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Brandanschlag auf Flüchtlingsheim

16. Juli 2015

Die Tat in Reichertshofen ist nicht die erste ihrer Art: Attacken auf Asylbewerberunterkünfte in Deutschland häufen sich. Nun sollen die 67 Migranten trotzdem wie geplant im September in das Heim einziehen.

Polizisten stehen in Reichertshofen (Bayern) vor einem ehemaligen Landgasthof, der in den frühen Morgenstunden in Brand geraten war (Foto: dpa)
In der Nacht legten Unbekannte einen Brand in dieser künftigen Asylbewerberunterkunft in BayernBild: picture-alliance/dpa/P. Kneffel

Unbekannte haben in der Nacht Feuer in einem künftigen Flüchtlingsheim in Oberbayern gelegt. Der Brand sei an mindestens zwei Stellen des ehemaligen Gasthauses ausgebrochen, teilte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord mit. Deshalb sei davon auszugehen, dass die Täter das Gebäude vorsätzlich in Brand gesetzt hätten.

Um 2.50 Uhr schlug ein Nachbar Alarm, weil er das Feuer entdeckt hatte. Die Feuerwehr habe den Brand schnell unter Kontrolle gebracht, so der Polizeisprecher. Nur das als Diskothek genutzte Nebengebäude sei komplett zerstört worden. Das als Unterkunft gedachte Gebäude hingegen sei durch den Brand nicht beschädigt worden. Der Sachschaden belaufe sich auf mindestens 150.000 Euro.

Nicht kleinbeigeben

Die 67 Migranten sollen trotz des Anschlags wie geplant Anfang September in das Heim einziehen - als Signal an die Täter, wie der Landrat des Kreises Pfaffenhofen, Martin Wolf (CSU) betonte. Michael Franken, der Bürgermeister des Ortes, hofft, dass nun ein "Ruck" durch Paffenhofen geht. "Nach dem Motto: Jetzt erst recht."

Proteste gegen "zu viele" Asylbewerber

In Reichertshofen hatte es zuvor heftige Proteste gegen die geplante Flüchtlingsunterkunft gegeben. Dabei hätten sich die Bürger allerdings nicht über das Obdach an sich, sondern über die geplante Zahl der Asylbewerber beschwert, sagte der Polizeisprecher. Ursprünglich sollte der Gasthof 130 Flüchtlingen ein Dach über dem Kopf bieten. Einige Bewohner waren mit Bannern mit der Aufschrift "130 Asylbewerber sind zu viel" durch die Straßen gezogen. Schließlich einigten sich die oberbayrische Regierung, das Landratsamt und die Bürger auf 67 Plätze. In der Gemeinde leben bereits seit zwei Jahren Flüchtlinge - derzeit rund 75 aus Syrien, Afghanistan, dem Irak und dem Kosovo.

"Geistige Brandstiftung"

Menschenrechtler äußerten nach dem Brandanschlag Kritik an der Politik. Der Bayerische Flüchtlingsrat etwa sprach in München von "geistiger Brandstiftung" seitens führender CSU-Politiker. Der Rat forderte sie auf, mit der "Stimmungsmache" gegen Flüchtlinge aufzuhören. Auch der Sprecher der SOS-Kinderdörfer Louay Yassin warnte: "Wir müssen uns an unsere humanitären Werte erinnern und die Ursachen der Flucht bekämpfen. Nicht die Menschen."

Kein Einzelfall

Der Anschlag auf die geplante Unterkunft ist keine Ausnahme. Von Januar bis Ende Juni dieses Jahres beantragten 179.037 Menschen in Deutschland Asyl. Seitdem immer mehr Flüchtlinge hier Zuflucht suchen, häufen sich auch die Attacken auf Asylbewerberheime. So war am Mittwoch bekannt geworden, dass Unbekannte am Wochenende Schüsse auf eine Unterkunft in Böhlen bei Leipzig abgefeuert haben. Anfang des Monats wurde ein noch unbewohntes Heim im hessischen Mengerskirchen mit Schweineköpfen, Innereien und Schmierereien beschmutzt. Und diese Vorfälle sind nur eine Auswahl der länger werdenden Liste.

ms/jj (dpa, afp, epd, kna)

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