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BASF fährt wichtige Anlagen wieder hoch

19. Oktober 2016

Mehr als 48 Stunden nach dem verheerenden Unglück im Ludwigshafener Werk des Chemiekonzerns BASF wird der Betrieb teilweise wieder aufgenommen. Unterdessen wurde ein weiteres Todesopfer geborgen.

Deutschland Ludwigshafen BASF nach dem Unglück
Bild: picture alliance/dpa/A. Arnold

Zwei Tage nach der tödlichen Explosion bei BASF in Ludwigshafen haben Polizeitaucher in einem Hafenbecken die Leiche eines Mannes entdeckt. Ob es sich dabei um den vermissten Matrosen eines Tankschiffes handele, wisse man noch nicht, sagte eine Polizeisprecherin am Mittwoch in Ludwigshafen. Der Tote müsse erst obduziert werden.

Bei dem Unglück am Montag waren zwei Mitarbeiter der Werksfeuerwehr getötet worden, als es im Hafen aus bislang ungeklärten Gründen zu einer Explosion kam. Der Matrose wurde anschließend vermisst. Mehr als 20 Menschen wurden verletzt, zahlreiche schwer.

Produktion wird schrittweise wieder aufgenommen

Seit dem Mittwochnachmittag fährt BASF seine zentralen Produktionsanlagen wieder hoch. Die sogenannten Steamcracker nähmen in den kommenden Tagen schrittweise ihren Betrieb wieder auf, erklärte der Chemiekonzern nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters am Mittwochabend. Die Cracker sind an dem Standort die Herzstücke: In den Anlagen werden petrochemische Ausgangsstoffe aufgespalten. Sie wurden nach der Explosion am Montag heruntergefahren, da die Versorgung mit Rohstoffen unterbrochen war.

In der Folge mussten auch andere Anlagen die Produktion drosseln oder einstellen. Derzeit seien noch 24 Anlagen vollständig heruntergefahren, darunter die beiden Steamcracker, erklärte BASF. Durch das Wiederanfahren der Cracker würden auch die weiteren Anlagen in den kommenden Tagen schrittweise wieder anfahren beziehungsweise die Auslastung erhöhen.

Ausfälle weitgehend versichert

Die Versorgung des Standorts mit Rohstoffen stellt aber weiter ein Problem dar. Der Landeshafen Nord, in dem sich die Explosion ereignet hatte, ist außer Betrieb. Bei dem Unglück wurden auch verschiedene Rohrleitungen für zugekaufte Rohstoffe beschädigt. Daher hat BASF "Force Majeure"-Erklärungen für die Abnahme von Naphtha, Ethylen und Propylen herausgegeben. Durch die Berufung auf "höhere Gewalt" ("Force Majeure") wird der Konzern ohne Haftung von seinen Abnahmeverpflichtungen befreit.

Die Ludwigshafener verwiesen auf ihre umfassende finanzielle Absicherung. "BASF verfügt über eine Sachversicherung für eigene Schäden sowie eine Haftpflichtversicherung für Schäden bei Dritten", teilte das Unternehmen mit. NordLB-Experte Thorsten Strauß äußerte sich mit Blick auf die wirtschaftlichen Folgen deshalb gelassen. "Die finanziellen Belastungen für das Unternehmen dürften sich in Grenzen halten, da die Schäden größtenteils versichert sein sollten. Entsprechend moderat blieb die Börsenreaktion auf den Vorfall", erklärte der Experte. In den vergangenen Tagen bewegte sich die BASF-Aktie im Dax kaum.

Auswirkungen auf Zulieferer unklar

In welchem Umfang Zulieferer und BASF betroffen sind, ist noch weitgehend unklar. Der Münchner Industriegasekonzern Linde beliefert die Kurpfälzer, erwartet aber keine Konsequenzen. "Selbst wenn Produktion heruntergefahren werden sollte, ist vertraglich festgesetzt, welche Mengen abgenommen werden müssen", erklärte ein Linde-Sprecher.

Lanxess und Wacker Chemie sehen sich nicht betroffen. Evonik blickt indes sorgenvoller auf den Schaden. "Mögliche Folgen des Ereignisses für Lieferketten werden geprüft", erklärte ein Sprecher des Chemiespezialisten. Branchenexperten rechnen damit, dass von dem Ausfall vor allem die US-Konkurrenten Dow Chemical und LyondellBasell Industries sowie die österreichische Borealis profitieren werden.

dk/hb/ (dpa/rtr)

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