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Bahnbrechende Entdeckung für die Therapie von Krebs

Gudrun Heise
21. Januar 2020

Shimon Sakaguchi hat regulatorische T-Zellen entdeckt. Sie sorgen dafür, dass unser Immunsystem im Gleichgewicht bleibt. Dafür bekommt er nun den renommierten Paul Ehrlich und Ludwig Darmstaedter-Preis.

Shimon Sakaguchi, Preisträger des Paul Ehrlich und Ludwig Darmstaedter-Preises 2020
Bild: Shimon Sakaguchi

Um gesund zu bleiben, muss unser Immunsystem zwischen sich selbst und Eindringlingen unterscheiden.

Die regulatorischen T-Zellen (Treg), die Shimon Sakaguchi entdeckte, helfen quasi, die Ordnung im Immunsystem aufrechtzuerhalten und als "Selbstkontrolle" zu fungieren. So werden übermäßige Reaktionen verhindert. Ohne Treg-Zellen greift der Körper die gesunden Zellen an. Sakaguchi war der Erste, der ihre molekulare Basis und Funktion bestimmt hat. 

Der japanische Immunologe zeigte, dass Treg-Zellen Immunzellen bremsen, die überaktiv sind und körpereigenes Gewebe angreifen, wenn also die Funktion der Treg-Zellen gestört ist. Das ist der Fall bei Autoimmunerkrankungen.

Für seine wegweisende Forschung erhält Sakaguchi nun den renommierten Paul Ehrlich und Ludwig Darmstaedter-Preis. "Er hat damit ein vollkommen neues Feld eröffnet", sagt der Vorstandsvorsitzende Thomas Boehm. "Die regulatorischen T-Zellen sind dazu da, die im Körper zirkulierenden Killerzellen in Schach zu halten."

Lesen Sie hier: Kein leichter Job – was unser Immunsystem alles leistet

Bedeutung für Therapien

Treg-Zellen sind ein unverzichtbarer Bestandteil unseres Immunsystems. Sie helfen ihm dabei, die sogenannte Selbsttoleranz aufrechtzuerhalten. Das ist die Fähigkeit des Immunsystems zu unterscheiden, was fremd ist und was zum Körper gehört und Attacken auf den eigenen Körper zu vermeiden.

Funktioniert dieses System nicht, drohen Autoimmunkrankheiten wie Typ 1-Diabetes, Multiple Sklerose oder Rheuma. Allergien können dann entstehen oder Abstoßungsreaktion. Es kann dazu führen, dass nützliche Bakterien im Darm ohne die Treg-Zellen nicht toleriert werden.

Weltweit wird mittlerweile an Treg-Zellen geforscht. "Bei den Autoimmunerkrankungen ist es vor allem der Diabetes, der im Fokus steht, bei Tumorerkrankungen sind es solche, die sich immunologisch beeinflussen lassen", erklärt Boehm. Die Treg-Zellen können helfen, die meisten Krebsarten effektiver zu bekämpfen. Sie sind ein unverzichtbarer Teil Bestandteil unseres Immunsystems

Weltweite Forschung

Lange Jahre galt die Meinung, dass der Körper in einem Organ hinter dem Brustbein über die Selbsttoleranz entscheidet. Demnach sollten Immunzellen in diesem Organ lernen, zwischen fremd und eigen zu unterscheiden. Treg-Zellen kamen bei diesen Überlegungen nicht vor - die allgemeine Lehrmeinung war, dass man diese Zellen überhaupt nicht brauche.

Sakaguchi aber blieb hartnäckig, zeigte Durchhaltevermögen und führte seine Forschung an der Osaka-Universität weiter. Auch das, so Boehm, sei ein Grund gewesen, ihm den renommierten Preis zu verleihen. "In vielen Zentren laufen Studien, und wir können nur gespannt auf die Ergebnisse warten", sagt Boehm.

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