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Im Auge des Sturms

4. September 2007

Nach dem Hurrikan "Mitch" lag Honduras Wirtschaft am Boden. Gerade wieder in Schwung gekommen, könnte "Felix" die Aufbauleistung der letzten Jahre wieder zerfegen.

Kinder werden mit einem Lkw zur Arbeit gebracht
Kinderarbeit ist in Honduras an der TagesordnungBild: AP

Im Oktober 1998 brach über Honduras die Katastrophe hinein. Hurrikan "Mitch" wütete fünf Tage und tötete 10.000 Menschen. Er zerstörte mehr als zwei Drittel der Infrastruktur und der Anbauflächen des zentralamerikanischen Landes. Und entzog dem Land damit einen großen Teil seiner wirtschaftlichen Grundlage.

Honduras galt lange als die sprichwörtliche Bananenrepublik. Auch wenn der Dienstleistungssektor inzwischen Hauptwirtschaftsträger ist, leben weiterhin 34 Prozent der Bevölkerung von der Landwirtschaft - zum Vergleich: in Deutschland sind es 2,8 Prozent. 13,6 Prozent des Bruttosozialprodukts gründen sich auf der Produktion landwirtschaftlicher Güter, hauptsächlich Bananen, Kaffee, Palmöl, Edelhölzern und Meeresfrüchte.

Abgesehen vom langsam wachsenden Tourismus, einigen Textilfabriken sowie einer kleinen veredelnden Industrie ist das Land auf seine nachwachsenden Ressourcen angewiesen. Und genau die sind in Gefahr, sollte Hurrikan Felix über den zweitärmsten Staat Lateinamerikas ziehen.

Zerstörung und Wiederaufbau

Hurrikan "Mitch" verursachte 1998 UN-Berechnungen zufolge einen Gesamtschaden von 3,8 Milliarden US-Dollar, mehr als 70 Prozent des Bruttosozialprodukts. Im Jahr 1999 schrumpfte die Wirtschaft um mehr als zwei Prozent; vor dem Wirbelsturm war ein Wachstum von mehr als fünf Prozent veranschlagt worden. Dies lag vor allem an den Ernteausfällen. So schrumpfte die Menge der 1999 von der Standard Fruit Company exportierten Bananen auf ein Zehntel der Vorjahresmenge. Der zweite große Bananenproduzent in Honduras, die Tela Railroad Company, verlor sogar seine komplette Ernte. Der Export des Landes ging um mehr als 500 Millionen Dollar zurück, eine gewaltige Summe für ein Land, das 1998 ein Bruttosozialprodukt von rund 5,3 Milliarden Dollar aufwies.

Mehr als 70 Prozent der honduranischen Bevölkerung leben unter der Armutsgrenze.Bild: AP

Für den Wiederaufbau nach dem Wirbelsturm erhielt das Land mehr als 2,7 Milliarden Dollar Wiederaufbauhilfe aus dem Ausland. Die Vergabe der Mittel war an die Einhaltung der Ziele der im Mai 1999 verabschiedeten "Stockholmer Erklärung" geknüpft: Finanzhilfen sollten nur denjenigen Ländern gewährt werden, die sich an Vorgaben zur Absicherung vor neuen Naturkatastrophen hielten. Gleichzeitig wurden aber auch gesellschaftspolitische Ziele in der Erklärung formuliert, etwa die Einhaltung der Menschenrechte und die Transparenz der Regierung. Westliche Beobachter schreiben dieser Politik zumindest minimale Erfolge zu.

Rückständigkeit

Seine strukturellen Probleme konnte Honduras trotz der großzügigen Hilfe und dem Erlass eines Teils seiner Auslandsschulden nicht überwinden. Rund 27 Prozent der Bevölkerung hatten im vergangenen Jahr keine Arbeit, mehr als 70 Prozent leben unter der Armutsgrenze. Denn trotz der niedrigen Arbeitskosten konnte Honduras bisher kaum ausländische Investoren gewinnen. Dies ist vor allem auf die schlechte Infrastruktur, eine hohe Kriminalitätsrate und das schlechte Bildungsniveau der Bevölkerung zurückzuführen.

Sollte "Felix" auf das honduranische Festland abseits der kaum besiedelten Region Moskitia im Nordosten des Landes treffen, sind wiederum schwere wirtschaftliche Schäden für das zentralamerikanische Land zu befürchten. Denn weiterhin ist es abhängig von den Erträgen aus der Landwirtschaft und der Veredelungsindustrie. Der Wandel zur selbstständigen Volkswirtschaft liegt für Honduras trotz Entschuldungsprogramm, harten Sparkurses und hoher Investitionen in Bildung und Soziales noch außer Sichtweite. Wütet "Felix" in Honduras mit gleicher Härte wie "Mitch" vor neun Jahren, ist die Abhängigkeit der sieben Millionen Honduraner von der Weltgemeinschaft für die nächsten Jahrzehnte vorprogrammiert. (mho)

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