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Politik

Barbados sagt sich von britischer Krone los

30. November 2021

Das Herrschaftsgebiet von Queen Elizabeth ist kleiner geworden: Der karibische Inselstaat Barbados hat sich vom britischen Königshaus gelöst und ist nun eine Republik. Ein prominenter britischer Ehrengast war dabei.

Barbados | Machtübergabe an Präsidentin Sandra Mason
Die neue Staatspräsidentin Sandra Mason legt den Amtseid abBild: Jonathan Brady/PA Wire/empics/picture alliance

Barbados hat sich zum 55. Unabhängigkeitstag eine neue Staatsform verpasst – die Karibikinsel erklärte sich zur parlamentarischen Republik. Im Beisein des britischen Thronfolgers Prinz Charles wurde in der Nacht zum Dienstag die Richterin Sandra Mason feierlich als erste Präsidentin und neues Staatsoberhaupt von Barbados vereidigt. Während der Zeremonie in der Hauptstadt Bridgetown wurde die königliche Standarte eingeholt.

Kurz nach Mitternacht gab es für Mason Salutschüsse und eine Parade der Staatsbediensteten auf dem Platz der Nationalhelden in der Hauptstadt Bridgetown. Nicht dabei war eine Statue des britischen Admirals Horatio Nelson, die dort gut 200 Jahre gestanden hatte – bis vor einem Jahr. Inmitten von Protesten gegen Rassismus und Kolonialismus auf der ganzen Welt entfernte die Regierung damals die Statue von dem zentralen Platz, auf dem die Helden des Landes geehrt werden sollen.

Hier wehte die britische Fahne noch neben der Flagge von Barbados (Archivbild)Bild: Toby Melville/REUTERS

"Wenn wir nicht wissen, wer wir sind; wenn wir uns nicht darüber im Klaren sind, wofür wir kämpfen wollen, dann sind wir dazu verdammt, wieder ausgebeutet und kolonialisiert zu werden", sagte dazu Premierministerin Mia Mottley, die ihr Amt behält. Die bisherige Generalgouverneurin Mason hatte im September 2020 den formalen Bruch mit der britischen Krone angekündigt. "Es ist an der Zeit, unsere koloniale Vergangenheit vollständig hinter uns zu lassen", sagte sie damals. Im Oktober wählte das Parlament von Barbados die 72-Jährige in das neu geschaffene Amt der Präsidentin.

Enge Partnerschaft soll bleiben

Die Reaktion des Buckingham-Palasts fiel zurückhaltend aus: Die Angelegenheit sei "Sache der Regierung und des Volkes des Commonwealth-Staates", hieß es im September 2020. Prinz Charles, der seine 95 Jahre alte Mutter in Barbados vertrat, betonte dort: Auch wenn sich einiges ändere, werde manches gleich bleiben – etwa die "enge und vertrauensvolle Partnerschaft" und gemeinsame Werte.

Prinz Charles hält eine Ansprache anlässlich der Machtübergabe in BridgetownBild: Jonathan Brady/PA Wire/empics/picture alliance

In einer Botschaft der Queen in der Nacht zum Dienstag hieß es, die Königin übermittle Glückwünsche an die Barbadier. Popstar Rihanna war bei der Zeremonie dabei. Mottley verkündete, dass die barbadische Sängerin, die auch Sonderbotschafterin ihres Landes ist, in den Orden der Nationalhelden aufgenommen werde.

Seit 1966 unabhängig

Das Commonwealth of Nations ist eine lose Verbindung von Staaten, die aus ehemaligen Kolonien Großbritanniens hervorgegangen sind. An der Spitze der Organisation steht Königin Elizabeth II. Barbados wurde am 30. November 1966 unabhängig von Großbritannien, die Queen blieb aber formal Staatsoberhaupt. Zuletzt hatte sich im Jahr 1992 mit Mauritius ein Commonwealth-Mitglied von der Monarchie losgesagt.

Vor 394 Jahren kamen die ersten englischen Siedler nach Barbados. Bald bereicherten sie sich am Zuckeranbau durch afrikanische Sklaven. Viele Inselbewohner sind Nachfahren von Sklaven, die das britische Empire aus Afrika in die Karibik verschleppt hatte. Für sie bedeutet der aktuelle Schritt eine Loslösung vom kolonialen Erbe. In seinem Buch "Die erste Gesellschaft schwarzer Sklaven" von 2016 beschrieb der barbadische Historiker Hilary Beckles die Insel zwischen 1636 und 1876 als "die systematisch gewalttätigste, brutalste und rassistisch unmenschlichste Gesellschaft der Neuzeit".

Die bisherige Generalgouverneurin Mason hatte Prinz Charles schon auf dem Flughafen begrüßtBild: Jonathan Brady/empics/picture alliance

Reparationen gefordert

Wegen dieser Vorgeschichte wurden in der Inselrepublik mit knapp 300.000 Einwohnern Forderungen nach Reparationen und Stimmen gegen den Besuch von Prinz Charles laut, wie der Aktivist Suleiman Bulbulia in der britischen Zeitung "The Guardian" schrieb.

Die 95-Jährige Queen hat in ihrer Amtszeit bereits zahlreiche Staaten ziehen lassen müssen. Sie ist aber weiterhin offizielles Staatsoberhaupt von 15 Ländern, darunter Kanada und Australien. Beobachtern zufolge könnten sich nach dem Tod der beliebten Monarchin weitere Länder von der britischen Krone abwenden.

kle/se (dpa, afp)

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