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Baustellenbesichtigung in der Hauptstadt

Markus Frenzel14. April 2004

In Berlin wird ein einzigartiges Bauprojekt verwirklicht. Das "Mahnmal für die ermordeten Juden Europas". Die Entscheidung für das Bauwerk war in der deutschen Öffentlichkeit sehr umstritten. Ein Ortsbesuch.

Düstere Betonsäulen sollen das Holocaust-Mahnmal bildenBild: AP

Zehn Jahre dauerte es, bis sich der Deutsche

Bundestag im Juni 1999 mit großer Mehrheit für die Errichtung des Holocaust-Mahnmals entschied. Seit knapp einem Jahr wird nun gebaut. Mitten im Herzen Berlins entsteht ein riesiges Areal nach den Plänen des amerikanischen Architekten Peter Eisenman. Mehr als zehn Millionen Euro wird das Mahnmal kosten, am 8. Mai 2005 soll es der Öffentlichkeit übergeben werden - 60 Jahre

nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges.

Bedrückende Beton-Architektur

Noch umfassen schmale Pfade aus Kies die kantigen Betonriesen. Die Säulen ragen bis zu fünf Meter in die Höhe. Sie sehen aus wie abgestorbene Stämme von Mammutbäumen. Wenn das "Mahnmal für die ermordeten Juden Europas" fertig ist, werden die Wege gepflastert sein, ein steinerner Teppich zwischen Tausenden von dunkelgrauen Betonklötzen. Stelen nennt der Architekt die Klötze. Es ist eng zwischen den Stelen. Das hat Eisenman so gewollt. Der Besucher soll bei einem Gang durch das Mahnmal Bedrückung spüren wie einst die Juden in der feindlichen Gesellschaft unter der Nazi-Diktatur.

Präzise Arbeit

Frank Böhme arbeitet auf der Baustelle als Vermesser. Er ordnet an, wo die neuen Stelen zu stehen haben. Böhme schaut durch das Okular seines Nivelliergerätes, eine Art großes Fernglas. Mit dem Apparat kann er auf den Millimeter genau die Erhebungen auf dem Areal vermessen und festlegen, wo ein neuer Betonklotz hingestellt werden muss. Seine Anweisungen trifft er äußerst präzise, immer streng nach Plan. Die Kommandos des Vermessers empfängt Klaus Merker. Er fertigt die Form, in die der Beton für jedes Säulen-Fundament gegossen wird. "Ich bin praktisch die Endfertigung. Ich richte das alles am Schluss ein. Das muss auf den Millimeter stimmen", erklärt Merker.

Bild: AP

Informationskeller

2751 Fundamente muss Merker gießen. Wackeln darf dabei nichts: Die schwerste Stele wiegt immerhin 15 Tonnen. Auf dem riesigen Gelände direkt neben dem Brandenburger Tor wird momentan an zwei Orten gebaut. Von Westen her

schiebt sich Stele um Stele Richtung Mahnmal-Mitte. Am Ende wird eine Fläche so groß wie 2,5 Fußball-Felder von den Betonklötzen bedeckt sein. Im Osten des Areals wird der "Ort der Information" in die Erde gebaut. Der Ausstellungsraum soll eine Art Keller unter dem Säulenmeer werden. Boden und Wände stehen bereits. Hier sollen die Besucher später einmal über die unglaubliche Dimension des Holocausts aufgeklärt werden. Dafür werden die Namen von Millionen ermordeter Juden an die Wände projiziert, Name für Name. Wollte ein Besucher alle Namen der Reihe nach lesen, müsste er 15 Jahre in dem Kellerraum bleiben.

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