1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Autoimmunkrankheiten: Impfen gegen Diabetes und MS

11. Oktober 2023

Forschende hoffen, mit einer neuen Art Impfstoff Autoimmunkrankheiten wie etwa Multiple Sklerose oder Typ-1-Diabetes erfolgreich behandeln zu können. Wie funktionieren diese sogenannten inversen Impfstoffe?

Eine Person spritzt sich Insulin in den Bauch
Diabetes Typ 1 gehört zu den Autoimmunerkrankungen, bei denen das Immunsystem gesunde Zellen angreiftBild: Photoshot/picture alliance

Normalerweise greift unser Immunsystem Eindringlinge wie Viren und Bakterien an oder eliminiert geschädigte Zellen in unserem Körper. Bei Autoimmunkrankheiten wendet sich das Immunsystem allerdings fälschlicherweise auch gegen gesunde Zellen und schädigt so körpereigenes Gewebe und Organe. 

Betroffene leiden unter chronischen Entzündungen, die mit Schmerzen, aber auch mit einer Vielzahl anderer Symptome wie Fieber oder Müdigkeit einhergehen können.

Forschende hoffen, Autoimmunerkrankten in Zukunft mit sogenannten inversen Impfstoffen helfen zu können. 

Was sind inverse Impfstoffe?

Jeffrey Hubbell von der Universität Chicago hat eine Studie zu inversen Impfstoffen geleitet. Er ist überzeugt, dass diese "ein völlig neues Konzept der Impfung" darstellen, mit dem eines Tages viele Autoimmunkrankheiten behandelt werden könnten.

Noch befinden sich die Impfstoffe in der Entwicklungsphase. Am Menschen wurden sie noch nicht getestet. Die Hoffnung aber ist groß, dass diese Art von Therapie erfolgreich sein könnte. Für Multiple Sklerose etwa laufen bereits Phase-1-Sicherheitsstudien.   

Wie funktioniert das Immunsystem?

26:06

This browser does not support the video element.

Herkömmliche Impfstoffe boosten unser Immunsystem und trainieren es darauf, nur gefährliche Viren oder Keime abzuwehren. Bei Autoimmunerkrankungen unterscheidet das Immunsystem nicht zwischen "gut" und "böse" und attackiert alle Zellen, egal ob gefährlich oder nicht.  

Inverse Impfstoffe sollen gesunde, körpereigene Zellen vor einem solchen Angriff schützen. Dabei werden die Zellen quasi mit der Aufschrift "nicht angreifen" markiert. Auf diese Weise sollen gestörte Immunreaktionen gezielt gestoppt werden.  

Welche Krankheiten könnten behandelt werden? 

Ein Kandidat für eine Behandlung mit inversen Impfstoffen ist beispielsweise  Multiple Sklerose. Bei dieser Autoimmunerkrankung wird die Schutzhülle zerstört, die die Nerven umgibt, die sogenannte Myelinschicht. Diese spielt eine entscheidende Rolle bei der Übertragung von Nervenimpulsen, Signale zwischen den Nervenzellen werden also nicht mehr weitergeleitet. Betroffene können sich immer schlechter bewegen und sind in vielen Fällen irgendwann auf den Rollstuhl angewiesen.    

 

Auch Diabetes Typ 1 steht auf der Liste der Autoimmunerkrankungen, die mit einem inversen Impfstoff behandelt werden könnten. Bei dieser Erkrankung attackieren Immunzellen die Zellen in der Bauchspeicheldrüse, die Insulin produzieren. Insulin muss dann von außen zugeführt werden.

Noch werden Autoimmunkrankheiten in der Regel mit Medikamenten behandelt, die das Immunsystem lediglich unterdrücken. Das aber hat erhebliche Nachteile. "Durch die Dämpfung des Immunsystems können die Patienten Infektionskrankheiten nicht so gut bekämpfen", so Hubbell. Darum "sprechen sie nicht so gut auf Impfstoffe an, so dass sie (generell) anfälliger für Krankheiten sind." 

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen