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Mit Heynckes-Rekord ins Champions-League-Viertelfinale

Wulf Wilde
14. März 2018

Der FC Bayern München bleibt in der "Hölle von Istanbul" ganz cool und beschert Jupp Heynckes einen Champions-League-Rekord. Der Erfolg bei Besiktas trägt wieder deutlich die Handschrift des Bayern-Coach.

UEFA Champions League Achtelfinale | Besiktas Istanbul - FC Bayern München | Jupp Heynckes
Bild: Reuters/M. Sezer

"Du musst immer bereit sein, unabhängig vom ersten Ergebnis, das Spiel gewinnen zu wollen", so lautete die klare Ansage von Jupp Heynckes vor dem Achtelfinal-Rückspiel in der Champions League. Mit einem 5:0 aus dem Hinspiel reiste der deutsche Meister an den Bosporus - dochtrotz der komfortablen Ausgangslage setzte Heynckes alles daran, die Spannung in seinem Team hoch zu halten: "Meine Spieler wissen, dass sie - auch wenn man einen komfortablen Vorsprung hat - immer mit höchster Konzentration ins Spiel gehen müssen."

Bayern lässt keine Hoffnung aufkeimen

Zu bestaunen ist das an jedem Spieltag in der Bundesliga, wo der FCB dank eines Vorsprungs von 20 Punkten schon am kommenden Wochenende den vorzeitigen Meisterschaftsgewinn perfekt machen kann. Heynckes Motivations-Künste sind für Bayern-Kapitän Thomas Müller das, was den 72-Jährigen auszeichnet. "In jeder Ansprache vor den Bundesligaspielen verlangt er uns etwas ab", erzählte Müller jüngst in einem Interview bei spox.com und führte aus: "Aufgrund des großen Vorsprungs in der Liga könnte er ja auch einfach sagen: 'Jetzt schreibe ich die elf Spieler an die Tafel und dann gehen wir raus.' Aber so ist es nicht. Er zieht es durch, das muss man ihm hoch anrechnen und die Mannschaft kommt damit super klar."

Thiago bringt die Bayern früh auf die SiegerstraßeBild: Reuters/M. Sezer

Vor allem Müller, der unter Heynckes wieder aufblüht, scheint damit bestens klar zu kommen. Mit seinen Äußerungen vor der Partie gegen Besiktas machte der Nationalspieler deutlich, das er das Heynckes-Mantra verinnerlicht hat: "Wir wollen von Anfang an zeigen, dass hier keine Hoffnung aufkeimt, dass gar keiner an Wunder glauben kann." Und so starteten die Bayern auch in die Partie: Schon nach zwei Minuten hatte Vidal die Führung auf dem Kopf, dann prüfte David Alaba den türkischen Keeper Tolga Zengin mit einem Freistoß (10.). Den Nachschuss setzte Müller über das Tor.

Blitzstart nach der Pause

Kurz darauf war es aber schon passiert. Nach einer feinen Flanke von Müller netzte Thiago freistehend aus kurzer Distanz zur Münchner Führung ein. Das 100. Pflichtspiel-Tor der Bayern in dieser Saison ließ die Dezibel-Zahlen im angeblich lautesten Station Europas hörbar sinken und raubte den Besiktas-Spieler wohl auch die letzte Hoffnung auf ein Fußballwunder. Zumindest ging von den Gastgeber lange kaum Gefahr aus. Erst als die Bayern nach der verletzungsbedingten Auswechslung von Thaiago (35.) ein wenig Konzentration und Linie verloren, kam der Tabellenzweite der Süper Lig etwas besser ins Spiel.

Torschütze Thiago verletzt sich wenige Minuten nach seinem FührungstrefferBild: Reuters/O. Orsal

Doch Heynckes Pausenansprache brachte seine Mannschaft wieder in die Spur. Gerade einmal 28 Sekunden dauerte es nach dem Wiederanpfiff bis zum nächsten Stimmungskiller für die Besiktas-Fans: Gökhan Gönül beförderte eine Flanke von Bayern-Verteidiger Rafinha ins eigene Tor. Danach schaltete die Heynckes-Elf in den Trainingsspiel-Modus, kontrollierte aber dennoch weiter das Geschehen. Aber in der Offensive ließ sie Chancen liegen und in der Defensive agierte sie zunehmend arglos. "Wir hatten Phasen, in denen wir zu leicht die Zweikämpfe verloren haben", meinte Innenverteidiger Jérôme Boateng nach dem Spiel. Die Folge: Das Anschlusstor durch Vagner Love nach einem Abspielfehler von Alaba (59.) . Kurz darauf hatte Mustaf Pektemek sogar die Chance zum Ausgleich (61.).

Heynckes gibt sich nachsichtig

Auch nach diesem Weckruf fanden die Bayern nicht mehr zu ihrem souveränen Spiel zu Beginn der Partie zurück, aber das was sie boten, reichte sogar noch zum 3:1: der eingewechselte Sandro Wagner beförderte den Ball sieben Minuten vor dem Ende mit der Brust über die Linie und betrieb vor den Augen von Bundestrainer Joachim Löw auch Werbung in eigener Sache.

Bild: Reuters/M. Sezer

Kapitän Müller indes haderte trotz des insgesamt souveränen Viertelfinaleinzugs ein wenig mit dem Gesamtauftritt: "Die zweite Halbzeit hat sich jetzt nicht wirklich super angefühlt", sagte der 28-Jährige, stellt dann aber doch fest: "Wenn man in Istanbul 3:1 gewinnt, dann hat man nicht alles falsch gemacht."

Das sah sein Trainer genauso - trotz der Nachlässigkeiten nach dem 2:0 zeigte sich der Disziplin-Verfechter nachsichtig: "Es war souverän, wenn man beide Spiele sieht. Besiktas hat in der Vorrunde kein einziges Spiel verloren. Daran kann man sehen, dass es eine sehr starke Mannschaft ist. Es ist nicht einfach, hier zu gewinnen", stellte Heynckes fest, der sein elften Sieg in Folge in der Königsklasse feierte und damit nun alleiniger Rekordhalter vor Carlo Ancelotti und Louis van Gaal ist.

Drei Gelbe Karten trüben das Bild

Einzige Wermutstropfen beim Bayern-Triumph am Bosporus: Die Verletzung Thiagos und die Gelben Karten für die Innenverteidiger Mats Hummels und Boateng sowie Außenverteidiger Rafinha in einem längst entschiedenen Duell. Boateng droht nun bei einem weiteren Verweis eine Sperre.

Jerome Boateng droht bei der nächsten Gelben Karte in der Champions League eine SperreBild: Reuters/O. Orsal

Dennoch, nach dieser Vorstellung im Achtelfinale müssen sich die Bayern vor keinem Gegner fürchten, auch nicht vor Titelverteidiger Real Madrid, Vorjahresfinalist Juventus Turin, dem FC Barcelona, Manchester City oder dem FC Liverpool. Leichtere Aufgaben wären der AS Rom oder der FC Sevilla. "Wir nehmen die Gegner, wie sie kommen", sagte Müller mit Blick auf die Auslosung am Freitag in Nyon.

Schneller Aufbruch in Richtung Meisterschaft

Schon wenige Stunden nach dem Spiel folgen die Münchner zurück in die Heimat. Dort steht die Vorbereitung auf das Spitzenspiel in der Liga bei Vizemeister RB Leipzig auf dem Programm. Wenn es den Bayern nicht gelingen sollte, bereite in Leipzig ihren 28. Meistertitel klar zu machen - an der mangelnden Einstellung dürfte es nicht liegen. Dafür wird Trainer Heynckes mit seiner Ansprache vor dem Spiel sorgen.

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