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Auszeichnung für Homosexuellen-Anwältin

Max Borowski18. März 2014

Wer sich für die Rechte von Homosexuellen in Kamerun einsetzt, riskiert häufig sein Leben. Alice Nkom lässt sich nicht einschüchtern. Dafür wird sie von Amnesty International geehrt.

Alice Nkom, die erste schwarze Anwätin Kameruns (Foto: KAZE/AFP/Getty Images)
Bild: AFP/Getty Images

Eigentlich, betont Alice Nkom immer wieder, verlange sie für Homosexuelle in Kamerun nur Grundrechte, die im Land längst verbrieft seien. Homosexuelle Handlungen zu bestrafen, "widerspricht der Verfassung und den internationalen Verträgen und Konventionen, die Kamerun unterzeichnet hat", sagte die Juristin einmal im Interview mit der Deutschen Welle. Doch diese Rechte in dem afrikanischen Land tatsächlich einzufordern, kann lebensgefährlich sein. So wurde etwa im vergangenen Sommer Nkoms Mitstreiter, der Aktivist und Journalist Eric Lembembe, ermordet. Nkom vertritt die Familie des Opfers als Rechtsanwältin. Auch sie erhält Morddrohungen.

Dafür, dass die 68-jährige Mutter von zwei Kindern trotz der täglichen Bedrohung für die Rechte von Homosexuellen in ihrem Heimatland kämpft, wird sie zusammen mit der von ihr gegründeten Organisation "Association de défense des droits des homosexuels au Cameroun" (ADEFHO, Vereinigung zur Verteidigung der Rechte von Homosexuellen in Kamerun) am Dienstag (18.03.2014) mit dem Menschenrechtspreis der deutschen Sektion von Amnesty International (AI) ausgezeichnet. "Sie ist Vorbild für Aktivisten in ganz Afrika", sagte die AI-Deutschlandchefin Selmin Caliskan bei der Bekanntgabe im November vergangenen Jahres.

Amnesty International Deutschland würdigt das Engagement von Alice NkomBild: picture-alliance/dpa

Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert und dient dazu, die Arbeit der Menschen in der Öffentlichkeit bekannter zu machen, die sich - unter schwierigen Bedingungen - für die Menschenrechte einsetzen.

Tabus behindern Aufklärung

Alice Nkom ist schon immer eine Vorkämpferin gewesen: Als erste schwarze Frau erhielt sie 1969 in Kamerun die Zulassung als Rechtsanwältin. 2003 war sie Mitbegründerin von ADEFHO, der ersten Organisation, die es wagte, sich für Homosexuelle einzusetzen. Neben juristischer Hilfe bietet ADEFHO auch psychologische Beratung und Sicherheitstrainings an.

Statistiken über Strafverfahren gegen Homosexuelle in Kamerun gibt es nicht. Aber laut Nkom nimmt die Repression zu. Auch wenn der Paragraph 45, der gleichgeschlechtlichen Sex mit bis zu fünf Jahren Gefängnis bestraft, "schwammig und illegal" sei, wie die Juristin betont, finde er zunehmend Anwendung. Nkom hat schon viele Angeklagte in solchen Prozessen vertreten. Doch wie der Mord an Eric Lembembe zeigt, werden Homosexuelle nicht nur direkt von der Justiz verfolgt. Würden sie bedroht oder Opfer von Hassverbrechen, schreite der Staat nicht ein, klagte Nkom kurz nach dem Tod Lembembes gegenüber der DW. "Selbst wenn du dich bei den Behörden beschwerst, passiert nichts - und das nur, weil du schwul bist oder Schwule verteidigst."

Alice Nkom zu Gast bei der ersten gleichgeschlechtlichen Eheschließung in FrankreichBild: picture alliance / dpa

Die Aktivistin hat bei ihrem Einsatz für Kameruns "sexuelle Minderheiten", wie sie es formuliert, keineswegs nur die Regierung und die Justiz gegen sich. Die ganze Gesellschaft sei so stark von Tabus durchsetzt, dass es sehr schwierig sei, mit Aufklärung den Vorurteilen über Homosexuelle zu begegnen. "Es ist sehr schwer für Kameruner, über Sexualität zu sprechen." Das von konservativen Christen in Kamerun und anderen afrikanischen Staaten immer wieder vorgebrachte Argument, die Gesellschaft sei nun einmal sehr religiös und Homosexualität habe da keinen Platz, lässt sie allerdings nicht gelten. Denn: "Selbst der Vatikan stellt Homosexualität nicht unter Strafe!"

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