1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Beckers Diplomatenpass eine Fälschung?

Eric Topona | Julia van Leuven
19. Juni 2018

Mit einem Diplomatenpass der Zentralafrikanischen Republik wollte Ex-Tennisstar Boris Becker seine Immunität belegen. Der Außenminister des Landes bezweifelt im DW-Interview die Echtheit des Dokuments.

Außenminister der Zentralafrikanischen Republik, Charles Armel Doubane
Bild: Privat

DW: Bestätigen Sie, dass Boris Becker einen Diplomatenpass hat, den Sie selbst unterschrieben haben?

Charles-Armel Doubane: Ein Diplomatenpass, das ist nicht das, was wichtig ist. Wichtig ist: Hat Herr Becker die Qualität eines Zentralafrikanischen Diplomaten? Das ist der erste Punkt.

Der zweite Punkt: Wenn er sich als Zentralafrikanischer Diplomat ausgibt: hat er Papiere, die bestätigen, dass er Zentralafrikanischer Diplomat ist? Wenn ja, soll er sie zeigen. Schließlich: wenn Herr Becker irgendeiner Gerichtsbarkeit unterworfen ist, haben wir dann das Recht, ihn zu schützen, da er sagt, diplomatische Immunität zu besitzen? Die Antworten darauf lauten: Nein, nein, nein.

Aber eins kann ich bestätigen: Im April hat Herr Becker zweimal den Präsidenten der Zentralafrikanischen Republik getroffen. Einmal in Paris, das andere Mal in Brüssel. Trotz seiner persönlichen Situation war er eine große Tennislegende. Er hatte einen Ruf. Die Zentralafrikanische Republik braucht heute jegliche Unterstützung, um aus ihrer jetzigen Situation herauszukommen und Werbung zu machen. Eben um zu zeigen was dieses Land ausmacht.

Nun, um auf Ihre Frage zurückzukommen. Ich habe noch kein wie auch immer geartetes offizielles Dokument unterschrieben, das es Boris Becker erlauben würde, sich Zentralafrikanischer Diplomat zu nennen, auch wenn ihm bei unserem Brüssel-Besuch versprochen wurde, dass er Attaché werden könnte. Doch bis zum jetzigen Moment habe ich kein Dokument der Zentralafrikanischen diplomatischen Autoritäten unterschrieben, also des Präsidenten der Zentralafrikanischen Republik und auch nicht des Außenministeriums, dem ich vorstehe.

DW : Herr Minister, wir haben Quellen…

CAD : Seitdem warte ich auf die Dokumente, die in seinem Besitz sind, um ihn rechtswirksam zu ernennen.

DW: Eine Herrn Becker nahestehende Person hat uns bestätigt, dass Sie selbst genau am 18. März ein Dokument erstellt haben, ich habe sogar Ihre Unterschrift gesehen.

CAD: Ich habe Herrn Becker keinen Diplomatenpass ausgestellt. Ich wiederhole: Ich habe Herrn Boris Becker nie einen Diplomatenpass ausgestellt. 

Beckers Diplomatenpass und ein offizielles Dokument - beides unterzeichnet mit dem Namen von Außenminister Charles-Armel Doubane

DW: Also leugnen Sie die Echtheit des Dokuments?

CAD: Ich warte darauf, dieses Dokument zu sehen, um seine Echtheit zu bestätigen oder zu dementieren.

DW : Dennoch haben wir eine Kopie des unterschriebenen Dokumentes gesehen…

CAD : Sie haben eine Kopie des Dokuments gesehen? Sehr gut, ich warte darauf, es zu sehen. Um es prüfen zu können im Hinblick auf meine Unterschrift und den Stempel, der benutzt wurde. Den Stempel, der meinen Namen trägt. Er befindet sich auf der Seriennummer des Passes. Das ist sehr wichtig für mich.

DW: Nach unseren Informationen verkaufen sich Pässe in der Zentralafrikanischen Republik wie geschnitten Brot. Ist dieser Fall nicht Beleg dafür?

CAD : Das kann ich weder bestätigen noch entkräften. Ich bin seit etwa zwei Jahren hier. Ein gültiger Pass wurde von mir nie verkauft. Ich fordere wen auch immer heraus, mir das Gegenteil von dem zu beweisen, was ich sage!

