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Bayer will den Gürtel noch enger schnallen

1. Oktober 2020

Der Dax-Konzern hat den gesenkten Ausblick für dieses Jahr bestätigt und mit einer Gewinnwarnung die Börsen geschockt. Durch zusätzliche Sparmaßnahmen in Milliardenhöhe droht ein weiterer Arbeitsplatzabbau .

Deutschland | Bayer AG in Leverkusen
Bild: picture-alliance/dpa

"Um Bayer in einem anhaltend herausfordernden Marktumfeld weiter voranzubringen, hat der Vorstand beschlossen, zusätzliche operative Einsparungen in Höhe von mehr als 1,5 Milliarden Euro pro Jahr ab 2024 auf den Weg zu bringen", teilte der Pharma- und Agrarchemiekonzern am Mittwochabend mit.

Das Leverkusener Unternehmen kämpft mit "erheblichem Gegenwind" durch die Corona-Pandemie, vor allem im Agrargeschäft. Wegen der eingetrübten Aussichten in der Sparte fällt eine milliardenschwere Sonderabschreibung an. Bayer bestätigte die bereits im August gesenkten Ziele für 2020 und rechnet für das kommende Jahr mit einem Ergebnisrückgang.

Das könnte auch zu weiteren Stellenstreichungen führen, nachdem Bayer bereits 2018 den Abbau von 12.000 Arbeitsplätzen beschlossen hatte. Zum Ende des ersten Halbjahres beschäftigte der Konzern rund 101.200 Mitarbeiter. An der Vereinbarung, bis Ende 2025 auf betriebsbedingte Kündigungen in Deutschland zu verzichten, will Bayer festhalten. Die Details der Einsparungen würden derzeit im Detail erarbeitet und befänden sich noch in einem frühen Stadium.

Nicht alle Sparten gleich betroffen

Bei den einzelnen Sparten leidet insbesondere das Agrargeschäft Crop Science, das Bayer mit der Übernahme des US-Konzerns Monsanto deutlich ausgebaut hatte, unter der Pandemie. Dort seien die Auswirkungen "tiefgreifender" als zunächst erwartet. Als Gründe nannte Bayer niedrige Preise bei wichtigen Nutzpflanzen, intensiven Wettbewerb bei Soja und einen geringeren Biokraftstoffverbrauch. Hinzu kämen teils massive negative Währungseffekte etwa beim brasilianischen Real.

Die milliardenschwere Übernahme des US-amerikanischen Monsanto-Konzerns belastet die Bayer-Bilanz noch immerBild: picture-alliance/AP Photo/H. Daley

"Diese Situation wird sich voraussichtlich in nächster Zeit nicht ändern", erklärte Bayer. Daher werde von einer Sonderabschreibung auf Vermögenswerte des Agrargeschäfts im mittleren bis oberen einstelligen Milliarden-Euro-Bereich ausgegangen. Das Pharma-Geschäft dürfte dagegen 2021 vermutlich wieder wachsen. Dort seien zusätzliche Investitionen geplant. Das lange Zeit maue Geschäft mit rezeptfreien Gesundheitsprodukten habe sich "stark" entwickelt und dürfte schneller wachsen als die Konkurrenz. Selbst kleinere Zukäufe zieht Bayer in dem Bereich nun in Betracht.

Neben den neuen Einsparungen, die zusätzlich zu den 2018 angekündigten jährlichen Ergebnisbeiträgen von 2,6 Milliarden Euro ab 2022 kommen, prüft Bayer die Möglichkeit, sich von "nicht-strategischen Geschäften oder Marken unterhalb der Divisionsebene" zu trennen. Der Konzern hat bereits einige Marken in der Sparte Consumer Health verkauft und sich in diesem Jahr vom Tiermedizin-Geschäft getrennt.

Aktionäre reagieren enttäuscht

Die Dividendenpolitik soll dagegen beibehalten werden: Weiter sollen jedes Jahr 30 bis 40 Prozent des bereinigten Ergebnisses je Aktie ausgeschüttet werden. Dabei würden die Ausschüttungen in den kommenden Jahren aber am unteren Ende der Spanne erwartet.

Die Anleger haben den mauen Ausblick für 2021 mit einem Kursrutsch quittiert. Mit 46,56 Euro kosteten die Papiere des Dax-Konzerns kurz nach Handelsstart zwischenzeitlich über 12 Prozent weniger als tags zuvor. Sie näherten sich damit dem Kurstief aus dem Corona-Crash bei 44,86 Euro. Zuletzt setzte eine leichte Kurserholung ein.

dk/tko (rtr, dpa)

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