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BASF verliert in Russland Milliarden

18. Januar 2023

Seine Beteiligung am Öl- und Gaskonzern Wintershall Dea haben den Chemieriesen BASF in die roten Zahlen gedrückt. Wintershall Dea ist in Russland "de facto enteignet" und verursacht so einen Milliarden-Verlust.

Logo von Wintershall Dea vor dem Geschäftsgebäude am Standort Kassel
Logo von Wintershall Dea vor dem Geschäftsgebäude am Standort KasselBild: Swen Pförtner/dpa/picture alliance

Der weltgrößte Chemiekonzern BASF hat 2022 einen Verlust nach Steuern von 1,376 Milliarden Euro eingefahren, nachdem 2021 noch ein Gewinn von 5,5 Milliarden zu Buche stand, wie der Konzern am Dienstagabend auf Basis vorläufiger Zahlen mitteilte. Analysten hatten im Schnitt mit einem Gewinn von knapp 4,8 Milliarden Euro gerechnet, auch wenn das Unternehmen hohe Abschreibungen auf Wintershall Dea bereits im Jahresverlauf verbucht hatte.

Im vierten Quartal fielen aber weitere Wertberichtigungen über 5,4 Milliarden Euro an, da Wintershall Dea nun einen vollständigen Rückzug aus seinen Geschäften in Russland plant. Insgesamt beliefen sich die Abschreibungen auf rund 7,3 Milliarden Euro.

"Nicht mehr haltbar"

Der Öl- und Gaskonzern Wintershall Dea sieht sich knapp ein Jahr nach Beginn des Krieges in der Ukraine zum Rückzug aus seinem Geschäft in Russland gezwungen. "Eine Fortführung unseres Geschäftes in Russland ist nicht haltbar", erklärte Vorstandschef Mario Mehren am Dienstagabend.

In der Gasfabrik Achimgaz im russischen Nowy Urengoi haben BASF und Wintershall Dea bislang gearbeitetBild: Justin Jin/dpa/picture alliance

Im April hatte Wintershall Dea noch angekündigt, an seinen bestehenden Projekten in Russland festhalten zu wollen. Als Begründung war die Verantwortung des Unternehmens für die eigenen Mitarbeiter und die europäische Energieversorgung angegeben worden. Jetzt vollzieht das Unternehmen eine Kehrtwende.

"Wintershall Dea plant einen vollständigen geordneten Rückzug aus Russland unter Einhaltung aller anwendbaren gesetzlichen Bestimmungen", hieß es in einer Pressemitteilung. Entsprechend seien die russischen Beteiligungen des Unternehmens neu bewertet "sowie Wertberichtigungen auf das europäische Gastransport-Geschäft der Gesellschaft vorgenommen" worden, hieß es weiter.

Wachstum ohne Russland

Das Unternehmen ist an drei Förderprojekten am Erdgasfeld Juschno Russkoje sowie der Achimov-Formation des Urengoi-Felds in Sibirien beteiligt. Der Anteil der russischen Geschäfte an der gesamten Produktion lag zuletzt bei 50 Prozent. Die enge Zusammenarbeit mit Russland, für die Wintershall in der Vergangenheit durchaus Kritik einstecken musste, hatte das Management vor dem Krieg stets verteidigt und unterstrichen, dass es ohne Russland für Europa keine Energiesicherheit gebe.

Der Heimatstandort der BASF in Ludwigshafen ist das größte zusammenhängende Chemieareal der WeltBild: KUNZ/Augenklick/BASF SE

Der Abschied aus dem Land führt bei Wintershall Dea nun zu einem einmaligen Verlust von 5,3 Milliarden Euro. "Wir sind auf diesen schwierigen Moment vorbereitet", sagte Mehren. Das Unternehmen wolle nun außerhalb Russlands wachsen, ins Visier wurden dafür bereits Norwegen, Algerien, Argentinien und Mexiko genommen.

"Mühlstein am Hals"

Wintershall Dea war 2019 aus dem Zusammenschluss der BASF-Tochter Wintershall mit dem Rivalen Dea entstanden. Der Ludwigshafener Chemiekonzern hält noch 72,7 Prozent, der Rest liegt bei der ehemaligen Dea-Eignerin LetterOne. BASF hatte sich eigentlich aus dem Öl- und Gasgeschäft zurückziehen und Wintershall Dea an die Börse bringen wollen. Der Börsengang wurde aber schon mehrmals verschoben und die Pläne dann vom Krieg in der Ukraine zunichte gemacht. Für BASF wurde Wintershall Dea damit immer mehr zum Mühlstein am Hals mit hohen Belastungen.

Der bereinigte operative Gewinn (Ebit) sank um gut elf Prozent auf 6,88 Milliarden Euro und lag damit am unteren Ende der Prognosespanne von 6,8 bis 7,2 Milliarden. Die im Zuge des Kriegs deutlich gestiegenen Energiekosten machten BASF als größtem industriellen Gasverbraucher in Deutschland besonders zu schaffen. Der Umsatz stieg allein dank höherer Preise und positiver Währungseffekte um elf Prozent auf 87,3 Milliarden Euro.

dk/hb (dpa, rtr, afp)

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