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Gesellschaft

Bürgermeister: "Viel Solidarität in Verl"

Alina Kühnel | Lavinia Pitu
25. Juni 2020

Hunderte Tönnies-Arbeiter befinden sich in der Stadt Verl, im Kreis Gütersloh, in Quarantäne. Wie geht Verls Bürgermeister Michael Esken mit der Situation um?

Ausbruch von COVID-19 in Gütersloh
Bürgermeister Michael Esken (links) spricht per Megafon mit Tönnies-Mitarbeitern, die sich in Quarantäne befindenBild: picture-alliance/AP Images/M. Meissner

Bürgermeister Esken im DW-Interview

01:56

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DW: In Verl gilt seit Dienstag die zweite Stufe des Lockdowns, nach dem Corona-Ausbruch beim Fleischriesen Tönnies. Wie schätzen Sie persönlich die Lage ein?

Michael Esken: Auch wenn die zweite Stufe des Lockdowns für die Menschen in Verl und im gesamten Kreis Gütersloh erneut viele Einschränkungen mit sich bringt, und das ausgerechnet zum Beginn der Sommerferien, ist die Maßnahme der Landesregierung sicherlich sinnvoll und richtig. Wir müssen alles tun, was möglich ist, um die weitere Ausbreitung des Virus zu verhindern. Bis wir wissen, wie weit das Virus möglicherweise schon in die Bevölkerung hineinreicht, sollten wir mit Kontakten so zurückhaltend wie möglich sein. Denn die Zahlen an positiv getesteten Personen kennen momentan nur eine Richtung, leider nach oben. Wer jetzt nicht handelt, der verliert viel Zeit in der Bekämpfung der Ausbreitung des Virus.

Viele Werkverträgler von Tönnies wohnen in Verl. Wie wird deren Versorgung gesichert? Gibt es Unruhen in der Gegend? 

Die Versorgung mit Lebensmitteln wird über die Firma Tönnies gesichert. Aber auch wir als Stadt sind sehr aktiv, um vor allem die Menschen im Quarantänebereich bestmöglich zu versorgen. Dort sind wir rund um die Uhr mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vor Ort, kümmern uns um Organisatorisches wie die Verteilung der Lebensmittel oder die Postzustellung, geben Informationen und versuchen, Freizeitmöglichkeiten zu schaffen. So haben wir jetzt eine Wiese bereitgestellt, auf der zum Beispiel Tischtennis gespielt werden kann. Bislang ist die Lage sehr ruhig. Dafür bin ich den betroffenen Menschen im Quarantänebereich sehr dankbar. Denn dass die Situation, in der sie sich gerade befinden, alles andere als einfach ist, darüber sind wir uns selbstverständlich bewusst. Von Unruhen kann also zum Glück keine Rede sein.

Corona-Tests in VerlBild: picture-alliance/AP Images/M. Meissner

Aus Rheda-Wiedenbrück, aber auch aus Magdeburg, wissen wir, dass diese Menschen nun von Rechtsextremen angefeindet werden, und als Auslöser der Pandemie identifiziert werden. Beobachten Sie eine solche Entwicklung auch in Verl? 

Nein, zum Glück nicht. Die Empörung der Bürgerinnen und Bürger im Kreis richtet sich momentan viel mehr gegen den Fleischkonzern, in dem der massenhafte Ausbruch möglich werden konnte. Die unter Quarantäne gestellten Menschen erfahren ganz im Gegenteil sogar viel Unterstützung und Solidarität. In Verl hat sich ganz schnell eine Gruppe Ehrenamtlicher gefunden, die für die Bewohnerinnen und Bewohner im Quarantänebereich zum Beispiel Kuchen bäckt oder Spielsachen für die Kinder bereitstellt. Auch die Spendenbereitschaft ist groß.

Der CDU-Politiker Michael Esken ist seit 2015 Bürgermeister von Verl.

Lavinia Pitu Video-Redakteurin, Investigativ-Journalistin, TV-Moderatorin