1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

FC Bayern zeigt zwei Gesichter

Mark Lovell in München
27. Januar 2019

Der FC Bayern München feiert in der Bundesliga den siebten Sieg in Folge, aber der Erfolg gegen Stuttgart gibt Anlass zur Sorge: Wo sind die unwiderstehlichen und unbezwingbaren Bayern der vergangenen Jahre geblieben?

Fußball Bundesliga | 19. Spieltag | FC Bayern München - VfB Stuttgart
Bild: Reuters/A. Gebert

Nachdem die Bayern-Heimspiele gegen Freiburg, Augsburg und Düsseldorf trotz Führung nur unentschieden endeten, hätte man beim FC Bayern im Spiel gegen den VfB Stuttgart nach dem frühen Treffer von Thiago eigentlich unruhig werden müssen. Denn die Münchener dieser Saison haben ihre Fähigkeit aus der Pep-Guardiola-Ära, schwächere Teams unbarmherzig und systematisch zu zerlegen, offenbar verloren. Statt Dominanz über 90 Minuten auszuüben, präsentieren die Bayern heute immer mal wieder nur Phasen von zehn oder 15 Minuten, in denen sie den Gegner beherrschen. Dementsprechend reisen Gegner vom Kaliber des VfB Stuttgart auch nicht mehr so sorgenvoll nach München, wie sie es vielleicht früher einmal gemacht haben.

"Wir waren einfach zu langsam"

Zeitweise war Stuttgart nah daran, das Spiel zu drehen, denn die Münchener versäumten es erneut, ihre Lehren aus dem "Herbst der Unzufriedenheit" zu ziehen. Als die Bayern-Profis den Fuß kollektiv vom Gas nahmen, glich Anastasios Donis prompt mit einem Sonntagsschuss aus. Die Gäste waren zurück im Spiel und hätten sogar die Führung erzielen können, aber Kapitän Manuel Neuer war kurz nach dem Ausgleich gegen den äußerst quirligen Donis auf dem Posten.

Gellende Pfiffe von hunderten Bayern-Fans zur Halbzeit zeugten davon, dass die Anhänger es langsam leid sind, dass ihr geliebtes Team immer wieder Führungen aus der Hand gibt.

Niko Kovac beklagte das Auftreten seiner Mannschaft in der ersten Halbzeit: "Wir kommen gut ins Spiel, haben dann aber 35 Minuten überhaupt nicht stattgefunden. Wir waren einfach zu langsam. Wenn wir Meister werden wollen, müssen wir 90 Minuten lang spielen, nicht nur 60, wie wir es auch gegen Hoffenheim getan haben."

Goretzka beruhigt die Nerven

Im Gegensatz zu den Fehlschlägen gegen Freiburg, Augsburg und Düsseldorf hatten die Bayern diesmal viel Zeit, die Wende auf heimischem Boden noch zu schaffen. Angeführt vom zur zweiten Halbzeit eingewechselten Serge Gnabry gewannen sie das Spiel schließlich doch. Gnabry setzte sofort Akzente, nachdem er für den ineffektiven Javi Martinez gebracht worden war. Der Spanier zeigte einmal mehr, dass er mit konterstarken Teams nicht gut zurechtkommt.

Endlich eine etwas komfortablere Führung: Leon Goretzka (2.v.l.) macht das 3:1Bild: Reuters/A. Gebert

Bessere Gegner als Stuttgart hätten die zeitweilige Zurückhaltung der Bayern und ihre Unfähigkeit, das Spiel frühzeitig zu entscheiden, vielleicht effektiver ausgenutzt. Denn auch Gnabrys Tor brachte keine Ruhe ins Bayern-Spiel: Stuttgarts Nicolas Gonzalez traf zehn Minuten später den Pfosten. Nicht einmal Robert Lewandowski, der in der Regel verlässliche Torjäger der Bayern, konnte etwas zur Beruhigung beitragen: Der Pole feuerte einen Strafstoß an den Pfosten.

Erst ein Kopfball von Leon Goretzka, der einen Stellungsfehler von Stuttgarts Torhüter Ron-Robert Zieler nutzte, brachte die Entscheidung. Anschließend konnte auch Lewandowski seinen vergebenen Elfmeter kompensieren und das Ergebnis mit seinem Treffer zum 4:1-Endstand ein wenig glanzvoller gestalten.

Wann legen die Bayern den Makel ab?

Allerdings: Trotz der (auf dem Papier) hervorragenden sieben Siege in Folge hat der FC Bayern immer noch sechs Punkte Rückstand auf die junge und stürmische Dortmunder Mannschaft. Rechnet man auch noch das Torverhältnis hinzu, das der BVB mit seinem 5:1-Kantersieg gegen Hannover weiter verbesserte, sind es eigentlich sieben Zähler.

Bis zum nächsten direkten Duell in der Liga im April vergeht noch viel Zeit. Die Bayern hoffen, dass sie sich ihr Rückstand bis dahin nicht vergrößert - im besten Fall sogar verkleinert. Außerdem würden sie gerne ihren "Keine-Führung-ist-sicher"-Makel ablegen und gegen eine stabilere und vielleicht auch schönere Spielweise eintauschen. Sollte das nicht gelingen, wird es wohl noch öfter die eine oder andere unliebsame Überraschung geben - vielleicht ja sogar schon am kommenden Samstag beim nicht gerade konstanten Werksverein in Leverkusen.

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen