Das Bauen hat Renzo Piano nicht erfunden. Aber der Stararchitekt aus Genua hat es um eine Vision reicher gemacht – bauen für Menschen und das mit großer Leichtigkeit. Der "Vater" des Pariser Centre Pompidou ist 80.
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Stararchitekt Renzo Piano ist 80
Ob Museen, Flughäfen, Unis, Schulen oder Bürotürme: Renzo Pianos Bauten stehen überall auf der Welt. Viele haben ein gemeinsames Thema: Sie feiern die unerwartete Leichtigkeit des Steins. Jetzt ist der Meister 80.
Bild: picture-alliance/dpa
"Kulturmaschine" - das Centre Pompidou in Paris
Tragwerk weiß, Wasserrohre blau, Stromleitungen gelb, Treppen rot, Klimaanlage grün: Diese bunt bemalte Pop-Art-Maschine stellte Renzo Piano 1977 mitten in das alte Paris. Piano und sein Mitarchitekt Richard Rogers verlegten die Technik des Centre Pompidou kurzerhand an die Fassade - und schufen so freie Räume im Innern. Eine "Hightech-Parodie", wie Renzo Piano sagt.
Bild: Getty Images/AFP/P. Kovarik
Auditorium Parco della Musica in Rom
Das Auditorium Parco della Musica in Rom ist dem Klangkörper alter Mandolinen nachempfunden. Mit seiner gewaltigen Muschelkonstruktion hat sich Renzo Pianos Bauwerk schnell zum Liebling der Römer gemausert.
Fast 320 Meter ragt das New York Times-Gebäude in den Himmel von New York. Damit rangiert es unter den zehn höchsten Gebäuden der USA. Der obere Teil der Spitze ist so konzipiert, dass er leicht im Wind schwingen kann. Seit 2007 residiert hier die US-Tageszeitung New York Times.
Bild: picture-alliance/dpa/J. Lane
NEMO Amsterdam, 2011
Von außen erinnert es an ein sinkendes Schiff. Im Innern beherbergt dieser Piano-Bau das NEMO, Amsterdams Schifffahrts- und Wissenschaftsmuseum. Wer mag, kann auf eine interaktive Entdeckungsreise durch die Welt der Physik, der Biologie und Chemie gehen. Der Architekt hat hier eines seiner Ziele verwirklicht - Bauen für Menschen.
Bild: picture-alliance/dpa/S. Stache
Basilika Chiesa Padre Pio, 2007
Auch die Basilika Chiesa Padre Pio mit dem beeindruckenden Kirchendach zählt zu den Werken des Star-Architekten Renzo Piano. Sie ist eine Wallfahrtskirche in San Giovanni Rotondo im italienischen Apulien und bietet Platz für 6.500 Menschen; auf dem Vorplatz können sich noch einmal 30.000 Menschen versammeln. Damit ist die Kirche nach dem Petersdom die zweitgrößte Kirche Europas.
Bild: picture-alliance/dpa/L.Halbauer
KPN Tower Rotterdam, 2000
Als Tor zur Welt wartet Rotterdam nicht nur mit Europas größtem Hafen auf. Auch mit Kunsttempeln und besonderer Architektur lockt die niederländische Metropole. Besonders sehenswert: die "schräge" Zentrale des Telekom-Konzerns KPN von Renzo Piano. Das Gebäude am südlichen Brückenkopf der Erasmusbrücke ist eines der prägenden Bauwerke des Kop van Zuids am Ufer der Nieuwe Maas.
Bild: CC BY 2.5/S.J. de Waard
London Bridge Tower 2012
Hat hier ein Außerirdischer eine riesige Glasscherbe in das Zentrum von London gerammt? Viel Kritik erntete Renzo Piano für seinen Entwurf des London Bridge Tower. Bei seiner Fertigstellung 2012 war der 310 Meter hohe Wolkenkratzer Europas höchstes Gebäude.
Bild: Getty Images/M. Lloyd
Weltstadtkaufhaus Köln, 2005
Einen baulichen Glanzpunkt pflanzte der italienische Star-Architekt in die Innenstadt von Köln. Der Glaskuppelbau überspannt drei Etagen und bald 15.000 Quadratmeter Verkaufsfläche eines Modehauses. Auch dieses Gebäude vermittelt Leichtigkeit und Transparenz, die Markenzeichen Renzo Pianos.
Bild: picture-alliance/dpa
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Als "sozialen Apparat" pflanzten Piano und sein Kollege Richard Rogers ihre Kulturmaschine mitten ins Herz der französischen Hauptstadt. Schulklassenweise sollten die Menschen durch die gläserne Röhre in die Ausstellungen des Kunstmuseums, in die öffentliche Bibliothek, die Kinderwerkstatt, die Kinos und Theatersäle strömen. Das Centre Pompidou als Schaufenster und kulturelles Zentrum des jungen, egalitären Frankreich – das 1977 eröffnete Bauwerk ließ aufhorchen und machte Piano schlagartig berühmt.
"Dies ist meine Vision: Ich sehe den Turm als eine vertikale Stadt, in der etwa zehntausend Menschen leben und arbeiten." Mit diesen Worten pries Piano im November 2000 seinen Plan für den London Bridge Tower an, eine riesige Glaspyramide von 310 Metern Höhe, das inzwischen höchste Gebäude Europas. Trotz der filigranen Glaskonstruktion des "Shard London Bridge", wie der Wolkenkratzer jetzt heißt, sei mit ihm die Stadtarchitektur Londons "außer Kontrolle geraten", monierten Kritiker.
Bruder Leichtfuß
Piano, ein Größenwahnsinniger? Eines ist sicher: Der "Bruder Leichtfuß der Architektur", wie ihn manche Kritiker anerkennend nennen, versetzt die Welt regelmäßig in Erstaunen. Schon das Pariser Centre Pompidou stülpte seine luftige Konstruktion aus Stahl und Glas nach außen und öffnet dem Betrachter ungewohnte Einblicke - auf sich windende Versorgungsrohre, Rolltreppen und viel Technik.
Gegen das Schicksal
Der intelligente, ressourcenschonende Leichtbau hat es Piano schon immer angetan. Und wurde zu seiner Spezialität: Der von Piano entworfene weltgrößte Flughafen im japanischen Osaka ruht, so sein Schöpfer, "wie ein Segelflugzeug" auf einer eigens angelegten Insel. In Köln fügt sich Pianos "Weltstadtkaufhaus" organisch und federleicht in die von deutscher Nachkriegsarchitektur geprägte Innenstadt. Das Auditorium Parco della Musica in Rom, das dem Klangkörper alter Mandolinen nachempfunden ist, wurde mit seiner gewaltigen Muschelkonstruktion schnell zum Liebling der Römer. Museumsfreunde schätzen seine japanisch anmutende Fondation Beyeler bei Basel.
Ob Fußballstadien, Kirchen oder Bürotürme in Berlin-Mitte – Piano liebt die Gegensätze. Seine Baukunst schafft Orte, an denen Menschen zusammenfinden. Der rote Faden seiner Arbeit ist "der Kampf gegen die Schwerkraft". Seine oft glasigen, leicht und luftigen Bauten seien, wie er selbst sagt, ein "Flirt mit dem Licht", getrieben von dem Wunsch nach Leichtigkeit. Licht, Luft, Wind – da offenbart sich Pianos Leidenschaft fürs Segeln. Und deshalb hat der Pritzker-Preisträger von 1998, der aus der Hafenstadt Genua stammt, auch eigene Boote entworfen.