Bad Bunny beim Super Bowl: Ärger im Trump-Lager
13. Oktober 2025
"Ich finde das absolut lächerlich", sagte Präsident Donald Trump kürzlich in der Sendung "Greg Kelly Reports" des rechtskonservativen Senders Newsmax. Es war seine Reaktion auf die Nachricht, dass der puertoricanische Star Bad Bunny der Top-Act der legendären Halbzeitshow des Super Bowl 2026 wird. "Ich habe noch nie von ihm gehört", fügte Trump hinzu.
Der US-Präsident, der für seine Besessenheit von Einschaltquoten bekannt ist, wurde vermutlich inzwischen darüber informiert, dass der weltweite Superstar bedeutende Streaming-Rekorde hält. Bad Bunnys "Un Verano Sin Ti" (2022) ist das meistgestreamte Album aller Zeiten auf Spotify. Von 2020 bis 2022 war er drei Jahre in Folge der meistgespielte Künstler auf Spotify. Und im September dieses Jahres wurde sein Konzert "Una Más" zur bislang meistgesehenen Single-Künstler-Performance auf Amazon Music.
Die gestreamte Show bildete den Abschluss einer Reihe von 31 Konzerten, die in San Juan, der Hauptstadt von Puerto Rico, stattfanden und von Juli bis September - während der Hurrikan-Saison - Millionen in die angeschlagene Wirtschaft der Karibikinsel pumpten. Die Schätzungen schwanken zwischen 200 Millionen Dollar (rund 172 Millionen Euro) und 700 Millionen Dollar (rund 602 Millionen Euro).
Bad Bunnys Weg zum Ruhm
Benito Antonio Martínez Ocasio wurde 1994 in Vega Baja, Puerto Rico, geboren. Bad Bunny - dessen Künstlername von einem Kinderfoto inspiriert wurde, auf dem er mürrisch in einem Hasenkostüm zu sehen ist - begann noch während seines Studiums, seine Musik auf SoundCloud hochzuladen. Im Jahr 2016 wurde sein Song "Soy Peor" zum großen YouTube-Hit und verhalf ihm zu einem Plattenvertrag. In den folgenden Jahren steigerten Kooperationen mit Stars wie Cardi B, J Balvin, Drake und Rosalia seinen Bekanntheitsgrad enorm.
Bad Bunny, der als "King of Latin Trap" bezeichnet wird, hat drei Grammys und zwölf Latin Grammys gewonnen. Neben seinem unverwechselbaren Sound, der Reggaeton, Latin Trap, Dancehall, Hip-Hop und andere karibische Einflüsse miteinander verbindet, hat ihm auch sein Engagement für Themen wie die puertoricanische Identität, Frauen- und LGBTQ+-Rechte sowie soziale Gerechtigkeit dabei geholfen, eine große Fangemeinde aufzubauen. Er hat 49,5 Millionen Follower auf Instagram und mehr als 35 Millionen auf TikTok. Als Mode-Ikone unterläuft der Musiker Geschlechternormen durch spielerische Selbstdarstellung, indem er Nageldesigns, Blumenmotive und unkonventionelle Farbkombinationen einsetzt.
Trotz seiner Erfolge war sein Name vielen Menschen außerhalb der lateinamerikanischen Musikszene unbekannt, bis die US-amerikanische National Football League (NFL) Ende September bekannt gab, dass Bad Bunny im Februar 2026 der Star der Halbzeitshow des Super Bowl sein wird.
Eine Stimme für Puerto Rico
"Was ich empfinde, geht über mich selbst hinaus", sagte Bad Bunny nach der Ankündigung. "Es ist für diejenigen, die vor mir da waren und unzählige Yards gelaufen sind, damit ich kommen und einen Touchdown erzielen konnte ... Das ist für mein Volk, meine Kultur und unsere Geschichte."
"Er ist kein amerikanischer Künstler", behauptete Fox-News-Moderatorin Tomi Lahren fälschlicherweise - eine Aussage, die online schnell kritisiert wurde, da jeder, der in Puerto Rico geboren ist - einschließlich Benito Antonio Martínez Ocasio - automatisch US-Staatsbürger ist.
