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Autoexperte: Imageschaden noch nicht abzusehen

25. Juli 2017

Sollten sich die Kartell-Vorwürfe gegen die deutschen Autobauer bewahrheiten, dürften ihnen Milliardenstrafen drohen. Schwerer dürfte der Imageschaden wiegen, sagt Autoexperte Frank Schwope im DW-Gespräch.

Symbolbild - Die Rostlaube
Bild: Colourbox/E. Christa

Herr Schwope, die deutsche Automobilindustrie ist gerade dabei, Dieselgate von Volkswagen so einigermaßen in den Griff zu bekommen, da kommen neue Vorwürfe, und zwar sehr heftige: Vorwürfe der Bildung eines Kartells. Was bedeutet das für die deutsche Autoindustrie aus Ihrer Sicht?

Das bedeutet natürlich einen zusätzlichen Schaden. Wenn sich das alles so bewahrheiten sollte, wie es momentan berichtet wird. Man kann Vergleiche ziehen zu Lkw-Herstellern, die haben in den letzten Jahren eine Strafe von knapp drei Milliarden bekommen für Kartellabsprachen. Dann würde ich davon ausgehen, dass es für die Pkw-Hersteller auf Grund der größeren Zahl an verkauften Fahrzeugen und auf Grund der hohen Umsätze im Pkw-Bereich deutlich teurer wird. Ich würde mal schätzen, dass es um die drei bis fünf Milliarden Euro an Strafzahlungen gehen könnte wenn sich das, wie gesagt, so bewahrheitet, wie es heute dargestellt wird.

Drei bis fünf Milliarden für alle oder trifft es vielleicht einzelne besonders, weil Daimler beim Wettrennen um die Selbstanzeige beim Kartellamt offenbar gewonnen hat. Dann könnte Daimler ja womöglich straffrei ausgehen?

Frank Schwope, Analyst und Autoexperte der NordLBBild: NordLB

Ich würde davon ausgehen, dass die Summe sich auf drei bis fünf Milliarden beläuft, für alle Hersteller zusammen. Einzelne können straffrei ausgehen, wenn sie Kronzeugen waren beziehungsweise wenn die Behörden noch keine Kenntnis von den Sachverhalten hatten, dann könnte Daimler möglicherweise als erster, der sich selbst angezeigt hat, straffrei ausgehen. Andere, die sich vielleicht kooperativ zeigen in der Zusammenarbeit mit den Behörden, könnten verringerte Strafen bekommen. Aber insgesamt würde ich für die fünf deutschen Hersteller schon auf Beträge zwischen drei und fünf Milliarden Euro rechnen.

Es könnten natürlich noch Schadensersatzklagen hinzukommen von Autokäufern, von Zulieferern, von Autohändlern. Kann das noch mehr werden?

Durchaus. Im Lkw-Bereiche haben wir das auch gesehen, dass es Schadensersatzklagen von Käufern gibt, dass es von Zulieferern auch Klagen gibt. Das wird natürlich auch von Autokäufern im Pkw-Bereich kommen. Das kann sich auch noch auf die eine oder andere zusätzliche Milliarde summieren. Dazu kommt sicher noch der Imageschaden, den man immer schwer errechnen kann, aber der sich letzten Endes immer daran bemisst, dass die Autohersteller zukünftig vielleicht weniger Fahrzeuge verkaufen, dass sie weniger Gewinne machen und dadurch natürlich auch noch möglicherweise einen Milliardenschaden haben.

Das ist ja das, was viele auch befürchten: Dass es über den Imageschaden hinaus geht und das gerade jetzt, in dieser Zeit, wo die Autoindustrie im größten Umbruch ihrer Geschichte steckt, dass die Deutschen da ins Hintertreffen geraten könnten?

Ich glaube nicht, dass die Deutschen ins Hintertreffen geraten können. Ich glaube, andere Automobilhersteller in der Welt haben auch ihre Skandale. Aber auf der anderen Seite machen die deutschen Hersteller natürlich durch solche Affären, durch solche Skandale beste Werbung für Tesla.

Tesla wird am kommenden Freitag mit großem Buhei die ersten 30 seiner "Modell 3" genannte Autos an die Käufer übergeben. Tesla: Der große Gewinner aus Ihrer Sicht im Moment?

Nicht konkret. Tesla spielt natürlich in einem anderen Segment, verkauft Elektroautos, wird natürlich gehypt durch massive Marketingmaßnahmen. Aber ob Tesla letzten Endes das, was sie versprechen - sprich nächstes Jahr 500.000 Autos zu produzieren, ob sie das problemlos schaffen und ob sie auch mal Gewinne erzielen können, steht wirklich in den Sternen. Manchmal fragt man sich dann auch, ob Tesla-Chef Elon Musk vorher Gewinne erzielt oder zuerst mit seiner Space-X-Rakete auf dem Mars landen wird. Da kann man sich auch nicht so ganz sicher sein.

Frank Schwope ist Auto-Analyst bei der NordLB.

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