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VfL Wolfsburg entlässt Trainer Van Bommel

Marko Langer (mit dpa, SID)
24. Oktober 2021

An der Tabellenspitze bewegt sich nicht viel, doch dahinter wirbelt der 9. Bundesliga-Spieltag einiges durcheinander. Wolfsburg braucht einen neuen Trainer und ein Aufsteiger verschärft die Krise in Frankfurt.

Deutschland Mark van Bommel
Da half kein Brüllen und kein Armrudern: Wolfsburgs Trainer van Bommel blieb auch gegen Freiburg sieglosBild: Michael Sohn/AP Photo/picture alliance

Es ist ziemlich ausgeschlossen, dass sich Mats Hummels am Samstagnachmittag das Spiel des deutschen Meisters Bayern München angesehen hat. Das ist schon deshalb ausgeschlossen, weil Hummels zu dieser Zeit ebenfalls seiner Berufstätigkeit nachging. Aber der Volleyschuss, mit dem Hummels seinen BVB im Spiel gegen Arminia Bielefeld zum 0:2 in Führung brachte, ähnelte schon sehr dem Treffer (30.), den wenige Minute zuvor Robert Lewandowski - ebenfalls zur 2:0-Führung - gegen die überforderten Hoffenheimer erzielt hatte. Bämm! Hatte Hummels abgekuckt? Ziemlich ausgeschlossen, wie gesagt.

Volley drauf und drin - Mats Hummels und sein schönes Tor gegen BielefeldBild: Leon Kuegeler/REUTERS

Hoffenheim? Überfordert ...

Es gibt ja ohnehin kein Copyright auf schöne Distanztreffer, die diesem Spieltag Glanz verliehen - ebenso wie etliche Elfmeter-Treffer, die spielentscheidend waren. Bei den Bayern hatte der in der Form seines Lebens aufspielende Serge Gnabry (auch ohne seinen Lieblingstrainer am Spielfeldrand, dem in Corona-Quarantäne distanzierte Julian Nagelsmann) den Reigen standesgemäß eröffnet - mit einem schönen Treffer aus dem Winkel. Und spätestens mit dem 2:0 von Lewandowski offenbarte sich eine Hoffenheimer Unterlegenheit, die zugleich wieder die strukturelle Problematik der Liga offenlegte: Bayern? Eine Welt für sich. Es hätten durchaus noch mehr Tore als die beiden durch Choupo-Moting (82.) und Kingsley Coman (87.) erzielt werden können. 4:0 (2:0). Abhaken, aus Bayern Sicht.

Traf auch gegen Hoffenheim: Serge Gnabry, gut in Form Bild: Markus Fischer/Passion2Press/imago images

Streichs Freiburger nun wieder ...

Fortgesetzt hat auch der SC Freiburg seine Erfolgsgeschichte - und zugleich die Krise des VfL Wolfsburg weiter verschärft. Es sollte das letzte Spiel von Mark van Bommel als VfL-Coach werden. Die Freiburger unter Trainer Christian Streich besiegten die Niedersachsen mit 2:0 (1:0). Philipp Lienhart in der 27. Minute und Lucas Höler (68.) erzielten die Tore für die Breisgauer, die als einziges Team in dieser Saison in der Fußball-Bundesliga ungeschlagen bleiben.

Während Überraschungsteam Freiburg so auf einem Champions-League-Platz liegt, rutscht Königsklassen-Teilnehmer Wolfsburg immer weiter ab. Das Team hat nun schon acht Pflichtspiele in Serie nicht gewonnen. Vor rund 10.000 Zuschauern präsentierten sich die "Wölfe" nicht kreativ genug und ineffizient. Manager Jörg Schmadtke zog am Sonntag die Konsequenzen und entließ Trainer Van Bommel. "Die Überzeugung, in dieser Konstellation aus der sportlich schwierigen Situation herauszukommen und schnellstmöglich die Kehrtwende herbeizuführen, hat gefehlt und uns zu dem Entschluss kommen lassen, die Zusammenarbeit zu beenden", so Schmadtke. Van Bommel reagierte enttäuscht, wünschte dem Klub aber nur das Beste.

