürger. Sein Film "Z" wurde zum Welterfolg. Jetzt wird er in Sevilla ausgezeichnet.

Costa-Gavras griechisch-französischer Filmregisseur
Bild: Hellas Film Box

Regisseur Costa-Gavrás hat seine Heimat in Griechenland. Am 12. Februar 1933 wurde er als Konstantínos Gavrás in der Provinz Arkadien im Zentrum der Peloponnes geboren. Ein mythischer Landstrich, der in Europa als Synonym für ein Leben jenseits aller Nöte und Sorgen galt. Costa-Gavrás hat sich in seinem Werk ganz besonders mit dem Leid der Völker in Militärdiktaturen auseinandergesetzt - und den Folgen, die diese für den Einzelnen nach sich ziehen. Das sorgenlose Leben Arkadiens wurde nicht zu seinem bevorzugten Thema.

1965 nimmt er die französische Staatsbürgerschaft an

Sein Vater, ein Kommunist, hatte sich während des Zweiten Weltkriegs gegen die deutschen Besatzer Griechenlands zur Wehr gesetzt. Im Nachkriegs-Griechenland hatte er sich Repressalien des griechischen Staates ausgesetzt gesehen. Das hatte schließlich auch Auswirkungen auf das Leben des Sohnes. Konstantínos Gavrás verließ 1954 seine Heimat und ging nach Paris, nannte sich von da an Costa-Gavras. Nach Literatur- und Filmstudium assistierte er bei einer Reihe berühmter Regisseure des französischen Kinos. Zwei Jahre später nahm er die Staatsbürgerschaft der "Grande Nation" an und debütierte 1965 als Regisseur.

Der junge Regisseur an der Seite seiner Stars Irene Papas und Yves Montand bei der US-Premiere von "Z" Bild: AP

In der Folge drehte er zahlreiche Politthriller über die jeweils aktuellen Krisenherde der Welt, nahm Militärdiktaturen in Südamerika und Europa in den Blick, den Nahost-Konflikt, Holocaust-Vergangenheit, aber auch Verwerfungen innerhalb moderner Demokratien inklusive der Sujets Rassismus und Antisemitismus. Auch in seinen letzten Filmen, gedreht in hohem Alter, ließ das Engagement nicht nach. Costa-Gavrás Alterswerk behandelte Themen wie die globale Finanzkrise oder widmete sich der Flüchtlingsproblematik.

"Meine Filme sind zuallererst Spektakel mit guten Schauspielern"

Mit Costa-Gavras werde in Sevilla im Rahmen des Europäischen Filmpreises ein Regisseur ausgezeichnet, der mit starker politischer Stimme nicht nur von seinen Kollegen zutiefst respektiert wird, heißt es von Seiten der "Europäischen Film-Akademie". Auch vom Kinopublikum sei Costa-Gavras weltweit in den vergangenen Jahrzehnten gefeiert worden.

2017 war der Regisseur Ehrengast des Berliner Film-Festivals "Hellas Filmbox", das sich dem aktuellen Filmgeschehen seines von Krisen durchgeschüttelten ehemaligen Heimatlandes widmet. Das Image des auf Politthrillers spezialisierten Regisseurs mag der Regisseur freilich nicht: "Was heißt das: Politthriller?" fragte Costa-Gavrás damals im Interview der Deutschen Welle zurück: "Ich fühle mich nicht dafür verantwortlich, dass man mir zuschreibt, ich würde Politthriller bzw. politisches Kino machen. Meine Filme sind zuallererst Spektakel mit guten Schauspielern, einem Rhythmus, einem guten Drehbuch, mit guten Dialogen und ab und zu mit etwas Leichtigkeit, mit etwas das die Zuschauer zum Lachen bringt."

Dennoch: Es ist wohl nicht falsch, Costa-Gavrás dezidiert als politischen Filmemacher zu bezeichnen. Allerdings auf eine Art und Weise, die ein großes Publikum miteinbezieht. Besonders interessiert ihn dabei ein Thema: "Das was mich in allen meinen Filmen umtreibt, ist die Frage der Macht ganz unten bis an die Spitze der Macht-Pyramide. Ich habe Macht über meine Kinder, über mein Filmset und über mir gibt es welche, die Macht über mich haben. Die Art, wie jemand die Macht, die ihm zur Verfügung steht, ausübt, macht seine Umgebung glücklich oder unglücklich." 

20 Filme in 40 Jahren: Regisseur Costa-GavrasBild: Hellas Filmbox

Populäre Filme fürs große Publikum 

Der Regisseur, der meist mit Stars des internationalen Films arbeitet, nutzt die dramaturgischen Tricks und die Ästhetik des Spannungskinos. Das ist ihm von verschiedener Seite, vor allem von der Linken, immer wieder auch vorgeworfen worden.

Costa-Gavrás opfere seine Sujets einer konventionellen Hollywood-Ästhetik, lautete ein nicht selten erhobene Klage. Der Regisseur schleppte früh den von einigen linken Aktivisten als Makel empfundenen Ruf eines populären Filmemachers mit sich herum. Politisch engagierte Spielfilm-Regisseure wie Jean-Luc Godard, die auf jegliche Publikums-Zugeständnisse verzichteten, standen in den späten 1960er und 1970er Jahren am anderen Ende des filmischen Kosmos.

Das Publikum folgte dem mit vielen Preisen ausgezeichneten Costa-Gavrás gern, so dass viele seiner Filme an den Kinokassen sehr erfolgreich waren. Auch als Film-Vermittler engagierte sich der gebürtige Grieche lange Jahre, bereits in den 1980er Jahren leitete er für einige Zeit die legendäre "Cinémathèque française" in Paris, der er auch seit 2017 wieder vorsteht.

Aktuelle Fragen an das politische Kino

"Brauchen wir das große politische Kino eigentlich noch, bzw. was kann Kino in der heutigen Zeit bewegen?" Diese Frage wurde ihm auch auf dem Filmfestival "Hellas-Box" im vergangenen Jahr nocheinmal gestellt. Costa-Gavrás zeigte sich skeptisch: "Jemand der sagt, er drehe Filme um die Welt zu verändern, muss doch etwas verrückt sein," so der Regisseur.

"Ich mache Filme mit Geschichten, die mich persönlich stark interessieren. Ich habe in 40 Jahren rund 20 Filme gedreht. Nicht gerade viel. Aber jedes Mal ist es für mich eine Angelegenheit von Liebe und Leidenschaft", zog der weltberühmte Regisseur sein persönliches Fazit. 

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