1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Bärbel Bas: Hoffnungsträgerin in der SPD

28. Juni 2025

Die SPD hat ihre Parteispitze neu gewählt. Neben Lars Klingbeil ist nun Bärbel Bas im Amt. Ihr Werdegang ist eine sozialdemokratische Erfolgsgeschichte.

Deutschland Berlin 2025 | SPD-Bundesparteitag - Gratulation für Bärbel Bas nach ihrer Wahl
Bild: Odd Andersen/AFP/Getty Images

Sie kommt aus einfachen Verhältnissen. Der Vater Busfahrer, die Mutter Hausfrau. Geboren wurde Bärbel Bas 1968 in Duisburg, einer Industrie-Stadt im Ruhrgebiet, wo Kohle gefördert und Eisen und Stahl produziert wurden. Höhere Schule, akademische Ausbildung? Für das Arbeiterkind und seine fünf Geschwister war dieser Lebensweg eigentlich nicht vorgesehen. 

Bärbel Bas besuchte die Hauptschule, in der Jugendliche lediglich für eine einfache berufliche Ausbildung qualifiziert werden, und wurde anschließend Bürogehilfin. Doch das reichte ihr nicht. Sie machte eine zweite Ausbildung, engagierte sich als Betriebsrätin, bildete sich berufsbegleitend fort. Schließlich absolvierte sie ein zweijähriges Abendstudium an einer Personal- und Wirtschaftsakademie.

Vom Arbeiterkind zur Bundestagspräsidentin

Parallel startete sie ihre politische Karriere. 1988 trat sie in die SPD ein, wurde Stadträtin und machte sich auf den Weg in den Bundestag. 2009 holte sie erstmals das Bundestags-Direktmandat in Duisburg. Sie wurde parlamentarische Geschäftsführerin und stellvertretende Fraktionschefin der SPD. Von 2021 bis 2025 war sie Bundestagspräsidentin und bekleidete damit das zweithöchste Staatsamt in Deutschland. Nun steht sie neben Lars Klingbeil an der Spitze der SPD.  

Als Bundestagspräsidentin empfing Bärbel Bas den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in DeutschlandBild: Ralf Hirschberger/Afp Pool/picture alliance

Ihre politische und berufliche Laufbahn seien ihr nicht in die Wiege gelegt worden, sagte Bas auf dem SPD-Parteitag in Berlin. "Aber ich hatte die Chance, Schritt für Schritt weiterzukommen. Ich habe mich immer wieder weitergebildet und mir diesen Aufstieg erarbeitet." Es sei ihr wichtig, so Bas, dass dieser Aufstieg durch Bildung und Arbeit wieder für viel mehr Menschen in Deutschland möglich werde. "Auch deshalb bin ich damals in die SPD eingetreten!"

Klatsche für Lars Klingbeil 

Bärbel Bas gehört zum linken Flügel der SPD. Als Co-Parteichefin soll sie ein Gegengewicht zu Lars Klingbeil bilden, der dem konservativen Parteiflügel der SPD angehört. Für den 47-Jährigen ist es bereits die dritte Amtszeit, er ist seit 2021 Co-Parteivorsitzender. Damit hat er auch die desaströse Wahlniederlage im Februar 2025 zu verantworten, bei der die SPD nur 16,4 Prozent der Stimmen bekam. Es war das schlechteste Ergebnis für die Sozialdemokraten seit dem Ende des 19. Jahrhunderts.   

Bärbel Bas und Lars Klingbeil nach ihrer Wahl an die SPD-SpitzeBild: Annegret Hilse/REUTERS

Bas wird mit Klingbeil nun die Aufgabe zufallen, die Partei wieder aufzurichten und nach vorne zu führen. Das wird nicht einfach. Die SPD ist tief verunsichert. Klingbeil bekam das auf dem Parteitag zu spüren, wo er nur von knapp 65 Prozent der Delegierten wiedergewählt wurde. Ein sehr schlechtes Ergebnis, in dem sich doppelter Frust Luft machte. Einmal über Klingbeils Rolle bei dem Wahldebakel und zum anderen darüber, dass er trotzdem seine Macht deutlich ausgebaut hat: Inzwischen ist er Bundesfinanzminister und Vizekanzler.

Solidarität mit Saskia Esken

Während Klingbeil sich unmittelbar nach der Wahlniederlage für die neue Regierungskoalition mit CDU/CSU positionierte, geriet die damalige SPD-Co-Vorsitzende Saskia Esken derart unter Druck und ins Abseits, dass sie schließlich aufgab. "Vieles von dem, was aus den eigenen Reihen, aber auch von draußen als Anmerkungen kam, habe ich als ungerecht empfunden", sagte sie in einem Interview der Stuttgarter Zeitung. Sie habe sicher Fehler gemacht. "Aber die Art, wie Häme über mich ausgekübelt worden ist, war unverhältnismäßig und würdelos."

So sieht es auch ihre Nachfolgerin Bärbel Bas. "Du, liebe Saskia, hast erleben müssen, dass es in der Politik manchmal verdammt einsam werden kann - selbst in einer Partei mit über 350.000 Mitgliedern. Du hast erleben müssen, dass Solidarität nicht immer selbstverständlich ist, auch nicht in der Sozialdemokratie", so Bas auf dem Parteitag an Saskia Esken gewandt.

Für Frauen geht es "um Macht"

Sie habe sich aufgrund der Ereignisse durchaus überlegt, ob sie sich den Parteivorsitz "tatsächlich antun" solle. Doch sie habe sich klar dafür entschieden: "Es darf nicht sein, dass wir Frauen um Verantwortung einen Bogen machen. Es geht um Sichtbarkeit, um Respekt - und ja, es geht auch um Macht!" 

Bärbel Bas gilt als durchsetzungsstarke FrauBild: Christian Mang/REUTERS

Nun hat Bas die Macht - nicht nur in der SPD, sondern auch als Bundesarbeitsministerin in der Regierung. Dort hat sie eine Mammutaufgabe übernommen. Bas soll das umstrittene Bürgergeld, also die Grundsicherung für Arbeitslose, reformieren und vor allem auch eine Lösung für das nicht mehr lange funktionierende Rentensystem finden. Deutschland ächzt unter dem demografischen Wandel, die Versorgung von immer mehr alten Menschen wird durch die Beiträge zur gesetzlichen Rente bereits seit Jahren nicht mehr gedeckt.

Gegen CDU/CSU positionieren

Eine Herausforderung mit Tücken, denn der Koalitionspartner Union drängt darauf, Sozialleistungen zu kürzen. Doch das soll es mit Bas nicht geben. Scharf kritisierte sie das Reden von angeblich faulen Deutschen und Versuche, den Begriff "Sozialstaat" zu einem Schimpfwort zu machen. Dies sei "schamloses Treten nach unten". Im Mittelpunkt der Politik müsse eine solidarische Gesellschaft mit guter Arbeit für alle stehen.

Dafür feierten sie die Delegierten und wählten sie mit 95 Prozent der Stimmen zur neuen Co-Vorsitzenden der SPD. Bas weiß, dass ihr die historische Aufgabe zukommt, die SPD vor einem weiteren Absturz zu bewahren: "Aber ich sag immer: Wenn's leicht wäre, könnten es auch andere machen."

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen