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PolitikAsien

Deutscher Journalist in China behindert

Haiye Cao | Fang Wan
27. Juli 2021

Nach der schweren Flutkatastrophe in Zentralchina werden ausländische Journalisten bei ihrer Recherche und Berichterstattung behindert. Sie begegnen zunehmender Skepsis und auf Ablehnung der Bevölkerung. 

China | DW-Korrespondenten Mathias Bölinger in Peking
Bild: DW

 "Bist du dieser BBC-Typ?", fragt ein Passant den deutschen Journalisten Mathias Bölinger, der unter anderem für die DW aus der Flutkatastrophenregion berichtet. Der britische Sender BBC hat seit Ausstrahlung einer investigativen TV-Reportage über den Ursprung der Corona-Pandemie, der nach amtlicher Lesart in China als "frei erfunden" gilt, ein Glaubwürdigkeitsproblem, zumindest in China. 

Die BBC ist seither ein Synonym und Sammelbegriff für "chinafeindliche, unglaubwürdige ausländische Medien". Ihre Reporter würden nur "Lügen über China" verbreiten. Bölinger selbst besitzt zwar die Akkreditierung des chinesischen Außenministeriums für journalistische Tätigkeiten in China, arbeitet allerdings nicht für die BBC, rückte aber unfreiwillig in den Fokus einer bizarren Debatte in den chinesischen sozialen Medien. 

Bei Flutkatastrophe starben in der Provinz Henan mindestens 63 MenschenBild: Stringer/HPIC/dpa/picture alliance

Störung während Livesendung

Bei einem Live-Schaltgespräch mit der DW in englischer Sprache am vergangenen Samstag (24.07.) mitten in der Provinzhauptstadt Zhengzhou sei er von Passanten mit dem Handy gefilmt worden, erzählte Bölinger, der fließend Chinesisch spricht. Später hätten ihn einige angesprochen und meinten, er dürfe gar nicht drehen. Immer mehr Menschen versammelten sich. "Jemand hat mir ein Foto vorgehalten und gefragt: 'Bist du das?'" Auf dem Foto war der BBC-Korrespondent Robin Brant zu sehen.

Dann seien Fragen gestellt worden wie: "Warum redet ihr alles in China schlecht?" und "Warum verbreitet ihr Lügen?". Die Stimmung wurde hitziger und ein Unbekannter versuchte nach Bölingers Handy zu greifen, wie das Video im chinesischen Mikrobloggingdienst Weibo zeigt, das später von Bölinger selbst auf Twitter veröffentlicht wurde.

Überschwemmungen in Zentralchina

01:40

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Verwechslung mit BBC-Journalist

Kurze Zeit später stellte sich heraus, dass man den Deutschen mit einem BBC-Reporter verwechselt hatte, der auch gerade in der Stadt unterwegs war. Dieser soll der Kritik nach die "Unwahrheit" berichtet und die Aussagen chinesischer Interviewpartner manipuliert haben. Sein Foto wurde vom Jugendverband der KP Chinas ins Netz gestellt mit dem Aufruf: Passt auf! Lasst euch nicht auf ein vermeintliches Interview ein! Wer ihn entdeckt, möge bitte den Standort veröffentlichen.

Ausländische Journalisten werden oft in China belästigt: Hier ein Kamerateam in der Provinz Hubei im Huanan Seafood Markt im Januar 2021, wo das Coronavirus zuerst entdeckt wurdeBild: Thomas Peter/REUTERS

Als das Missverständnis ausgeräumt wurde, entspannte sich die Situation für Bölinger. Es seien auch versöhnliche Worte gesprochen worden. "Am Ende haben sie mir sogar noch applaudiert, und einer hat 'Sorry' gesagt", erinnert sich der Journalist. 

"Böse Medien" des Westens

Verschiedene Videos über diese Auseinandersetzung verbreiteten sich rasant im Netz. Ein großer Teil der Kommentatoren äußerte sich enttäuscht: "Es macht keinen Sinn, darauf zu hoffen, dass die westlichen Medien objektiv und ausgewogen über China berichten werden." Ein anderer User kontert: "In China fehlen solche Medien, die über soziale Missstände recherchieren und ihre eigene Regierung infrage stellen."

Die Pekinger nationalistische Tageszeitung Global Times schreibt in einem Kommentar, es sei völlig berechtigt, "sich über die Berichterstattung westlicher Medien aufzuregen". Sie hätte dazu beigetragen, dass im Westen ein verzerrtes Chinabild entstanden sei. Der Kommentator riet aber davon ab, "ausländische Reporter zu belagern und bei der Arbeit zu belästigen". So würde man ja den westlichen Medien noch mehr Munition für Chinakritik liefern. 

Mathias Bölinger berichtet unter anderem für DW aus ChinaBild: DW

Mathias Bölinger sagt, er habe nicht damit gerechnet, dass die Sache so hohe Welle schlage. Schließlich sei er als Auslandskorrespondent in China daran gewöhnt, ständig beobachtet, bedrängt und konfrontiert zu werden. Diesmal sei es aber anders. Auf Twitter bekomme er jede Menge Hassbotschaften, auf die er nicht reagiere. Der Kritik an seiner vermeintlich einseitigen chinakritischen Berichterstattung kann er nicht zustimmen. "Ich habe in den Berichten nichts behauptet, was nicht der Wahrheit entspricht", sagt Bölinger.