Der Fehler der konservativen Medien-Influencerin verdeutlicht, wie kompliziert der politische und rechtliche Status Puerto Ricos als nicht eingegliedertes US-Territorium ist. Als US-Bürger können Puertoricaner - auch bekannt als Boricuas - in jedem US-Bundesstaat oder -Territorium leben, arbeiten und studieren und sich frei von einem Ort zum anderen bewegen. Sie unterliegen den US-Bundesgesetzen, zahlen in die Sozialversicherung und Medicare ein, können aber nicht an US-Bundeswahlen teilnehmen - es sei denn, sie leben auf dem Festland. Laut Daten einer Volkszählung von 2021 tun dies schätzungsweise 5,8 Millionen Puertoricanerinnen und Puertoricaner.
Während des Präsidentschaftswahlkampfs bezeichnete ein Komiker bei einer Trump-Kundgebung Puerto Rico als "schwimmende Müllinsel mitten im Ozean". Obwohl Trump sich von diesen Äußerungen distanzierte, veranlasste diese Aktion Bad Bunny dazu, seinen langjährigen Vorsatz zu brechen: sich nicht in die nationale Politik einzumischen. Er sprach sich für Kamala Harris aus, die der Insel mehr Unterstützung zugesagt hatte.
Trump-Anhänger drohen mit Boykott
Nun sorgt die Ankündigung zum Super Bowl für Unmut unter den Anhängern der MAGA (Make America Great Again)-Bewegung. Obwohl das jährliche Meisterschaftsspiel der NFL traditionell als ein verbindendes kulturelles Ereignis in den USA gilt, planen einige Fans einen Boykott.
Der konservative politische Kommentator Benny Johnson fasste auf X zusammen, warum MAGA-Anhänger den Sänger problematisch finden: "Massiver Trump-Hasser - Anti-ICE-Aktivist - Keine Songs auf Englisch." Sein Beitrag enthielt Fotos des mit Perlen verzierten Gesichts des Stars und seiner stilvoll mit Dominosteinen bedeckten Fingernägel.
Viele Konservative empörten sich bereits über die diesjährige Halbzeitshow, deren Headliner Pulitzer-Preisträger Kendrick Lamar war. Seine Performance enthielt Symbole, die den Aufstieg der weißen Vorherrschaft und des Autoritarismus in den USA kritisierten.
Die NFL arbeitet für ihr Halbzeitprogramm seit sieben Jahren mit Jay-Zs Unterhaltungsfirma Roc Nation zusammenarbeitet, was die künstlerisch innovative Auswahl der Headliner erklärt.
Trumps Ministerin für Innere Sicherheit, Kristi Noem, hat angekündigt, dass Agenten der US-Einwanderungs- und Zollbehörde ICE beim Super Bowl 2026 "überall präsent" sein würden. Sie sagte außerdem, dass die NFL wegen ihrer Entscheidung, Bad Bunny als Halbzeit-Act zu engagieren, "nachts nicht schlafen können wird".
Bad Bunny hatte zuvor erklärt, dass er keine Stationen auf dem US-amerikanischen Festland in seine bevorstehende Welttournee aufgenommen habe, da er befürchtete, dass die Einwanderungsbehörde seine Konzerte stürmen könnte.
Bad Bunny: Auftritt bei "Saturday Night Live"
Am Wochenende moderierte der Musik-Superstar die Saisonpremiere von "Saturday Night Live". In seinem Eröffnungsmonolog sprach er auch einige Sätze auf Spanisch, in denen er den Stolz und die Freude der Latinos über diesen Erfolg zum Ausdruck brachte, und schloss in Anspielung auf den Super Bowl im Februar mit den Worten: "Wenn Sie nicht verstanden haben, was ich gerade gesagt habe, haben Sie vier Monate Zeit, es zu lernen!" Bad Bunny wird sein Set komplett auf Spanisch performen.
"Es wäre ein guter Zeitpunkt für die Verabschiedung meines Gesetzentwurfs, der Englisch zur offiziellen Sprache Amerikas macht", schrieb die rechtsextreme republikanische Kongressabgeordnete Marjorie Taylor Green auf X als Reaktion auf die Show - obwohl Trump bereits im März eine solche Verordnung unterzeichnet hat.
Die Musik von Bad Bunny hat trotz der negativen Reaktionen einen Anstieg der Streams verzeichnet. Und wie verschiedene Beobachter festgestellt haben, geht es bei der Entscheidung der NFL vermutlich weniger um die Förderung von Vielfalt als vielmehr um die Steigerung der weltweiten Einschaltquoten. Dennoch könnte die politische Wirkung von Bad Bunnys Auftritt, wie die New York Times prognostiziert, "noch lange nach dem letzten Touchdown des Spiels" zu spüren sein.
Adaption aus dem Englischen: Katharina Abel