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Bayern München und Ruanda: Das große Schweigen

Matt Pearson
24. April 2025

Drei Monate ist es her, dass der FC Bayern München ankündigte, sein umstrittenes Sponsoring mit Ruanda auf den Prüfstand zu stellen. Geschehen ist seither - nichts. Bei anderen Spitzenklubs gibt es offenbar Bewegung.

FC Bayern München Fans halten ein Banner gegen das Visit Rwanda-Sponsoring in der Südkurve hoch
Bayerns Zusammenarbeit mit "Visit Rwanda" stößt bei vielen Fans auf AblehnungBild: Harry Langer/DeFodi Images/IMAGO

"Natürlich kümmern wir uns darum. Ich habe persönlich zwei Mitarbeiter nach Ruanda geschickt, um die Situation zu beobachten. Unsere Kollegen werden diese Woche zurückkehren und berichten", sagte Bayern Münchens Vorstandsvorsitzender Jan-Christian Dreesen Anfang Februar gegenüber der DW. Seitdem schweigt der Verein allerdings zum Thema Ruanda.

Dreesens Aussagen waren eine Reaktion auf die Außenministerin der Demokratischen Republik Kongo, Theresa Kayikwamba Wagner. Diese hatte zuvor Vereine, die mit Ruanda Geschäfte machen dazu aufgefordert, die Zusammenarbeit umgehend zu beenden. "Unzählige Menschen haben ihr Leben verloren, Vergewaltigung, Mord und Diebstahl sind an der Tagesordnung. Ihr Sponsor ist direkt verantwortlich für dieses Elend", schrieb sie damals.

Ruanda hatte zuvor die Rebellengruppe M23 in einem blutigen Konflikt bei der Eroberung von Gebieten im Nachbarland DR Kongo unterstützt. "Die M23 ist mitschuldig und verantwortlich für schwere Verstöße gegen das Völkerrecht, die sich in bewaffneten Konflikten in der Demokratischen Republik Kongo gezielt gegen Frauen und Kinder richten, darunter Tötungen und Verstümmelungen, sexuelle Gewalt, Entführungen und Zwangsvertreibungen", heißt es in einem Bericht der Vereinten Nationen über die Gruppe. 

Der FC Bayern ließ mehrere Anfragen der DW nach einer Stellungnahme unbeantwortet. Der Sponsoringvertrag des Bundesligisten mit Ruanda läuft noch bis 2028.

Druck der Fans

Der Deal stößt auch bei einigen Bayern-Fans auf großen Widerstand. Besonders sichtbar wurde die Ablehnung beim Bundesligaspiel gegen Eintracht Frankfurt im Februar. Auf einem Transparent hinter dem Tor war zu lesen: "Visit Ruanda - Wer gleichgültig zuschaut, liefert die Werte des FC Bayern aus."

Bezug nahmen die Fans damit vor allem auf die Worte von Bayern-Präsident Herbert Hainer, der im Hinblick auf die Bundestagswahl in Deutschland im Februar gesagt hatte: "Wir müssen uns gemeinsam gegen spaltende Kräfte stellen, die die Demokratie untergraben. Wer gleichgültig zuschaut, macht die Demokratie zum Spielball ihrer Feinde."

Eine Aussage, die viele Bayern-Fangruppen angesichts der Tatsache, dass Ruandas Präsident Paul Kagame bei den Wahlen 2024 99 Prozent der Stimmen erhielt, die Amtszeitbeschränkung aufhob und sich keiner echten Opposition stellen muss, als heuchlerisch empfinden. Das Sportministerium Ruandas ignorierte ebenfalls eine Interviewanfrage der DW.

Bundesregierung ergreift Maßnahmen

Lange konnte sich der FC Bayern auf die Position der deutschen Regierung berufen, um die Partnerschaft mit Ruanda zu rechtfertigen. Bayern-Vorstandsvorsitzender Dreesen ließ in dem Zusammenhang verlauten, dass "Bayern auf dem afrikanischen Kontinent aktiv werden und wichtige Erfahrungen sammeln kann" sowie "Ruanda mit Projekten für den Jugendfußball beim sportlichen Wachstum helfen kann". Im März schränkte die Bundesregierung die Bedingungen des bilateralen Kooperationsabkommens mit Ruanda jedoch ein und stoppte jegliche weitere finanzielle Unterstützung.

