Lange standen die Bänder still, Lieferketten waren unterbrochen, Autohäuser geschlossen. Die Quartalszahlen der Autokonzerne Volkswagen und Daimler zeigen, wie stark die Corona-Krise die Bilanzen belastet.
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Der weltgrößte Autobauer Volkswagen hat zwischen Januar und Ende März 2020 weltweit zwei Millionen Fahrzeuge ausgeliefert, das ist rund ein Viertel weniger als im Vorjahreszeitraum. Im März lag das Minus sogar bei 38 Prozent, so dass nur noch 623.000 Fahrzeuge einen Abnehmer fanden.
Der Nettogewinn brach im ersten Quartal um 86 Prozent auf 405 Millionen Euro ein. Der Umsatz sank um 8,3 Prozent auf 55,1 Milliarden Euro.
Die Konzerntochter Audi schrammt nur knapp an den roten Zahlen vorbei: Das operative Ergebnis (also vor Zinsen und Steuern) fiel auf nur noch 15 Millionen Euro, nach 1,1 Milliarden Euro im Vorjahresquartal.
Bei der Hauptmarke VW halbierte sich das Ergebnis im operativen Geschäft auf 481 Millionen Euro, bei Porsche lag es mit 529 Millionen Euro um ein Drittel niedriger als im Vorjahreszeitraum.
Die Zahl der ausgelieferten Fahrzeuge fiel konzernübergreifend um ein Viertel auf rund zwei Millionen Wagen, nur die Luxusmarke Bentley konnte leicht zulegen.
Immerhin: Kein Verlust
Auch im Gesamtjahr 2020 werde der Konzern deutlich weniger Autos verkaufen als 2019 und deshalb auch deutlich weniger Geld verdienen, teilte der Konzern mit. Doch Volkswagen traut sich zu, das Jahr mit einem operativen Gewinn abzuschließen. Damit wagt Volkswagen als einer der wenigen in der Branche eine konkrete Prognose für 2020.
"Wir haben zahlreiche Gegenmaßnahmen ergriffen, um die Kosten zu senken sowie die Liquidität zu sichern und sind finanziell weiter robust aufgestellt", erklärte Finanzchef Witter und fügte hinzu: "Der Volkswagen-Konzern steuert fokussiert und entschlossen durch diese beispiellose Krise."
Auch Frank Schwope, Analyst der Nord-LB, erwartet für da Gesamtjahr noch "deutlich schwarze Zahlen". Gewinne wie im Vorjahr werde Volkswagen "allerdings frühestens wieder 2022 erreichen".
Rückgang auf bei Daimer
Auch der Stuttgarter Autobauer Daimler gab am Mittwoch Quartalszahlen bekannt. Bis Ende März lieferte der Konzern 644.300 Fahrzeuge aus (Pkw und Lkw), das waren 17 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.
Der Umsatz sank leicht um sechs Prozent auf 37,2 Milliarden Euro, doch davon blieb kaum etwas übrig. Der Gewinn lag bei 168 Millionen Euro, ein Rückgang von 92 Prozent.
Daimler-Chef Ola Källenius war immerhin froh, keinen Verlust eingefahren zu haben. Man habe sich sehr schnell bemüht, die Liquidität zu sichern und die Kosten zu reduzieren. "Daimler hat daher das erste Quartal mit einem positiven Ergebnis und einer robusten Liquidität abgeschlossen."
Der Konzern investieren weiterhin in Elektromobilität und Digitalisierung, sagte der Daimler-Chef. "Diese Schlüsseltechnologien für die Zukunft stehen nicht zur Disposition."
Produktion beginnt wieder
Volkswagen, Daimler und andere Autobauer haben nach knapp sechswöchiger Zwangspause damit begonnen, ihre Werke wieder zu starten. Bevor die Produktion wieder rund läuft, dürften aber noch einige Wochen vergehen. Denn bisher ist nicht absehbar, wann wieder so viele Autos verkauft werden, dass die Produktion ausgelastet werden kann.
Analyst Schwope von der Nord-LB rechnet für das laufende Jahr mit einem weltweiten Rückgang von Autoproduktion und -absatz um zehn bis 20 Prozent.
Die großen deutschen Autobauer VW, BMW und Daimler hoffen daher auf staatliche Kaufanreize nicht nur für Elektroautos.
Autos in der Corona-Krise: Einbruch und Neustart
Eigentlich hatte die Corona-Krise das ersten Quartal des Jahres noch gar nicht ganz im Griff, und dennoch ist der Gewinneinbruch bei Daimler oder Renault gigantisch. Allerdings läuft langsam die Produktion wieder an.
Bild: DW
Gewinneinbruch
Ein Gewinneinbruch von 78 Prozent – das ist die Daimler-Bilanz für das erste Quartal. Noch bleiben 617 Millionen Euro übrig, aber Daimler sorgt vor: Oberste Priorität habe nun, die Liquidität zu sichern, so der Finanzvorstand Harald Wilhelm. Den ursprünglichen Jahresausblick kippte Daimler. Angesichts der Corona-Krise könne man Nachfrage, Lieferketten und Produktion nicht sicher einschätzen.
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Minus 20 Prozent
Vor allem das LKW-Geschäft ist dem Daimler-Konzern weggebrochen: Der weltweite Absatz von Lastwagen sank in den ersten drei Monaten des Jahres um 20 Prozent. In dem Zeitraum verkaufte die PKW-Tochter Mercedes-Benz weltweit 15 Prozent weniger. Dabei wurden Autohäuser und Fabriken erst im März ganz geschlossen.
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Nach dem Stillstand...
Seit Montag fährt Daimler nach vier Wochen Stillstand in großen Teilen der Produktion seine Werke wieder hoch. Seit dem 6. April gilt zudem Kurzarbeit, die nach jetzigem Stand erst Ende April auslaufen soll. Etwa 80 Prozent der rund 170 000 Beschäftigten in Deutschland sind in unterschiedlichem Maße davon betroffen.
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Erste Erholung
In China - hier Arbeiter bei der Pause in einer Auto-Fabrik von Dongfeng Honda - zeichnet sich bereits eine Erholung auf dem PKW-Markt ab. Die Verkäufe dort waren im März um 48 Prozent gesunken, nachdem sie im Februar noch um mehr als 80 Prozent eingebrochen waren. Fast alle Standorte von Daimler in China arbeiten inzwischen wieder.
Bild: Getty Images/AFP/STR
... zurück ans Band
Zurück ans Band geht's auch bei Volkswagen, jedenfalls zunächst in Zwickau: Nach mehr als fünf Wochen Corona-Stillstand läuft dort am Donnerstag die Fahrzeugproduktion langsam wieder an. In dem sächsischen VW-Werk wird seit November mit dem ID3 der vollelektronische Hoffnungsträger des Konzerns gebaut. Auch das Motorenwerk Chemnitz wird nun schrittweise wieder hochgefahren.
Bild: Oliver Killig
Die VW-Zentrale
Die gigantischen VW-Fabriken am Stammsitz in Wolfsburg fahren erst am kommenden Montag die Bänder wieder an. Das Gleiche gilt für die Werke in Emden und Hannover. VW setzt dabei auf verschärfte Hygiene und kürzere Reinigungsintervalle. Arbeiter in Bereichen, in denen Abstände von 1,5 Metern nicht möglich sind, sollen Masken tragen. Die Taktzeiten werden deutlich verlangsamt, teilte VW mit.
Bild: picture-alliance/dpa/C. Stratenschulte
Die Reserven schmelzen
Auch dem französischen Autobauer Renault setzt die Corona-Krise massiv zu. Im ersten Quartal brach der Absatz um mehr als ein Viertel ein, der Umsatz schrumpft um fast 20 Prozent. Die Barmittelreserven von Renault im Autogeschäft schmolzen in den drei Monaten um ein Drittel auf 10,3 Milliarden Euro, teilte der Autokonzern in Paris mit.
Bild: picture-alliance/dpa/C. Ena
Fahrplan mit Gesundheitsschutz
Besser steht in Frankreich auch Konkurrent PSA mit seinen Marken Peugeot und Citroen nicht da: PSA setzte im Jahresvergleich mit rund 627.000 Fahrzeuge 29 Prozent weniger ab. Wie andere Autobauer auch bereitet PSA das Wiederanfahren seiner europäischen Werke vor. Noch verhandelt der Konzern aber über einen Fahrplan und Vorkehrungen für den Gesundheitsschutz mit Arbeitnehmervertretern.
Bild: picture-alliance/AP Photo/J. Brinon
Im Epizentrum der Krise
In Italien, lange Zeit das Epizentrum der Corona-Krise in Europa, dürfen die Fabriken erst langsam ab dem 4. Mai starten. Das gilt auch für Fiat Chrysler. Der Autokonzern mit seinen Traditionsmarken war besonders hart getroffen worden: Fiat Chrysler verkaufte gut 76 Prozent weniger im März. Zum Vergleich: In der gesamten EU sackte der Autoabsatz im März um 55 Prozent weg.