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Bahn verkauft Aktien

26. September 2008

Trotz der Krise an den Finanzmärkten will die Bahn bald an die Börse gehen. Die Erlöse durch den Aktienverkauf könnten dadurch geringer ausfallen als erwartet. FDP und Grüne warnen davor, Volkseigentum zu verscherbeln.

Hartmut Mehdorn (Quelle: AP)
Am Ziel: Bahnchef Hartmut Mehdorn will die Bahn an die Börse bringenBild: AP

Am 27. Oktober geht die Deutsche Bahn an die Börse. Diesen Termin teilte der Konzern am Freitag (26.09.2008) in Berlin mit. Geplant sei, 24,9 Prozent an DB Mobility Logistics AG zu verkaufen. Die Bahn-Tochter erwirtschaftet mit knapp 30 Milliarden Euro den überwiegenden Umsatz des Unternehmens, rund 170.000 der 240.000 Bahn-Mitarbeiter sind dort angestellt. Privatanleger sollen erste Anteile ab dem 13. Oktober zeichnen können. Schienen und Bahnhöfe bleiben dagegen zu 100 Prozent Eigentum des Bundes.

Geringere Einnahmen

Die Bahn erhofft sich von dem Börsengang Einnahmen in Milliardenhöhe, die zu je einem Drittel in den Bundeshaushalt, an die Bahn und als Investitionen in Schienennetz und Bahnhöfe fließen sollen. Wegen der Finanzkrise könnten die Erlöse allerdings geringer ausfallen als erwartet. Im Frühjahr hatte die Bundesregierung angegeben, mit bis zu acht Milliarden Euro zu rechnen. Wegen der schwachen Börsenkurse dürften nach Einschätzung von Experten derzeit nur fünf Milliarden zu erwarten sein.

"Trotz der angespannten Situation an den internationalen Finanzmärkten gehen wir zuversichtlich in die heiße Phase des Börsengangs, denn aus unseren bisherigen Gesprächen mit Investoren haben wir eine Vielzahl erfreulicher Rückmeldungen erhalten", sagte Bahnchef Hartmut Mehdorn. Auch die Bundesregierung ließ erklären, dass sie keinen Grund sehe, vom bisherigen Zeitplan abzuweichen.

Verscherbeltes Volkseigentum

Schiene und Bahnhöfe bleiben auch beim Börsengang Eigentum des BundesBild: picture-alliance/ dpa - Bildfunk

Grüne und FDP kritisierten den Börsengang als unverantwortlich. Damit werde Volkseigentum ohne Not und unter Wert verscherbelt. Es sei in jeder Hinsicht der falsche Zeitpunkt für den Börsengang, kritisiert der FDP-Verkehrsexperte Horst Friedrich. Immerhin stelle die Bahn ein wertvolles Vermögen dar, das die Steuerzahler mit vielen hundert Milliarden Euro geschaffen hätten. "Dieses Vermögen darf nicht einfach verscherbelt werden", kritisierte er. Gewinnen würden nur die Investment-Banken und das Bahnmanagement. "Beide bekommen Provisionen beziehungsweise Boni dafür, dass sie die Bahn zu Spottpreisen verkaufen."

Die Bahn will mit dem Börsengang nicht nur Privatanleger gewinnen, sondern sucht auch nach institutionellen Investoren wie Fonds. Die Russische Eisenbahn hat bereits Interesse signalisiert. "Wir erwägen, uns um einen Anteil von etwa fünf Prozent zu bemühen", sagte der russische Bahnchef Wladimir Jakunin am Donnerstag der "International Herald Tribune".

Russische Investoren umstritten

Kritik daran kam von den Grünen. "Die Bahn darf nicht zum Spielball von Medwedew und Putin im Kräftemessen mit dem Westen werden", erklärte Grünen-Fraktionsvorsitzende Fritz Kuhn. Er forderte Bundeskanzlerin Angela Merkel auf, Bahnchef Mehdorn zu stoppen. Auch der verkehrspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Dirk Fischer, meldete Bedenken an. Der FDP-Verkehrsexperte Horst Friedrich sagte dagegen: "Wir müssen uns damit abfinden, dass Geldströme aus Russland, dem Nahen und Fernen Osten auch zu uns fließen. Die Deutsche Bahn beteiligt sich ja auch im Ausland." (det)

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