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Politik

Barack Obama: Goodbye Berlin

Nina Werkhäuser
17. November 2016

Sie kennen und mögen sich, Barack Obama und die Berliner. Auf seinen Abschiedsbesuch reagieren sie mit gemischten Gefühlen. Aus Berlin Nina Werkhäuser.

Deutschland USA Besuch Präsident Barack Obama in Berlin, Abschied
Bild: Reuters/F. Bensch

"Ich glaube, Obama gefällt es in Berlin", sagt Jonas verschmitzt und zieht an seiner Zigarette. Der 36-Jährige sitzt auf einer Bank im Regierungsviertel und freut sich, dass Barack Obama sich noch einmal in der Hauptstadt blicken lässt. "Vielleicht sehe ich die Wagenkolonne des Präsidenten aus meinem Fenster", sagt der Berliner, der an einer großen Straße im Herzen der Stadt wohnt. "Sehr freundlich von ihm, uns mit einem Abschiedsbesuch zu beehren."

In Berlin war Obama bisher nur zweimal, aber diese Besuche sind unvergessen: 2013 hielt der US-Präsident eine flammende Rede am Brandenburger Tor, 2008 - damals war er noch nicht gewählt - eine an der Siegessäule, die Zehntausende Menschen begeisterte.

Zwar sind die Berliner nicht gerade für übermäßige Sentimentalität bekannt, aber Obama traf den richtigen Ton, er verstand den "Spirit" der Stadt. Es war der Beginn einer langen Freundschaft. Obama mag Berlin, und die Berliner mögen ihn. Und sie hatten hohe Erwartungen an den Demokraten, der mit einer Botschaft des Friedens ins Weiße Haus einzog. Was bleibt davon nach acht Jahren Amtszeit? Jonas blickt dem Zigarettenrauch hinterher und denkt nach. "Es gab keinen dritten Weltkrieg", sagt er knapp. Es klingt ernüchtert. 

Im Juli 2008 begeisterte Obama viele Berliner mit seiner Rede an der Siegessäule Bild: picture-alliance/dpa/R. Jensen

"Ein nettes Zeichen"

Auch Kolja Menning, der in Berlin bei einer US-amerikanischen Firma arbeitet, findet Obamas politische Bilanz bescheiden. Sicher, der US-Präsident habe gute Reden gehalten, aber seine Politik sei oft "total an den Bedürftigen vorbeigegangen". Das Resultat dieser weit verbreiteten Unzufriedenheit sei der Wahlsieg des Republikaners Donald Trump, meint der 36-Jährige. Dass Obama nochmal komme, sei ein "nettes Zeichen", mehr aber auch nicht.

Als er das sagt, biegt ein älterer Herr mit Baskenmütze um die Ecke und sucht unter einer Markise Schutz vor dem Regen. Der graue November-Himmel passt gut zu einem Abschiedsbesuch. Der Ingenieur, der seinen Namen nicht nennen will, ist ein erklärter Fan von Obama. Der US-Präsident habe viel erreicht, von der Einführung der Krankenversicherung bis hin zu guten Beziehungen zu Deutschland. "So einen kriegen wir nicht wieder", sagt er mit Bedauern. Er würde sich freuen, wenn er Obama persönlich sehen könnte. Diesmal aber steht keine Rede an die Berliner auf Obamas Programm.

Was kann Deutschland von Obamas Nachfolger Trump erwarten? Bild: DW/N. Werkhäuser

Höchste Sicherheitsstufe

Einige hundert Meter weiter in der Wilhelmstraße. Eine Buchhandlung stellt das Buch von Obamas Nachfolger Donald Trump aus, es heißt "Great again", Untertitel "Wie ich Amerika retten werde". Trump will einiges von dem zurückdrehen, was Obama geschaffen hat. Was wird dann aus den engen Banden zu Deutschland? Das Verhältnis werde sich abkühlen, prophezeit eine Passantin. Für sie ein guter Grund, Obama noch einmal zu würdigen. Die Lokalzeitungen zeigen sein Konterfei und warnen vor massiven Verkehrsbehinderungen. Die U-Bahn zwischen dem Hauptbahnhof und dem Brandenburger Tor ist aus Sicherheitsgründen lahmgelegt. Auch sonst bewegt sich wenig auf Berlins Straßen - drei Tage Stau und Ausnahmezustand.

Ausnahmezustand rund um den Pariser PlatzBild: DW/N. Werkhäuser

Sperrzone Pariser Platz

Vor dem Pariser Platz sind Gitter aufgebaut. Hier nächtigt Obama im Hotel Adlon, hier liegt die US-Botschaft. Der Platz, auf dem sonst das Leben tobt, ist leergefegt. Plötzlich Unruhe: "50 Meter zurück, alle!", brüllt ein Polizist und schwenkt ungeduldig den rechten Arm. Irritiert weichen einige Dutzend Passanten in die Wilhelmstraße zurück. Jetzt darf sich die Menge noch nicht einmal den rot-weißen Sperrgittern nähern. Die Berliner maulen, weil sie wichtige Termine verpassen. Die Touristen ziehen lange Gesichter, weil sie das Brandenburger Tor nicht knipsen dürfen. Auch die Mitarbeiter des Wachsfigurenkabinetts "Madame Tussauds" müssen ihr Museum aus Sicherheitsgründen verlassen. Abschiedsbesuch? Das finden sie nicht so tragisch. "Wir haben Obama ja immer - als Wachsfigur."

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