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Schätzing und Co. im Internet

5. Oktober 2006

Passt Literatur nur zwischen zwei Buchdeckel? Nein, sagt der Buchhandel, sie passt auch auf den Bildschirm. Deshalb sollen Bücher bald auch auf einer neuen Internetplattform abrufbar sein.

Bücherstapel
Könnten bald der Vergangenheit angehören: wackelige Bücherstapel

"Die Zukunft besteht nicht nur aus den Buchkörpern, die wir kennen, sondern auch aus digitalen Editionen", prognostizierte Gottfried Honnefelder, Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, auf der Frankfurter Buchmesse. Sein Verband will Bücher an den Mann bringen - online.

Volltextsuche online

Ob alt oder neu, Belletristik oder Sachbuch. Wer die Kostprobe eines neuen Romans oder ganze Werke im Internet lesen möchte, für den schafft der Börsenverein eine neue Plattform, auf der ab Februar 2007 Literatur abrufbar sein soll: "Volltextsuche online", kurz VTO nennt sich das neue Projekt.

Lesen soll aber weiterhin auch Spaß machenBild: picture-alliance/ KPA

Es wird dann eine gemeinsame Datenbank und eine darauf aufbauende Suchmaschine von Verlegern und Buchhändlern geben. Das Ziel: Möglichst viele deutschsprachige Bücher sollen im Volltext recherchierbar sein. Interessierte Kunden können sich dann einzelne Kapitel oder komplette Werke bestellen und herunterladen. 70 Verlage haben bereits ihr Interesse an dem Projekt bekundet, 10.000 Titel sind derzeit erfasst. Um die Kosten für eigene Volltextarchive zu sparen, sollen die angeschlossenen Verlagsserver zu einem dezentralen Netzwerk miteinander verknüpft werden.

17 Euro pro Titel

Verlage und Autoren sollen für jeden einzelnen Titel entscheiden können, ob und in welchem Umfang sie ihre Inhalte kostenlos oder gegen Entgelt zur Verfügung stellen. Genaue Preise für den Abruf stehen dafür jedoch noch nicht fest.

Für das Einstellen eines Titels zahlen Verlage und Autoren 17 Euro - das steht bereits fest. Dafür fällt eine Grundgebühr weg. Besonderen Wert legt der Börsenverein des Deutschen Buchhandels auf die Klärung der Rechte der Titel. Hintergrund: Die schlechten Schlagzeilen des Unternehmens Google. Der Streit um die Frage, ob der Suchmaschinenanbieter ganze Buchseiten oder Bücher ohne Erlaubnis digitalisieren und ins Internet stellen darf, ist gerichtlich noch nicht entschieden.

Verlage gewinnen

Der Börsenverein als Dachverband von Verlegern und Handel hofft, auch die Verlage für das Projekt zu gewinnen, die derzeit eigene Geschäftsmodelle im Internet erproben. Die neue Online-Plattform habe weltweit eine viel "höhere Visibilität" als die Internetangebote der einzelnen Verlage, wirbt Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Verbandes, für die neue VTO. "Wenn wir immer noch mit 10.000 Titel nach einem Jahr herumdümpeln, dann haben wir das Thema vergeigt."

Google startete schon Ende 2004 eine Literatur-PlattformBild: dpa - Report

"Keine Konkurrenz zu Google"

Mit einem Projekt dieser Art zog schon Google die Aufmerksamkeit auf sich. Der Suchmaschinenbetreiber hatte Ende 2004 in den USA das Internetprojekt "Google Book Search" eingerichtet. Google will mit der massenhaften Digitalisierung von Büchern eine riesige Bibliothek für die allgemeine Volltextsuche im Internet aufbauen.

Von Konkurrenz könne dennoch keine Rede sein, betont Honnefelder. "Unser Projekt braucht die Suchmaschinen, um gemeinsam auf die Bücher hinzuweisen und diese nutzen zu können". Google soll dem Börsenverein sogar helfen, bei der Suche nach "Ergebnistreffern" die VTO prominent zu platzieren, damit man mit möglichst wenigen Klicks zur Branchenplattform kommt, wenn man nach einem Buchtitel sucht.

Europäische Bibliothek

Die "Volltextsuche online" des Börsenvereins könne langfristig zu einem "Baustein für eine Europäische Bibliothek" werden, hofft der Verband. Er spricht von einem "Überlebensthema" für die Branche, um das geistige Eigentum an Büchern zu sichern. (ca)

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