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Börsenrekorde: Quo vadis, Dax?

Brigitte Scholtes
1. November 2017

Es war der vierte Rekord in Folge: Der DAX ist am Mittwoch bis auf 13.488 Punkte geklettert und stand erstmals bei mehr als 13.400. Geht das so weiter oder steht ein Absturz bald bevor? Brigitte Scholtes aus Frankfurt.

Robert Halver Baader Bank DAX Börse
Bild: picture-alliance/dpa/Frank Rumpenhorst

Es sind verschiedene Faktoren, die die Börsianer derzeit bei Laune halten: Die Weltkonjunktur belebt sich, die Wirtschaft im Euroraum wächst weiter robust - im dritten Quartal um 0,6 Prozent gegenüber dem zweiten Vierteljahr. Für das gesamte Jahr rechnen Volkswirte nun sogar mit einem Wachstum von zwei Prozent gegenüber 2016.

"Nach der Skepsis des Jahresbeginns hat sich nun ein zyklischer Aufschwung ausgebreitet, der die schwächeren Länder mitnimmt", sagt Stefan Bielmeier, Chefvolkswirt der genossenschaftlichen DZ-Bank. Nicht zuletzt ist dieser Aufschwung durch die lockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank befeuert.

"Lange war es allein diese Geldpolitik", erklärt Robert Halver, Kapitalmarktstratege der Baader Bank. "Nun aber hat der Aufschwung mehr Fundament bekommen." Allerdings hilft es auf jeden Fall, dass die EZB eine Zinserhöhung noch für "längere Zeit" nicht sieht, wie EZB-Präsident Mario Draghi am vergangenen Donnerstag deutlich gemacht hat. Volkswirte rechnen nun in den nächsten zwei Jahren nicht mit steigenden Zinsen.

"Die Börsenampel steht auf Grün"

Auch wenn bisher noch nicht klar ist, wer die Nachfolge von Janet Yellen an der Spitze der amerikanischen Notenbank Fed antreten wird, so scheint doch klar, dass dies jemand sein dürfte, der behutsam die Geldpolitik straffen wird. Das beruhigt die Aktienmärkte, denn so bleiben die Rahmenbedingungen für sie positiv.

Aus Mangel an Anlagealternativen fließt also weiter viel Geld in Aktien. Wenn man in dividendenstarke Aktien investiere, fahre man besser als mit dem Kauf von Anleihen: "Im Durchschnitt liegt die Dividendenrendite bei den DAX-Aktien bei mehr als drei Prozent, mit Anleihen erwirtschaftet man im Schnitt weniger als ein Prozent", erklärt Jochen Rothenbacher, Fondsmanager von Prisma Investment, der deshalb die "Börsenampel noch auf grün" sieht.

Für Deutschland sei ohnehin noch Luft nach oben, glaubt Robert Halver von der Baader Bank. Denn die Deutschen seien grundsätzlich eher schwach in Aktien investiert, da gebe es noch Nachholbedarf. Auch politische Risiken wie noch zu Beginn des Jahres sehe er derzeit nicht, selbst die Katalonien-Krise habe auf die Aktienmärkte - bisher jedenfalls - keine Auswirkungen.

"Solange die Rahmenbedingungen stimmen, wie etwa die weiter niedrigen Zinsen und die anhaltend guten Gewinnaussichten der Unternehmen, sehe ich keinen größeren Gegenwind", gibt sich auch Stefan Bielmeier von der DZ-Bank optimistisch.

Sorgen, dass der Markt heiß läuft

Allerdings gibt es auch warnende Stimmen: "Wir raten bei den aktuellen Börsenniveaus zu Gewinnmitnahmen", sagt Markus Reinwand, Aktienstratege der Helaba, der Landesbank Hessen-Thüringen. Es gebe zwar wahrscheinlich noch einige Investoren, die versuchten, auf den Zug aufzuspringen, aber er beobachtet allmählich einen Überschwang im Markt, der nicht mehr unbedingt gerechtfertigt sei.

Reinwand verweist auf die Bewertung der Aktien. Die werden im Verhältnis von Kursen zu Gewinnen (KGV) der Unternehmen deutlich: Aktuell liege das bei mehr als 14, die Helaba wird jedoch beim Faktor 13 schon etwas vorsichtiger. Das KGV gibt an, mit dem Wieviel-Fachen des auf sie entfallenden Gewinns eine Aktie aktuell bewertet wird.

"Das Rückschlagpotenzial ist gestiegen"

Die bisherigen Ergebnisse für das dritte Quartal seien aber nicht besser als erwartet, sondern insgesamt  sogar etwas  schwächer ausgefallen. Aktuell sei da eine Dynamik losgetreten worden, die von einer angemessenen Bewertung abweichen könne. Gerade weil die Börsianer aktuell keine größeren Risiken sehen, könnte ein unvorhersehbares Ereignis sie umso stärker auf dem falschen Fuß erwischen. "Sie fühlen sich sicher, zu sicher vielleicht" sorgt sich Reinwand.

Das zeige sich auch in den geringen Schwankungen des Aktienmarktes. Zudem seien die Erwartungen an die weitere Wirtschaftsentwicklung womöglich auch zu positiv: Der ifo-Geschäftsklimaindex hat im Oktober ein neues Allzeithoch erreicht, auch das amerikanische Pendant, der ISM-Index steht auf hohem Niveau. Er ist zwar im Oktober leicht gesunken, er überzeichne aber weiterhin die konjunkturelle Dynamik in den USA, ist auch Rudolf Besch, Volkswirt der Dekabank, skeptisch.

Das Rückschlagpotenzial an den Aktienmärkten sei jedenfalls gestiegen, sagt auch Markus Reinwand von der Helaba. Deshalb sollten Anleger in dieser Situation lieber etwas weniger als zuvor in Aktien investieren. Das aber hänge auch immer von der Risikoneigung des jeweiligen Investors ab.

 

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