Beatlemania - der Hype begann vor 50 Jahren
4. April 2013Das Konzert von John Lennon, Paul McCartney, George Harrison und Ringo Starr am 13. Oktober in London hatte alles, was wenig später zu einem weltweiten Phänomen werden sollte: ohrenbetäubenden Lärm, schreiende Teenager, die Bonbons und Kuscheltiere auf die Bühne warfen – und zu mahnenden Kommentaren von britischen Politikern führten, die sich um die Jugend sorgten. Für die Musiker bedeutete der Lärm, dass sie kaum hören konnten, was sie spielten. Vor allem spielten sie "She Loves You", jenen Song, dessen langgezogenes "Yeah, Yeah, Yeah" zum Schlachtruf einer ganzen Generation wurde.
Wie alles begann
Aber von heute auf morgen entstand die Hysterie nicht. Schon im Frühjahr 1963 hatte erstmals eine Single der Beatles die Nummer eins in den englischen Charts erreicht, "Please, Please Me", und am 22. März war das erste Studioalbum erschienen, ebenfalls "Please, Please Me" genannt, in wenigen Stunden eilig zusammenproduziert aus den Songs, die die FabFour in ihren Konzerten spielten.
Bei der letzten Nummer, "Twist And Shout", war Sänger John Lennon schon hörbar heiser. Im April folgte die Single "From Me To You" und wurde ebenfalls Nummer eins. Spätestens da war klar: Die Begeisterung rund um die Beatles erreichte ein Ausmaß, dass jedenfalls in Europa bis dahin unbekannt war.
Die Fans in Deutschland
Auch in Deutschland natürlich – obwohl die Beatles dort keine gänzlich Unbekannten waren, jedenfalls nicht in Hamburg: Im Rotlichtviertel auf St. Pauli hatten sie Anfang der Sechziger Jahre mehrmals für einige Monate gastiert, in Rockschuppen wie dem "Top Ten" oder dem "Kaiserkeller". Sie hatten sogar eine Platte aufgenommen, ihre erste – als Begleitband des Rockers Tony Sheridan. Zwischen Dealern, Prostituierten und Seeleuten machten sie dabei durchaus Eindruck, aber eben nur lokal.
Jahre später, 1966, auf dem Höhepunkt der weltweiten Manie rund um die Pilzköpfe, kehrten sie zurück nach Deutschland, für eine kurze Konzertreise, die das deutsche Jugendmagazin "Bravo" organisiert hatte. In Essen traten sie auf, in München - und in Hamburg - und trafen dabei ihre alten Freunde zu einer stürmischen Party.
Während ihrer Zeit im Rotlichtmilieu der Hansestadt hatten sie sich mit einigen deutschen Kunststudenten angefreundet, die auch später eine Rolle in ihrem Leben und der Karriere spielten. Die Fotografin Astrid Kirchherr riet ihnen, sich die Haare in die Stirn zu kämmen, statt sie - wie unter Rockern üblich - zu einer Tolle zu formen. Die Pilzkopffrisur war erfunden. Und Klaus Voormann wurde Grafiker und Musiker und entwarf das Cover für die Beatles–LP "Revolver".
Die Fans weltweit
Als 1963 die Beatlemania in England begann, reagierten die Teenager in Deutschland - und übrigens auch in Frankreich - eher verhaltend auf die Liverpooler. Jedenfalls hielt die Plattenfirma es auch 1964 - als in den USA die Jugendlichen schon verrückt spielten - für angebracht, die Beatles auf dem deutschen Markt besonders anzupreisen: mit auf Deutsch eingesungenen Titeln.
"Sie liebt Dich" hieß die deutsche Version von "She Loves You", "Komm Gib' mir Deine Hand" war die deutsche Fassung von "I Want To Hold Your Hand." Heute sind diese Singles Liebhaberstücke von Beatles-Verrückten. Aber wenig später war auch Deutschland wie der Rest der Welt im Beatles-Fieber.