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Politik

Ban Ki Moon in Haiti erwartet

14. Oktober 2016

Im Süden des Karibikstaats sind auch zehn Tage nach Durchzug des Hurrikans "Matthew" Ortschaften nur aus der Luft erreichbar. Die Menschen sind verzweifelt. Hungernde Einwohner plündern Hilfskonvois.

Haiti Jeremie Hurricane Wirbelsturm
Nach "Matthew" machen jetzt heftige Regenfälle den Überlebenden zu schaffen Bild: picture-alliance/dpa/O.Barria

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon wird am Samstag in Les Cayes erwartet, eine der am meisten zerstörten Städte im Süden des Landes. Gemeinsam mit dem haitianischen Interimspräsidenten Jocelerme Privert will er sich informieren, inwieweit internationale Hilfe auch dort angekommen ist. In dem bitterarmen Land sind nach "Matthew" laut UN-Schätzungen insgesamt 1,4 Millionen Menschen dringend auf Unterstützung angewiesen. Ban fordert eine Soforthilfe von umgerechnet 110 Millionen Euro für die kommenden drei Monate.

Aufgrund der starken Beschädigungen der Infrastruktur im Südwesten des bitterarmen Landes gelangen Lebensmittel, Wasser und Hygieneartikel sehr langsam zu den Menschen. "Es gibt hier Dörfer, die lassen sich nur per Helikopter oder Boot erreichen", macht Alexander Mauz vom Arbeiter-Samariter-Bund deutlich. "Die Menschen sind verzweifelt. Sie haben Häuser und ihre Ernte verloren. Auch eine Woche nach dem Sturm ist bei ihnen noch keine Hilfe angekommen."

Hungernde Anwohner plündern LKW-Lieferungen 

Das Online-Portal "Haiti Libre" berichtet, hungernde Menschen in mehreren Kommunen hätten Straßen blockiert und Hilfstrucks gestürmt. Auch in der Stadt Jérémie ist fast jedes Haus zerstört. Dort errichteten aufgebrachte Einwohner Barrikaden vor dem UN-Stützpunkt, stoppten Hilfskonvois und plünderten die Lieferungen. UN-Mitarbeiter mussten sich vor der aufgebrachten Menge in Sicherheit bringen. Die Anwohner machen die Regierung für die fehlende Organisation bei der Verteilung von Lebensmitteln und Medikamenten verantwortlich.

Der Hurrikan hat die Lebensgrundlage vieler Menschen zerstört. "In den am stärksten betroffenen Regionen leben die Menschen vor allem von der Landwirtschaft. Tausende haben ihre Existenzgrundlage verloren, weil 80 Prozent der Tiere und Pflanzungen vernichtet wurden", bilanziert die Chefin der UN-Blauhelmmission Minustah, Sandra Honoré.

Manchmal muss auch ein Baumstamm als Schlafplatz herhalten Bild: picture-alliance/AP Photo/D.Chery

Hinzu kommt die Sorge vor einer Cholera-Epidemie. 510 Infektionen wurden bislang registriert, mindestens 20 Menschen starben bereits an der Durchfallerkrankung. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schickte eine Million Impfdosen in das Katastrophengebiet.

USA setzen Abschiebung aus

Die USA setzen angesichts der Lage in dem Karibikstaat die Abschiebung illegal eingereister Haitianer vorerst aus. An der grundsätzlichen Haltung der Vereinigten Staaten habe sich allerdings nichts geändert, sagte Heimatschutzminister Jeh Johnson. Ende September hatten die USA damit begonnen, Haitianer ohne Papiere in ihre Heimat zurückzubringen.

Nach einer neuen Bilanz der haitianischen Behörden stieg die Zahl der Todesopfer durch "Matthew" auf 546. Fast 130 Menschen werden demnach noch vermisst.

se/kle (epd, dpa, ap, afp) 

 

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