Baustelle Olympia? 100 Tage vor den Winterspielen in Italien
28. Oktober 2025
Nur noch wenige Wochen dauert es bis zum Startschuss bei den Olympischen Winterspielen in Milano und Cortina 2026 in Italien (6. bis 22. Februar 2026). Im Dezember startet der langerwartete Olympische Fackellauf, der in Rom beginnen und durch alle italienischen Provinzen führen wird. Zum Abschluss wird das olympische Feuer zur feierlichen Eröffnung ins Giuseppe-Meazza-Stadion nach Mailand getragen.
Wie weit sind die Vorbereitungen für die Olympischen Spiele?
Die Winterspiele im Norden Italiens werden teuer, das steht fest - rund 3,5 Milliarden Euro soll die Investitionssumme für Olympia betragen. Dabei handelt es sich um insgesamt 98 Projekte, 47 davon betreffen die Winterspiele selbst, der Rest fließt unter anderem in Infrastrukturprojekte. Doch laut den Daten der Infrastrukturgesellschaft Simico wird jedes vierte geplante Projekt nicht rechtzeitig fertig werden.
Der Bau der neuen Eishockeyarena in Mailand-Cortina zum Beispiel dürfte erst kurz vor der Eröffnungsfeier am 6. Februar zum Abschluss kommen. Ein Testevent, wie er sonst üblich ist, wurde bereits verschoben. "Es wird sehr knapp vor Beginn der Spiele sein, der Zeitplan ist sehr eng, aber das war uns bewusst", sagte Andrea Varnier, Geschäftsführer des lokalen Organisationskomitees von Mailand-Cortina.
Trotz diverser Probleme sollen die Wettkampfstätten aber wohl pünktlich zum Startschuss einsatzbereit sein - allerdings mit Abstrichen. Das traditionsreiche Skisprung-Stadion von Cortina, wo bereits 1956 Olympische Spiele stattgefunden haben, kann zwar genutzt werden, wird aber erst im Sommer 2026 endgültig fertig gestellt. Viele Baustellen werden also auch während der Spiele nicht ganz verschwunden sein.
Wie steht es um die Sicherheitsvorkehrungen?
Die italienische Regierung hat die Olympischen Spiele zur obersten Sicherheitspriorität erklärt und stellt eine signifikante Summe für die Sicherheitskosten bereit. Allerdings ist es schwierig, die genauen Ausgaben zu ermitteln. Im April gaben die Organisatoren ein korrigiertes Gesamtbudget von "etwa 1,7 Milliarden Euro" bekannt, was einer Erhöhung um 100 Millionen Euro gegenüber dem zuvor angegebenen Betrag entspricht.
Im Jahr 2019, als Mailand und Cortina noch die einzigen Bewerber waren, verpflichtete sich die italienische Regierung, 415 Millionen Euro an Sicherheitskosten zu übernehmen.
Für Luftsicherheit wird das italienische Verteidigungsministerium zuständig sein mit 24/7-Bereitschaft der Luftwaffe zur Abwehr von Luftraumverletzungen. Insgesamt wird mit knapp 11.000 Einsatzkräften von Polizei und Militär gerechnet, die für die Spiele mobilisiert werden.
Wie nachhaltig sind die Winterspiele?
Bei der Bewerbung um die Olympischen Winterspiele 2026 haben die Veranstalter versprochen, wirtschaftliche und ökologische Nachhaltigkeit in den Vordergrund zu stellen. Doch es wäre nicht das erste Mal, dass Nachhaltigkeit versprochen, aber nicht eingehalten wird.
Denn das fragile Ökosystem der Alpen wird einem großen Druck ausgesetzt sein: neue Skilifte, Stauseen für die Kunstschneeerzeugung, Pisten und Straßen. Gerade in Zeiten von zunehmendem Schneemangel müssen Pisten in mittleren und niedrigen Höhenlagen künstlich beschneit werden - der Einsatz von Schneekanonen und die Zunahme von Touristenströmen belasten die Region und gefährden lokale Ökosysteme.
Im Zentrum der Kritik steht der Neubau der Bobanlage in Cortina. 500 bis 600 Jahre alte Bäume mussten dafür abgeholzt werden, um Platz für die Bahn zu schaffen. Zudem werden die zukünftigen Betriebs- und Wartungskosten die öffentlichen Kassen stark belasten.
Wie ist die Olympia-Stimmung?
Da viele Wettkampfstätten auch während der Winterspiele eine Baustelle bleiben werden, dürfte die Vorfreude auf das Event bei Athletinnen und Athleten sowie den anreisenden Fans etwas getrübt sein. Vor allem die infrastrukturellen Probleme durch die verspätete Fertigstellung einiger Straßen machen Sorgen - viele Staus drohen während der Spiele.
Eine Studie im Auftrag von Coca‑Cola Italien von Anfang Januar zeigt jedoch: 62 Prozent der Italiener sind stolz, Gastgeber zu sein. 59 Prozent sehen das Ereignis als Mittel zur Stärkung des nationalen Zusammenhalts.
Laut derselben Studie sagen etwa 70 Prozent der Befragten, dass sie die Spiele mit "Leidenschaft und Neugier" verfolgen wollen; bei den unter 30-Jährigen liegt dieser Wert bei ca. 65 Prozent.
Wie groß wird das deutsche Team für Milano Cortina 2026 sein?
Insgesamt werden rund 3500 Sportlerinnen und Sportler nach Norditalien reisen und in 16 Sportarten um 195 Medaillen kämpfen. Das deutsche Olympia-Team ist mit knapp 90 Athletinnen und Athleten in sieben Sportarten vertreten. Es wird die 14. Olympia-Teilnahme seit der deutschen Wiedervereinigung sein.