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Politik

Bald Impfangebot für Kinder und Jugendliche?

2. August 2021

Die deutsche Impfkommission Stiko empfiehlt Corona-Schutzimpfungen für Kinder nicht. Die Politik indes will diese bundesweit anbieten. Eine Entscheidung der Gesundheitsminister in diese Richtung wird heute erwartet.

Kinder Jugendliche Impfung Corona
Ein noch ungewohnter Anblick in Deutschland, eine Teenagerin wird gegen Corona geimpftBild: Sven Hoppe/picture alliance/dpa

Mehrere Spitzenpolitiker von Bund und Ländern positionierten sich zuletzt klar in diese Richtung und stellten sich damit gegen die derzeit geltende Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko).

Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller (SPD), hält es für "sehr sachgerecht", Kindern und Jugendlichen von 12 bis 17 Jahren eine Corona-Schutzimpfung anzubieten. Müller sagte im "Morgenmagazin" der ARD,  zwar zögere die Ständige Impfkommission noch mit einer entsprechenden allgemeinen Empfehlung, andere Ärzte und Wissenschaftler jedoch wiesen darauf hin, dass eine Impfung auch bei Kindern und Jugendlichen deutlich besser vor einer COVID-19-Erkrankung schütze.

Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller gehört zu den klaren Befürwortern der KinderimpfungBild: Getty Images

"Die Impfung selbst ist eben doch überhaupt nicht so risikoreich, wie manche es befürchten." Insofern finde er es gut, "dass wir so ein breites Angebot machen", ergänzte der derzeitige Vorsitzende der Ministerpräsidentenkonferenz zu entsprechenden Plänen der Gesundheitsminister von Bund und Ländern, die an diesem Montag über Impfungen für Kinder beraten wollen.

Der Vorsitzende der Gesundheitsministerkonferenz, der bayerische Ressortchef Klaus Holetschek (CSU), sieht in den Planungen der Politik keinen Widerspruch zu der Position der Stiko. Diese habe die Möglichkeit eröffnet, mit ärztlicher Aufklärung und nach individueller Risikoabschätzung die Impfungen vorzunehmen. "Nichts anderes machen wir", sagte Holetschek. Die Politik nutze den Spielraum aus, den die Stiko eröffnet habe. Niemandem solle die Impfung aufgezwungen werden, es sei lediglich ein Angebot, betonte der CSU-Politiker.

Auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn macht sich für Impfungen von 12- bis 17 Jährigen starkBild: Michele Tantussi/AFP/Getty Images

Bereits am Sonntag hatte die "Bild am Sonntag" berichtet, Bundesgesundheitsminister Jens Spahn wolle das umstrittene Impfangebot für Kinder und Jugendliche durchsetzen. Dies gehe aus einem Beschlussentwurf von Spahns Ministerium für die Konferenz des CDU-Politikers mit den Gesundheitsministern der Länder hervor. Der Zeitung zufolge soll die Möglichkeit geschaffen werden, dass sich alle Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren in Impfzentren und bei Haus- und Betriebsärzten gegen eine Infektion mit dem Coronavirus impfen lassen dürfen.

Stiko-Chef Mertens verteidigt Position des Expertengremiums

"Wir können nicht eine generelle Empfehlung aussprechen, solange wir diesbezüglich nicht die notwendige Datensicherheit haben", erläuterte der Leiter der Ständigen Impfkommission, Thomas Mertens, im Radiosender NDR Info die Position des Expertengremiums. Der Virologe räumte ein, dass er und seine Kollegen den öffentlichen Druck spüren, möglichst schnell zu einer Entscheidung zu kommen. Dies habe aber keinen Einfluss. "Es kann durchaus sein, dass wir unsere Empfehlung ändern werden, aber sicher nicht, weil Politiker sich geäußert haben", sagte Mertens.

Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sieht die Stiko mit ihrer Position zu Corona-Schutzimpfungen in einer "Außenseiterposition". Wesentliche Studien hätten ergeben, dass eine Durchseuchung mit der Delta-Variante viel gefährlicher sei als die Impfung von Kindern, sagte der Bundestagsabgeordnete im Deutschlandfunk.

Zugleich verteidigte er die Stiko im Grundsatz. Sie habe in der Vergangenheit "ganz hervorragende Arbeit geleistet". Lauterbach sagte weiter, der Stiko müsse von der Politik Freiraum gelassen werden. Gleichwohl sei es richtig, dass die Politik jetzt Fakten schaffe. Möglicherweise habe sich die Impfkommission in der Frage der Corona-Impfungen für Kinder "ein bisschen zu früh festgelegt und verrannt".

Inzidenzwert erneut leicht angestiegen

Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz bei den Corona-Neuinfektionen ist weiter gestiegen und liegt nun bei 17,8. Wie das Robert-Koch-Institut am Montagmorgen unter Berufung auf Angaben der Gesundheitsämter mitteilte, wurden binnen 24 Stunden 847 Neuinfektionen sowie ein weiterer Todesfall im Zusammenhang mit COVID-19 registriert. Am Vortag hatte der Wert 17,5 und beim jüngsten Tiefststand am 6. Juli 4,9 betragen. In der Regel liegt die Zahl der Neuinfektionen am Wochenende und am Montag niedriger als im Wochendurchschnitt, weil an den Wochenenden weniger getestet wird und weniger Testergebnisse übermittelt werden.

qu/kle (dpa, afp, rtr, epd)

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