Autofrachter in der Nordsee in Flammen
26. Juli 2023Die in Panama registrierte "Fremantle Highway" habe sich rund 27 Kilometer nördlich der Urlauberinsel Ameland befunden, als das Feuer am Dienstagabend ausgebrochen sei, teilte die Küstenwache der Niederlande mit. Ursache sei vermutlich ein in Brand geratenes Elektroauto.
Der Frachter war auf dem Weg von Deutschland nach Ägypten und hat 2857 Autos an Bord, 25 davon sind Elektroautos. Die Küstenwache teilte mit, man stelle sich auf alle Szenarien ein. Das schließe auch die Möglichkeit ein, dass das 199 Meter lange Schiff sinke.
Schiff könnte noch tagelang brennen
Die Schiffsbesatzung habe vergeblich versucht, das Feuer zu löschen. Mehrere der 23 Besatzungsmitglieder seien von Bord gesprungen. Die Verletzten seien zur medizinischen Versorgung mit Hubschraubern aufs Festland gebracht worden.
Sie hätten Rauchvergiftungen erlitten, einige seien auch bei der Evakuierung verletzt worden. Der niederländische Sender NOS berichtete, das aus Bremerhaven gekommene Schiff sei erfolgreich aus der Schifffahrtsroute geschleppt worden.
Inzwischen hat der 18.500 Tonnen schwere Frachter Schlagseite. Er könnte nach Einschätzung der niederländischen Küstenwache möglicherweise noch tagelang brennen. Das Feuer könne nicht gelöscht werden, solange die "Fremantle Highway" nicht stabilisiert sei, betonte eine Sprecherin der Küstenwache. Um jedes zusätzliche Risiko zu vermeiden, werde deshalb derzeit zur Abkühlung auch nur die Seite der "Fremantle Highway" mit Wasser besprüht, nicht aber das Deck.
Allein 350 Mercedes-Autos an Bord
Berichten von Fachmedien zufolge gehört die "Fremantle Highway" dem japanischen Unternehmen Shoei Kisen Kaisha, dem Eigner des Containerschiffs "Ever Given", das im März 2021 den Suezkanal blockiert hatte. An Bord des Frachters befinden sich unter anderem 350 Fahrzeuge von Mercedes-Benz, wie der Autokonzern mitteilte.
Ein möglicher Untergang des Frachters könnte aus Sicht des Bürgermeisters der deutschen Nordseeinsel Borkum schwere Umweltschäden zur Folge haben. Die Gefahr gehe aus seiner Sicht sowohl von den E-Autos an Bord als auch von einem möglichen Austritt von Schweröl aus, sagte Jürgen Akkermann.
Der brennende Frachter weckt Erinnerungen an eine Umweltkatastrophe Anfang 2019. Damals hatte das Schiff "MSC Zoe" mit 8000 Containern an Bord in der stürmischen Nordsee auf der Fahrt nach Bremerhaven 342 Container verloren.
Die meisten zerbarsten beim Aufprall auf dem Wasser, in der Folge trieb tonnenweise Müll an die Strände. Betroffen waren vor allem die niederländischen Watteninseln sowie Borkum.
Im Februar 2022 hatte ein mit Luxuswagen des Volkswagen-Konzerns beladenes Schiff vor den Azoren Feuer gefangen. Nach rund zwei Wochen war die "Felicity Ace" mit rund 4000 Autos an Bord bei einem Abschleppversuch im Atlantik gesunken.
uh/sti (rtr, dpa)