Autoneuheiten auf dem Genfer Salon
5. März 2018Genau wie die Schweiz ist der Genfer Autosalon für eines bekannt: seine Neutralität. Die Schweiz ist weder ein automobiles Industrie-Zentrum noch ein Markt für revolutionäre Durchbrüche. Während auf der Internationalen Automobil-Ausstellung in Frankfurt deutsche Hersteller wie Volkswagen, Daimler und BMW dominieren und auf dem Mondial de l'Automobile - dem Pariser Autosalon - französische Hersteller wie Renault und PSA überrepräsentiert sind, geht es in Genf neutraler zu.
Aber freilich sind Volkswagen und Co. in Genf dabei. Auch sie gehören zu den rund 180 Herstellern, die vom 8. bis zum 18. März 2018 in der Genfer Palexpo-Arena ihre neusten Modelle und Konzepte ausstellen. Auch wenn Tesla, Opel, Chevrolet und einige andere nicht nach Genf kommen werden - zu dem spürbaren Loch, das sich durch die Abwesenheit großer Hersteller auf der letzten europäischen Autoshow in Frankfurt auftat, wird es in Genf nicht kommen.
Genfer "Schmelztiegel"
"Viele Autohersteller, die normalerweise nicht auf europäischen Shows auftauchen, werden in Genf dabei sein, wie beispielsweise Tata Motors", sagt der Automobil-Analyst Ian Fletcher. "Es werden viele chinesische Luxus-Marken dabei sein. Viele streben die Entwicklung von Supercars an, einige von ihnen elektrisch betrieben. Es hat etwas von einem Schmelztiegel."
Der Genfer Autosalon findet in schwierigen Zeiten statt: Insbesondere europäische Automobil-Hersteller scheinen die jetzigen und zukünftigen Herausforderungen, vor denen sie alle gleichermaßen stehen, in unterschiedlichem Tempo anzugehen. Hinzu kommt: Fehlkalkulationen aus der Vergangenheit wirken sich gerade jetzt teuer aus.
Elektroautos, autonomes Fahren und die zügige Überarbeitung veralteter Technologien - gerade angesichts von Skandalen - alles Themen, die derzeit den Diskurs im Automobilsektor dominieren, insbesondere den in Deutschland.
"Das deutsche Erfolgsrezept ist problematisch geworden", sagt Ferdinand Dudenhöffer, Direktor von CAR (Center for Automotive Research) der Universität Duisburg-Essen. "Das ist das Thema, das in Genf diskutiert werden wird."
Dennoch werden die Hersteller auch in diesem Jahr auf eine Sache nicht ganz verzichten: ein bisschen Spaß. Die eigenen Produkte in Genf auszustellen heißt, auf einer Autoshow dabei zu sein, die als eine der luxuriösesten der Branche gilt. Zeit, die Entwickler-Muskeln spielen zu lassen und die Design-Träume der Zukunft zu träumen.
Das Beste aus beiden Welten
Bereits im Vorfeld der Show kündigten einige Hersteller neue Modelle groß an, einige dürfen ihre öffentliche Premiere in Genf feiern. Elektrische SUVs und Crossovers werden besonders im Fokus stehen - jetzt, wo viele Hersteller versuchen, den schwierigen Spagat zwischen der Dominanz auf der Straße und umweltbewusstem Fahren zu bewerkstelligen.
Mit dem neuen Jaguar I-Pace, ein vollelektrischer SUV, präsentierte der britische Hersteller bereits vor der Show ein Modell, das in Kritiken als erster echter Herausforderer zu Elon Musks Tesla Model X gehandelt wird. Auch Hyundai setzt auf Elektromobilität: Sein SUV-Modell Kona präsentiert der Hersteller jetzt in der elektrischen Version. Hyundai will mit mehr Reichweite überzeugen - die stärkere Version des Modells fährt nach eigenen Angaben zufolge mit einer Batterieladung rund 470 Kilometer weit.
Elektromobilität ist auch für Volkswagen das große Thema. VW hat angekündigt, auf dem Genfer Autosalon sein neuestes Concept-Car I.D. Vizzion vorzustellen: Diese Version ist elektrisch betrieben, soll eine Reichweite von bis zu 655 Kilometern erreichen und autonom auf dem sogenannten Level 5 fahren: Hier ist der Eingriff des Menschen gar mehr nötig ist - ein Lenkrad ist in dem Modell nicht geplant.
Das sind nur einige der 900 Modelle, die für die erwarteten 700.000 Besucher des Genfer Autosalons ausgestellt werden.
Auch wenn viele Hersteller mit ihren Modellen die Zukunft entwickeln wollen - das Hier und Jetzt in der Automobilindustrie ist angespannt. Strengere Umweltauflagen, das wachsende Misstrauen der Konsumenten und eine neue Riege von Automobil-Pionieren wie Elon Musk, die den Sektor aufmischen - nicht nur indem sie Autos in All schicken - werden die Spannung auch weiterhin aufrecht erhalten. Auch auf dem Genfer Autosalon werden sie sich bemerkbar machen.