Freiburg trifft, Wolfsburg schaut (zu): Philipp Lienhart bei seinem AuswärtstorBild: Ina Fassbender/AFP

BVB trifft auch ohne Haaland

Nach dem Rückschlag in der Champions League gegen Ajax Amsterdam hat Borussia Dortmund zurück in die Erfolgsspur gefunden. Und: Der BVB bleibt den Bayern auf den Fersen. Auch ohne den verletzten Torjäger Erling Haaland festigten die Dortmunder mit dem 3:1 (2:0) bei Arminia Bielefeld den zweiten Rang in der Fußball-Bundesliga. Vor 25.000 Zuschauern in der Schüco-Arena trafen die Routiniers Emre Can (31./Foulelfmeter) und Mats Hummels (45.) mit jenem sehenswerten Tor sowie Jungstar Jude Bellingham (72.) zum Sieg der Dortmunder. Dagegen sorgte die Arminia trotz des Anschlusstreffers durch Fabian Klos (87./Foulelfmeter) für eine historische Negativmarke: Nie zuvor waren die Ostwestfalen nach neun Bundesliga-Spieltagen noch ohne Sieg.

RB kann die Krise abwenden

Auch in Leipzig sah es zunächst nach Krise aus - aber nur zunächst. Das RB-Team konnte nach der schlechtesten ersten Halbzeit unter Trainer Jesse Marsch das Bundesliga-Spiel gegen die SpVgg Greuther Fürth noch drehen und mit 4:1 (0:1) einen sicheren Sieg einfahren. Branimir Hrgota hatte die Gäste mit einem umstrittenen Elfmeter nach 45 Minuten verdient in Führung gebracht. Der gerade eingewechselte Yussuf Poulsen besorgte in der 46. Minute den Ausgleich. Emil Forsberg, der am Samstag seinen 30. Geburtstag feierte, verwandelte nach 53 Minuten einen an Poulsen verwirkten Foulelfmeter. Schließlich trafen die ebenfalls gerade zuvor aufs Feld gekommenen Dominik Szoboszlai (65.) und Hugo Nova (88.) vor 24.758 Zuschauern in der damit ausverkauften Red Bull-Arena. Fürth wartet weiter auf den ersten Saisonsieg - und hatte damit in der Auswärtspartie in Leipzig wohl auch nicht wirklich gerechnet.

Hertha: "Verdient gewonnen"?

"Oh, wie ist das schön", schallte es nach dem 1:0 (1:0) von Hertha BSC gegen Borussia Mönchengladbach am Samstagabend durchs Olympiastadion - denn das hatte man in der Tat lang nicht mehr geseh'n. Dass die Berliner mit ihrem zweiten Sieg in Folge sogar an den Gladbachern vorbeizogen, war eine schöne Zugabe. "Das ist wunderbar! Das Stadion lebt, das mögen wir", sagte Trainer Pal Dardai bei Sky. "Wir haben verdient gewonnen, aber wir hätten unbedingt das zweite oder dritte Tor machen müssen."

Hertha freut sich über den Sieg gegen MönchengladbachBild: Tilo Wiedensohler/camera4+/imago images

Es reichte auch so, weil Marco Richter in der 40. Minute quasi aus dem Nichts sehenswert per Seitfallzieher getroffen hatte. "Ich treffe ihn nicht gescheit, aber er fällt hinten rein", sagte Richter über den ungewollten Aufsetzer: zur Freude der 25.000 Zuschauer, die ihre Mannschaft in den letzten Spielminuten im Stehen zum Durchhalten motivierten. Gladbach war zwar überlegen, dominant, jedoch nicht sonderlich zwingend. Die vierte Auswärtspleite der Saison bedeutet für die Fohlen wieder einen Rückschritt in ihrer schwankenden Entwicklung.

Die Aufholjagd der Geißböcke

Die erste Halbzeit ging gehörig daneben: Zum allgemeinen Entsetzen der heimischen Fans im Kölner Stadion zogen die Gäste aus Leverkusen in den ersten 45 Minuten im rheinischen Derby gegen den 1.FC Köln schnell davon. Patrick Schick (15.) und Karim Bellarabi (17.) brachten die "Werkself" verdient in Führung - aber das Team von Trainer Steffen Baumgart ließ sich nicht unterkriegen. Mit Moral und den Treffern des blendend aufgelegten Anthony Modeste (63. und 82.) drehten die Geißböcke das Spiel und blieben durch das 2:2 (0:2)-Unentschieden auch in dieser Partie zuhause ungeschlagen. 

Ihr holt jetzt zwei Tore auf, könnte die Geste von Steffen Baumgart in dieser Situation bedeutet haben. Und selbst wenn der Kölner Trainer das Handzeichen ganz anders gemeint hat - seine Mannschaft hat dennoch zwei Treffer aufgeholtBild: Revierfoto/imago images

In letztem Augenblick

Beim Auswärtsspiel in Stuttgart sahen die Spieler vom 1. FC Union Berlin lange wie der sichere Sieger aus. Der Führungstreffer von Taiwo Awoniyi (31.) war zwar die einzig nennenswerte Toraktion aus der ersten Hälfte, aber immerhin nutzten die Berliner diese zur Führung und versteckten sich anschließend beim VfB kein bisschen. Als Stuttgarts Atakan Karazor mit gestrecktem Bein in einen Zweikampf ging und die gelb-rote Quittung bekam, schien die Sache für Berlin gelaufen. Doch fast im letzten Augenblick der Nachspielzeit trifft Wahid Faghir aus zwölf Metern zum Ausgleich. Ein sehr glückliches Unentschieden aus Stuttgarter Sicht. 

Bochum schlägt die Eintracht

Im Spiel VfL Bochum gegen Eintracht Frankfurt sah es auch lange nach einem sehr knappen Sieg für die Gastgeber aus. Ausgerechnet der frühere Frankfurter Danny Blum (3.), der endlich einmal wieder zu einem Startelf-Einsatz kam, bedankte sich früh und brachte die Bochumer in Führung. Auch die hitzige Schlussphase vermochte die Eintracht nicht wieder heranzubringen. Stattdessen machte Sebastian Polter in der Nachspielzeit den Sack zu (90.+2). Der VfL überholt durch den 2:0 (1:0)-Erfolg die Eintracht und steht nu auf Tabellenposition 14.

Burkardt Mann des Abends

Der Mainzer Jonathan Burkardt war der Mann des Freitagsabendspiels, der sich nach dem Sieg gegen den FC Augsburg mit strahlenden Augen vor der bebenden Fankurve mit Sprechchören feiern ließ. Er wird sich auch gefreut haben, dass Bundestrainer Hansi Flick zusammen mit seinem Assistenten Marcus Sorg das 4:1 (3:0) des FSV Mainz 05 gegen den FC Augsburg auf der Tribüne verfolgte. Flick dürfte am Gala-Auftritt des Kapitäns der U21-Nationalmannschaft mit zwei Toren und einer Vorlage seine helle Freude gehabt haben.

Jonathan Burkardt lässt sich feiern Bild: Revierfoto/imago images

Flick avanciert langsam zu Burkardts Glücksbringer. Schon beim 2:0 in Hoffenheim hatte der erst 21-Jährige unter den Augen des Bundestrainers getroffen. Sollte Flick in den Länderspielen im November einige gestandene Nationalspieler nach bereits vollbrachter WM-Qualifikation schonen wollen, könnte er den U21-Europameister durchaus auf dem Zettel haben.

Der 9. Spieltag der Bundesliga in Zahlen:

FSV Mainz 05 - FC Augsburg 4:1 (3:0)
Tore: 1:0 Onisiwo (10.), 2:0 Bell (15.), 3:0 Burkardt (26.), 3:1 Zeqiri (69.), 4:1 Burkardt (71.)

Bayern München - TSG Hoffenheim 4:0 (2:0)
Tore: 1:0 Gnabry (16.), 2:0 Lewandowski (30.), 3:0 Choupo-Moting (83.), 4:0 Coman (87.)

RB Leipzig - Greuther Fürth 4:1 (0:1)
Tore: 0:1 Hrgota (45.), 1:1 Poulsen (46.), 2:1 Forsberg (53.), 3:1 Szoboszlai (65.), 4:1 Novoa (88.)

VfL Wolfsburg - SC Freiburg 0:2 (0:1)
Tore: 0:1 Lienhardt (27.), 0:2 Höler (68.)

Arminia Bielefeld - Borussia Dortmund 1:3 (0:2)
Tore: 0:1 Can (31.), 0:2 Hummels (45.), 0:3 Bellingham (73.), 1:3 Klos (87.)

Hertha BSC Berlin - Borussia Mönchengladbach 1:0 (1:0)
Tore:
1:0 Richter (40.)

1. FC Köln - Bayer Leverkusen 2:2 (0:2)
Tore:
0:1 Schick (15.), 0:2 Bellarabi (17.), 1:2 Modeste (63.), 2:2 Modeste (82.)

VfB Stuttgart - 1. FC Union Berlin 1:1 (0:1)
Tore:
0:1 Taiwo Awoniyi (31.), 1:1 (Wahid Faghir (90.+3)
Gelb-rote Karte: Atakan Karazor (Stuttgart) nach Foulspiel (57.)

VfL Bochum - Eintracht Frankfurt 2:0 (1:0)
Tore:
Danny Blum (3.), Sebastian Polter (90.+2)


 

 

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