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Bas erinnert in Auschwitz an ermordete Sinti und Roma

2. August 2024

Erstmals ist eine Bundestagspräsidentin nach Auschwitz gereist. In der KZ-Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau gedachte Bärbel Bas der Sinti und Roma, die im Holocaust ermordet wurden.

Bundestagspräsidentin Bärbel Bas, hier bei einem Besuch 2022 in Jerusalem
Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (Archivbild)Bild: Ilia Yafomovich/dpa/picture alliance

Die Bundestagspräsidentin Bärbel Bas sagte in Oswiecim in Polen während des Gedenkakts zum Europäischen Holocaust-Gedenktag für Sinti und Roma: "Auschwitz steht für das größte Verbrechen, das Menschen Menschen jemals angetan haben. Es steht für den Zivilisationsbruch, der von Deutschland ausging." Auschwitz stehe für den Willen, das europäische Judentum zu vernichten und für den Völkermord an den Sinti und Roma.

"Hier in Auschwitz endete der Rassenwahn der Nationalsozialisten in der grausamen Auslöschung von Menschenleben", betonte die SPD-Politikerin. Deutschland bekenne sich zu seiner historischen Verantwortung. Dies bedeute zugleich die Verpflichtung, auch Antiziganismus heute entschlossen entgegenzutreten.

Bas nahm zusammen mit einer deutschen Delegation und internationalen Vertretern aus Politik und Gesellschaft im ehemaligen NS-Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau an einer Gedenkveranstaltung zum Europäischen Holocaust-Gedenktag für Sinti und Roma teil. Die SPD-Politikerin ist nach Angaben des Bundestags die erste Spitzenvertreterin des deutschen Parlaments, die Auschwitz offiziell besucht.

Gedenken an den Holocaust wichtiger denn je

02:54

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Der 2. August wurde im Jahr 2015 vom Europäischen Parlament als Europäischer Holocaust-Gedenktag für Sinti und Roma anerkannt. In der Nacht vom 2. auf den 3. August 1944 wurden im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau, das in der Stadt Oswiecim im damals besetzten Polen lag, 4300 Sinti und Roma in die Gaskammern getrieben und ermordet. Es waren die letzten noch lebenden Angehörigen der Minderheit in dem Lager.

Zwischen 1940 und 1945 starben insgesamt etwa 1,2 Millionen Menschen in dem Konzentrations- und Vernichtungslager, darunter 23.000 Sinti und Roma. Insgesamt fielen den Verbrechen des nationalsozialistischen Deutschlands etwa 500.000 Sinti und Roma zum Opfer.

Schwesig: Erinnerung lebendig halten

Zu der deutschen Delegation gehören auch die Ministerpräsidentin des Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommerns, Manuela Schwesig, die derzeit als Präsidentin des Bundesrats fungiert, und Kulturstaatsministerin Claudia Roth. Schwesig sagte in einer kurzen Ansprache, ihre Generation sei zwar nicht verantwortlich für die Verbrechen der nationalsozialistischen Diktatur, aber es sei ihre Verantwortung, die Erinnerung an diese Verbrechen lebendig zu halten.

Blick auf die Überreste des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau (Archivbild)Bild: A. Grunau/DW

Staatsministerin Roth bat in ihrer Ansprache alle Überlebenden im Namen der deutschen Bundesregierung um Vergebung. Sie neige ihr Haupt vor den Überlebenden und ihren Nachfahren. Bis heute würden Angehörige der Sinti und Roma diskriminiert, betonte Roth.

Der Vorsitzende des Zentralrats der Sinti und Roma, Romani Rose, unterstrich, Auschwitz stehe als Symbol für den Holocaust, den die Nazis an 500.000 Sinti und Roma und sechs Millionen Juden im NS-besetzten Europa verübten. "Es gibt unter uns Sinti und Roma kaum eine Familie, die mit dem Namen Auschwitz nicht die Ermordung ihrer Angehörigen verbindet."

Die Holocaust-Überlebende Alma Klasing sagte, die aktuellen Wahlerfolge der rechten Parteien machten ihr große Angst. "Deshalb möchte ich gerade die Jugend vor diesen falschen Propheten warnen und bitte Euch von ganzem Herzen: Verteidigt unsere Demokratie."

Warnung vor Diskriminierung

Auch Marian Turski, Auschwitz-Überlebender und Präsident des Internationalen Auschwitz Komitees, warnte in seiner Ansprache vor wachsender Diskriminierung in den europäischen Gesellschaften. "Es beginnt mit Hassrede und es endet mit Auschwitz", sagte er. Zu der Gedenkfeier wurde auch die Präsidentin des polnischen Senats, Malgorzata Kidawa-Blonska, erwartet. 

Der Berliner Weihbischof Matthias Heinrich legte als Vertreter der katholischen Deutschen Bischofskonferenz während des Gedenkakts einen Kranz nieder. "Die Tatsache, dass wir heute hier gemeinsam stehen und der Schicksale von Zigtausenden Angehörigen der Minderheit gedenken, ist ein Zeichen der Ermutigung und Hoffnung, dass jahrhundertealte Diskriminierung überwunden werden kann", sagte er laut Mitteilung der Bischofskonferenz.

Meldestelle Antiziganismus verlangt mehr Engagement

Am Europäischen Holocaust-Gedenktag für Sinti und Roma fordert die Melde- und Informationsstelle Antiziganismus mehr Einsatz gegen die Diskriminierung der Minderheit. Insbesondere angesichts des aktuellen Rechtsrucks in Europa solle der Gedenktag eine Mahnung sein, erklärte die Meldestelle in Berlin. Antiziganismus halte an und sei tief in der Gesellschaft verankert. Daher sei dessen Bekämpfung eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, müsse aber auch auf höchster politischer Ebene angegangen werden. Zudem brauche es mehr Aufklärungsarbeit in Schulen.

Meine ermordete Familie - Sinti im Holocaust

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Sinti und Roma seien täglich von antiziganistischen Anfeindungen betroffen, sagte der Geschäftsführer der Meldestelle, Guillermo Ruiz Torres. Angehörige der Minderheit erlebten europaweit Ausgrenzung in jedem Lebensbereich, sei es im Bildungssystem, bei der Arbeitssuche, in Ämtern oder auf dem Wohnungsmarkt. In Deutschland registrierte die Meldestelle für das vergangene Jahr 1.233 antiziganistische Vorfälle. Das Bundeskriminalamt erfasste 171 gegen Sinti und Roma gerichtete Straftaten.

kle/sti (epd, dpa, afp, kna)

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