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Ein Mann des Ausgleichs

2. Januar 2007

Der südkoreanische Diplomat Ban Ki Moon hat am Neujahrstag das Amt des Generalsekretärs der Vereinten Nationen übernommen. Wer ist 62-jährige Nachfolger von Kofi Annan? Ein Porträt.

Ban Ki Moon
Ban Ki MoonBild: AP

Ban Ki Moon ist 16 Jahre alt, als für ihn ein Traum in Erfüllung geht. Weil er einen Englisch-Wettbewerb des Roten Kreuzes gewinnt, darf er in die USA reisen und ihn treffen - John F. Kennedy. Für den jungen Südkoreaner aus ärmlichen Verhältnissen ist der amerikanische Präsident ein Vorbild. Das Treffen legt die Weichen für sein Leben: "Als ich Kennedy traf, festigte sich die Überzeugung aus meiner Kindheit, dass ich Diplomat werden wollte", erzählte Ban Ki Moon. Seither verbringt er sein Leben damit, diesen Traum Wirklichkeit werden zu lassen.

Mit 26 Jahren Diplomat

China will einen Asiaten für den höchsten Posten in der UNOBild: AP

Ban Ki Moon beginnt früh mit seiner Karriere. An der besten Universität seines Landes, der Nationaluniversität in Seoul, studiert der Sohn einer Bauernfamilie Internationale Beziehungen. In Harvard macht er zudem in öffentlicher Verwaltung sein Diplom. Mit 26 Jahren tritt er in den diplomatischen Dienst ein.

Es folgten 36 Jahre steile Diplomatenkarriere, die mit dem Posten des UN-Generalsekretärs gekrönt werden könnte. Zehn Jahre hatte Ban Ki Moon in seiner Laufbahn direkt mit der UNO zu tun. Er fing dort 1975 als einfacher Mitarbeiter an, bevor er 1978 zum ersten Sekretär der südkoreanischen Vertretung bei den Vereinten Nationen berufen wurde. Es folgten drei Jahre als Verantwortlicher für die UNO im südkoreanischen Außenministerium. 1998 bis 2000 war er Botschafter seines Landes in Österreich. 2001 wurde Ban schließlich für zwei Jahre UN-Botschafter und leitete außerdem das Büro des damaligen Vorsitzenden der 56. UN-Vollversammlung, des Südkoreaners Han Seung Soo. Seit Januar 2004 ist Ban Minister für Außenpolitik und Handel.

Zweifel am Durchsetzungsvermögen

Fehlt Ban Ki Moon das Rückgrat von Kofi Annan?Bild: AP

Skeptiker in New York meinen jedoch, dem Südkoreaner fehle die Ausstrahlung und das Rückgrat seines Vorgängers Annan. Ban Ki Moon kennt diese Zweifel und versucht sie zu zerstreuen: "Ich mag äußerlich sanft wirken, aber ich habe, wenn es wirklich nötig ist, eine innere Stärke. Ich war immer sehr entschlossen." Unterstützung erfährt er von Kollegen. "Er ist wie eine eiserne Hand im Samthandschuh", charakterisierte der südkoreanische Außenamtssprecher Ko Ki Seok einmal seinen Chef. Andere Diplomatenkollegen beschreiben Ban als stressresistenten Fleißarbeiter. Außerdem gilt er als Mann des Kompromisses und des Ausgleiches - eine Eigenschaft, die ihm in seinem Amt des Außenministers half, schwierige Zeiten in den Beziehungen zu den USA oder Japan durchzustehen.

Für seine Arbeit in den unterschiedlichsten Staaten ist Ban bemüht, die Landessprache zu erlernen. Neben Englisch spricht er Japanisch und Deutsch. Als er vor einem Jahr die Entscheidung traf, sich für den UN-Vorsitz zu bewerben, begann er, sich auch mit der französischen Sprache zu beschäftigen. Ban Ki Moon ist mit seiner Jugendliebe Yoo Soon Taek verheiratet und hat zwei Töchter und einen Sohn.

Asien-Bonus

Viel hätte ihm seine Karriere jedoch nicht geholfen, erfüllte Ban nicht aufgrund seiner Herkunft die zentrale Voraussetzung für den Spitzenjob am New Yorker East River: Er kommt aus Asien. Die UN-Vetomacht China hatte klargemacht, dass Pekings Botschafter im Sicherheitsrat jeden Nichtasiaten blockieren würde. Diesen Trumpf hatte Ban offen ausgespielt. "Es ist höchste Zeit, dass ein Asiat Generalsekretär wird", hatte er vor der Abstimmung im Sicherheitsrat gesagt. In diesem Rahmen betonte er zudem die stürmische wirtschaftliche Entwicklung, die sein Land durchlebt hat: Von einer armen, kriegsverwüsteten Ex-Kolonie zu einem reichen Hightech-Staat. Seine Erkenntnisse als Koreaner, so warb Ban, könnten Entwicklungsländern in den Vereinten Nationen zugute kommen.

Warten auf die Renovierung

Ban legte nach seiner Wahl durch die Vollversammlung der Vereinten Nationen bereits am 14. Dezember einen Amtseid ab. Am Neujahrstag gab es keine weiteren Zeremonie. "Ich möchte harmonisieren und als Brückenbauer tätig sein", sagte der bisherige südkoreanische Außenminister nach seiner Vereidigung. In New York ist Ban zunächst noch in einem Hotel untergekommen. In die Residenz des UN-Generalsekretärs am New Yorker Sutton Place mit Blick auf den East River wird er erst dann einziehen, wenn die Renovierungsarbeiten in dem 85 Jahre alten Gebäude abgeschlossen sind.(ca)

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