Die Antwort aus Ruanda ließ nicht lange auf sich warten: Das Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten und Internationale Zusammenarbeit erklärte, die Maßnahmen seien "falsch und kontraproduktiv" und würden "die DR Kongo vom Haken lassen". "Länder wie Deutschland, die eine historische Verantwortung für die wiederkehrende Instabilität in dieser Region tragen, sollten es besser wissen, als einseitige Zwangsmaßnahmen zu ergreifen. Ruanda wird weiterhin seine nationale Sicherheit schützen und sich gleichzeitig voll in den laufenden regionalen Friedensprozess einbringen", hieß es in der Erklärung. 

Häufig zu sehen bei Bayern-Spielen: Der Schriftzug "Visit Rwanda"Bild: Bernd Feil/M.i.S./IMAGO

Ruanda in der Champions League

Die vielen Nebengeräusche werfen zumindest Fragen bezüglich der PR-Wirkung solcher Sponsorenverträge auf. Bayern München kassiert derzeit etwa fünf Millionen Euro pro Jahr für die Zusammenarbeit, andere Elitevereine im Weltfußball etwas mehr - geradezu ein Kleingeld für derart reiche Organisationen. Zweifellos spielen die Ziele Anerkennung, Unterstützung und Absatz auf dem aufstrebenden afrikanischen Markt eine wichtige Rolle. Allerdings hat der Ausstieg der Bayern aus einem ähnlichen Vertrags mit Katar gezeigt, dass der Verein die negativen Auswirkungen solcher Kooperationen nicht einfach ignorieren kann.

Für Ruanda läuft die PR-Maschine währenddessen ausgesprochen gut. Am kommenden Dienstag treffen die beiden anderen Vereine mit "Visit Rwanda"-Abkommen - Arsenal und Paris Saint-Germain - in London im Halbfinale der UEFA Champions League aufeinander. Ein Millionenpublikum auf der ganzen Welt wird das "Visit Rwanda"-Logo zu Gesicht bekommen und einer der beiden Vereine wird am 31. Mai in München im Finale stehen. Das Ganze ist Teil einer größeren Strategie, mit der Visit Rwanda, die Tourismusorganisation der Regierung, das Image des Landes über den Sport aufpolieren will.

Auch die Fans beider Vereine machten ihrem Unmut Luft, allerdings ohne Erfolg. Obwohl fast 75.000 PSG-Fans eine Petition unterschrieben hatten, um den Vertrag mit Ruanda zu beenden, verlängerte der Verein am 16. April die Zusammenarbeit. "Gemeinsam tragen wir dazu bei, den kulturellen Reichtum und die natürliche Schönheit Ruandas zu präsentieren und gleichzeitig zu zeigen, dass der Fußball Gemeinschaften auf der ganzen Welt inspirieren und zusammenbringen kann", sagte der Vorstandsvorsitzende des Vereins, Victoriano Melero.

Wird Arsenal handeln?

Arsenal-Fans hoffen unterdessen, dass ihr Verein einen anderen Weg einschlägt. Ein Social-Media-Video der Gruppe "Gunners for Peace" bringt die Botschaft auf humorvolle Weise auf den Punkt, indem es ein gefälschtes Tourismusvideo für die Heimat des Lokalrivalen Tottenham zeigt. 

"Die Regierung Ruandas nimmt ihrem eigenen Volk Geld weg und gibt es einer terroristischen Bande, die für brutale Gräueltaten in der Demokratischen Republik Kongo verantwortlich gemacht wird, um sich zu bereichern und ihre Nachbarn zu unterdrücken", so die Gruppe. "Sie geben auch Arsenal Geld, um sich einen Anschein von Seriosität zu verschaffen, den sie nicht verdienen. Das Visit Rwanda-Sponsoring ist Sportswashing, und es ist an der Zeit, dass Arsenal sich davon trennt."

Im Gegensatz zu den Bayern, deren Vertrag bis 2028 läuft, kann Arsenal die Zusammenarbeit am Ende dieser Saison fristgerecht beenden. Gerüchten in der englischen Presse zufolge könnte dies auch tatsächlich der Fall sein. Ähnlich wie der FC Bayern München, der im Jahr 2023 seinen umstrittenen Sponsorenvertrag mit Qatar Airways beendete - nur um unmittelbar danach eine Zusammenarbeit mit Ruanda zu unterzeichnen.

Der Artikel wurde aus dem englischen Original Bayern Munich silent on Rwanda as pressure growsadaptiert.