"Ballett-Oscar" in Russland verliehen
27. Mai 2015Bereits zum 23. Mal fand in Moskau die feierliche Verleihung des sogenannten Ballett-Oscars, des Benois de la Danse statt. Nominiert waren nicht nur Tänzer, Choreographen und Komponisten, sondern auch Bühnenbildner und dieses Jahr zum ersten Mal Librettisten.
Den Preis als beste Ballerina erhielt die gebürtige Ukrainerin Swetlana Zhakharowa. Gleich doppelt wurde sie für ihre Rollen als Marguerite Gautier in "Die Kameliendame" und für die Mekhmene Banuin in "A Legend of Love" ausgezeichnet. Jury-Mitglied Ingrid Lorentsen, Direktorin des Norwegischen Nationalballetts, kommt in Bezug auf Zhakharowa förmlich ins Schwärmen: "Sie verkörpert die Essenz einer echten Ballerina."
Drei Preise, ein Theater
Richtig abgeräumt hat indes vor allem das Londoner Royal Ballet. Gleich drei Preise gingen nach Großbritannien, allesamt für die Inszenierung von "A Winter's Tale", ein Ballett nach Shakespeares gleichnamigem Stück. Kevin O'Hare, Jury-Mitglied und Leiter der Londoner Kompagnie, nahm die Preise im Namen der Gewinner entgegen: Alle drei Statuetten auf einmal konnte er nicht tragen, freute sich aber sichtlich über die Auszeichnungen.
"Ich denke, das bedeutet, dass wir irgendwas richtig machen", sagte O'Hare im DW-Interview in den Kulissen des Bolschoi-Theaters. "Dieses Stück ist für uns etwas sehr Besonderes. Mit unserem 'Wintermärchen' bringen wir traditionelles, klassisches Ballet ins 21. Jahrhundert."
Klassisch und Modern
Meist ist klassisches Ballet auf der Gold geschmückten Bühne des Bolschois zu sehen, doch bei der Gala des Benois de la Danse stand auch zeitgenössischer Tanz auf dem Programm sowie ein Ausschnitt aus dem Stück "Deep Field", einer schnalzenden Geräusch- und Sprechkollage. Entstanden ist das Stück am Deutschen Theater am Rhein nach einer Choreographie des Schweizers Martin Schläpfer, untermalt von der Musik von Adriana Hölszky. Schläpfer bezeichnet Hölszgy als die "bedeutendste, noch lebende deutsche zeitgenössische Komponistin". Konzipiert ist "Deep Field" als Blick in die Unendlichkeit des Weltraums, die der Mensch mit Hilfe eines Teleskops, genannt "Hubbel-Teleskop", erkunden kann.
Nominiert für den Benois de la Danse, der erstmals 1992 verliehen wurde, waren insgesamt 21 Teilnehmer aus 13 Ländern. Marian Walter vom Berliner Staatsballet war bereits zum zweiten Mal unter den Nominierten und obwohl er den Preis für seine Rolle in "Proust ou les Intermittance du Coeur" auch dieses Mal nicht gewann, war sein gemeinsames "Pas de deux" mit dem Österreicher Rainer Krenstetter einer der Höhepunkte des Abends. Vor dem Auftritt im Bolschoi Theater sprach Walter mit der Deutschen Welle über das Tanzduett.
Mit einer Charity Gala geht die Verleihung des Benois de la Danse am heutigen Mittwoch (27.05) zu Ende. Besonderes Highlight der Gala: Verschiedene Preisträger der vergangenen Jahre stehen an diesem Abend auf der Bühne des berühmten Moskauer Theaters. Unter anderem sorgen Primaballerina Silvia Azzoni des Hamburger Balletts und Semyon Chudin des Bolschoi-Theaters für unvergessliche Tanzmomente.