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Lesbos stellt Athen Ultimatum

Jannis Papadimitriou20. September 2016

Für den Brand im Flüchtlingslager Moria macht Spiros Galinos ein "Klima der Angst" verantwortlich. Der Bürgermeister von Lesbos fordert praktikable Lösungen für die Flüchtlinge - und stellt Athen ein Ultimatum.

Griechenland Brand im Flüchtlingslager Moria auf Lesbos (Foto: Reuters/G. Moutafis)
Bild: Reuters/G. Moutafis

DW: Herr Bürgermeister, wo liegt die Ursache für den Gewaltausbruch im Flüchtlingslager Moria? Gab es Streit unter Bewohnern im Lager oder eher Einwirkung von außen?

Spiros Galinos: Unsere Insel muss eine unverhältnismäßig große Last tragen, um dem Flüchtlingsproblem Herr zu werden. Schon im vergangenen Sommer, der ruhig verlief und Lesbos viele Touristen beschert hat, gab es Gerüchte, dass gewisse Kreise Ängste ausnutzen und ein Klima der Fremdenfeindlichkeit auf der Insel erzeugen, damit es mit der heimischen Bevölkerung zu Spannungen kommt.

Meinen Sie mit "gewissen Kreisen" die "Goldene Morgenröte"? Laut Medienberichten waren Anhänger der rechtextremen Organisation in den letzten Tagen auf Lesbos tätig und haben nicht gerade zur Entspannung beigetragen …

In der Tat gehören so manche Unruhestifter der Goldenen Morgenröte an. Aber ich denke, auch in Parteien, die eigentlich im Rahmen des sogenannten demokratischen Spektrums bleiben, gibt es durchaus den einen oder anderen, der - sei es aus politischem Kalkül oder aus persönlicher Boshaftigkeit - mit den Unruhestiftern gemeinsame Sache macht. Mir scheint es fast, als wäre Lesbos zur Geisel diverser Interessen geworden, die Probleme auf unserer Insel erzeugen wollen.

Bürgermeister Spiros Galinos: "drei Monate, sonst schließen wir das Lager"Bild: Imago/CTK Photo

Behaupten Sie, dass der Funken für den Gewaltausbruch in Moria von außen kam?

Das Feuer kam von außen, das ist richtig. Aber niemand kann wissen, wer dafür verantwortlich war. Schließlich werden die Flüchtlinge in Moria nicht im Lager festgehalten, sie dürfen frei ein- und ausgehen. Theoretisch könnten auch Flüchtlinge das Feuer gelegt haben. Oder aber politische Extremisten aller Couleur.

Jedenfalls waren am Montag, bevor es zum Gewaltausbruch in Moria kam, die Inselbewohner zu einer Protestaktion zusammengekommen. Was wollten sie damit erreichen?

Nicht nur die Inselbewohner, sondern auch der Stadtrat verlangt, dass Lesbos von dem hohen Flüchtlingsaufkommen entlastet wird. Auf der Insel haben wir derzeit ein Flüchtlingslager im Ort Karatepe, für den die Stadt verantwortlich ist, und eben Moria (für den die Zentralregierung in Athen verantwortlich ist, Anm. Red.). Beide können insgesamt 3.000 Menschen einigermaßen bequem unterbringen, doch mittlerweile halten sich über 6.000 Flüchtlinge auf der Insel auf. Wir wünschen uns außerdem, dass wir für die Flüchtlingslager selbst verantwortlich sind und über die dafür vorgesehenen EU-Gelder verfügen dürfen. Im Moment sind diverse Organisationen in diesem Zusammenhang tätig und niemand weiß, wer wofür Geld ausgibt. Wir wollen der Regierung eine Frist von drei Monaten geben, damit unsere Anliegen erfüllt werden. Ansonsten sehen wir uns gezwungen, unser Aufnahmelager zu schließen.

Nun ist das Flüchtlingslager von Moria zerstört, Hunderte sind obdachlos. Wo sollen alle diese Menschen übernachten und Zuflucht finden?

In der Tat kam es zu Schäden im Flüchtlingslager, aber es stimmt nicht, dass Moria völlig niedergebrannt ist. Nach meinem Kenntnisstand ist der Hotspot nur zu zehn Prozent zerstört worden. Unsere Handwerker- und Reinigungsteams sind bereits dort im Einsatz, obwohl wir eigentlich gar nicht verantwortlich sind für Moria. Vermutlich bis Dienstagabend werden alle Container installiert, damit die Flüchtlinge wieder untergebracht werden können.

Spiros Galinos ist Bürgermeister der griechischen Insel Lesbos, auf der am Montag ein - mutmaßlich gelegter - Brand das Flüchtlingslager Moria beschädigt. Inzwischen sind mehrere Bewohner des Flüchtlingslagers in diesem Zusammenhang festgenommen.

Das Gespräch führte Jannis Papadimitriou

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