Deutschland ist Basketball-Europameister
15. September 2025
Nachdem der letzte türkische Wurf vom Ring abgeprallt war, die deutsche Mannschaft die letzten Sekunden auf der Uhr herunterticken ließ und der Sieg bei der Basketball-Europameisterschaft feststand, konnte Dennis Schröder nicht mehr. Tränenüberströmt sank er in die Arme seines langjährigen Weggefährten Daniel Theis. Die beiden, die schon als Jugendliche zusammen Basketball gespielt hatten, hielten sich lange umarmt, überwältigt vom Moment.
Der Basketball-Weltmeister von 2023 war seiner Favoritenrolle tatsächlich gerecht geworden und hatte sich in einem engen und umkämpften Finale mit 88:83 (40:46) gegen die Türkei durchgesetzt. Das Double, als amtierender Weltmeister anschließend auch den EM-Titel zu gewinnen, war bislang nur der Sowjetunion, Jugoslawien und Spanien gelungen.
"Europameister und Weltmeister, das ist legacy", sagte Schröder später im Interview beim Streamingdienst Magentasport. "Das wird uns nie wieder genommen."
Titel für den kranken Coach
Im Konfettiregen reckte Schröder bei der Siegerehrung die glänzende EM-Trophäe in die Höhe und übergab sie an den gesundheitlich angeschlagenen Bundestrainer Alex Mumbru - ein symbolischer Akt der Dankbarkeit.
Der Spanier war zu Beginn des Turniers mit einer entzündeten Bauchspeicheldrüse ins Krankenhaus gekommen und von Assistenztrainer Alan Ibrahimagic vertreten worden. Erst zur der K.o.-Runde war Mumbru - sichtbar geschwächt - wieder an die Seitenlinie zurückgekehrt, hatte aber Ibrahimagic die Chefrolle für den Rest des Turniers abgetreten.
Man habe, so Schröder, den Titel auch für Mumbru gewonnen, "der die ganze Zeit gekämpft hat und eigentlich im Krankenhaus sein müsste und der jeden verdammten Tag hier war und wie ein Löwe gekämpft hat, für uns da zu sein".
Schröder übernimmt spät die Verantwortung
Kämpfen musste auch die deutsche Mannschaft, denn lange sah es nicht nach einem deutschen Triumph aus. Wie schon in den vorherigen Spielen verschlief das Team den Start, lag schnell mit 2:13 zurück. Die Türkei, angeführt von NBA-Star Alperen Şengün, spielte wie entfesselt. Doch Deutschland blieb ruhig, kämpfte sich zurück.
Allerdings war es nicht Schröder, der die Punkte machte. Er konnte nicht, weil ihn immer gleich zwei türkische Verteidiger in eine enge Deckung nahmen. Stattdessen setzte der deutsche Spielmacher daher seine Mitspieler ein, die Deutschland im Spiel hielten.
Auch im Schlussviertel gab es kritische Momente, in denen die Türken sich hätten absetzen können. Doch Andreas Obst und Theis, denen zuvor noch nicht viel gelungen war, trafen wichtige Drei-Punkte-Würfe. Am Ende übernahm dann - wie schon 2023 im WM-Finale gegen Serbien - Dennis Schröder die Verantwortung.
Er erzielte die letzten sechs Punkte für sein Team: zunächst mit einen hoch ans Brett ablegten Korbleger, dann mit einem Wurf aus der Mitteldistanz und schließlich durch zwei verwandelte Freiwürfe.
Erfolgreich trotz einiger Rückschläge
Schröder wurde anschließend zum MVP [Most Valuable Player = wertvollster Spieler] des Turniers gekürt, wollte diese Ehre aber gar nicht für sich alleine haben. "Eigentlich muss ich mir den MVP-Titel mit Franz teilen. Er war der bessere Spieler als ich. Ich will, dass das alle wissen."
Mit "Franz" war Franz Wagner gemeint, der andere NBA-Star in Reihen der Deutschen. Der Flügelspieler der Orlando Magic hatte in allen neun EM-Partien gute Leistungen gezeigt. "Deutschland ist im Basketball Welt- und Europameister. Wir sind genau da, wo wir hingehören - und wir haben noch ein paar echt gute Leute zu Hause sitzen", freute sich Wagner bei Magentasport.
Damit meinte er auch seinen älteren Bruder Moritz, der nach überstandenem Kreuzbandriss nicht dabei sein konnte, und die EM als TV-Experte emotional mitverfolgte. Auch Isaiah Hartenstein, mit Oklahoma City Thunder im Juni NBA-Champion, war wegen Achillessehnenproblemen nicht dabei. Mit David Krämer (Muskelverletzung Oberschenkel) und Johannes Voigtmann (Knieprobleme) fielen zwei weitere wichtige Rollenspieler kurz vor und noch während der EM aus.
Gratulationen aus aller Welt
Während das deutsche Team die lange Siegerzeremonie in Riga erlebte, kamen Gratulationen von allen Seiten: "Europameister!!!!", schrieb Deutschlands Basketballlegende Dirk Nowitzki auf X. Ex-Tennisstar Boris Becker jubelte: "Yessssss !!!! Wir haben gewonnen und sind Europameister!"
Auch Bundeskanzler Friedrich Merz meldete sich: "Wir sind stolz auf euch, ihr seid eine Inspiration für junge Sportlerinnen und Sportler." Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hatte den Erfolg in der Halle miterlebt und war auch bei der Siegerehrung dabei gewesen.
Am Montagmittag wurde das Team in Frankfurt am Main empfangen und geehrt. Schon 2023 hatte sich das Team dort feiern lassen. Damals als Weltmeister - nun als Doppel-Champion.