DW: Aber das Paradebeispiel ist Herr Becker, der im Besitz eines Passes ist, den der Außenminister unterschrieben hat.

CAD : Ich warte darauf, diesen Pass zu sehen und seine Glaubwürdigkeit zu prüfen. Wenn dies der Fall ist werde ich es bestätigen. Und wenn nicht wird die Justiz ihre Arbeit machen.  

DW: Bestätigen Sie auch, dass Herr Becker sich seine Immunität zunutze machen und den diplomatischen Schutz der Zentralafrikanischen Republik in Anspruch nehmen darf?

CAD : Wenn mir kein offizielles Dokument vorliegt, das ihm attestiert, dass er Diplomat ist, warum sollte er sich dann diplomatische Immunität zunutze machen können? 

DW: Offiziell hat die Zentralafrikanische Regierung zu dieser Angelegenheit nie Stellung genommen: Bestätigen Sie, dass Herr Becker Ihr Sprachrohr bleibt oder werden Sie ihn aus seinen Funktionen entlassen?

CAD: Jeder kann den Präsidenten der Zentralafrikanischen Republik treffen. Er ist ein Staatsoberhaupt das sehr offen ist. Ich war an den Diskussionen nicht beteiligt, aber ich weiß, dass er den Präsidenten der Republik zweimal getroffen hat. Sie haben diskutiert und sicher auch über ein Angebot in Bezug auf die Interessen der Zentralafrikanischen Republik geredet. Aber heute kann ich Ihnen sagen ... Becker ist kein Mitglied meines diplomatischen Personals, das versichere ich.

DW: Ja, dennoch konnte ich am vergangenen Samstag auf der Webseite Ihrer Botschaft in Brüssel ein Foto von Herrn Becker finden, das mittlerweile merkwürdigerweise verschwunden ist. 

CAD: Hören Sie: Ich bin der Außenminister, wenn ich Ihnen eine Information gebe, ist diese auch treffend.

DW : Also, Herr Becker ist nicht…

CAD: Es gibt Unstimmigkeiten. Nun liegt es an der Zentralafrikanischen Republik, angemessene Maßnahmen zu ergreifen.

DW: Sie versichern, dass Boris Becker nichts mehr mit der Mobilisierung von Ressourcen für sportliche, kulturelle und humanitäre Belange zu tun hat?

CAD : Der Außenminister des Zentralafrikanischen Staates, Charles-Armel Doubane, bestätigt Ihnen, dass er niemals ein Dokument unterzeichnet hat, das Herrn Becker ernennt. Er hat sicherlich Angebote gemacht und er wartete sicherlich auf eine Antwort, das ist möglich. Aber im jetzigen Moment gibt es keinerlei offizielles Dokument, das Herrn Becker irgendeinen diplomatischen Posten bescheinigt und er gehört nicht zu meiner Abteilung.

DW: Also unterstützt die Zentralafrikanische Republik ihn nicht.

CAD : Hören Sie, die Zentralafrikanische Republik unterstützt Diplomaten kraft des Wiener Übereinkommens über diplomatische Beziehungen. Aber wenn wir keine Klarheit über die Situation haben und diese oder jede Person sich als Diplomat bezeichnet, haben wir kein Interesse daran, diese zu unterstützen. Insbesondere weil wir ein Rechtsstaat sind, der Gerechtigkeit verspricht. Wir können in diesem Bereich in keinem Fall etwas blockieren, was auch immer es sei. 

DW: Unter welchen Bedingungen kann man einen Zentralafrikanischen Diplomatenpass erhalten?

CAD: Zunächst ist die Zentralafrikanische Republik ein Rechtsstaat der bestimmten Regeln folgt. Und es gibt einen Text, der den Erwerb des Passes regelt -ihre  des Diplomatenpasses und des Dienstpasses, da sie Eigentum des Staates sind. All diejenigen die dafür vorgesehen sind, erhalten ihn und zwar ausschließlich für die Ausübung ihrer Aufgaben.

DW: Kann ein Ausländer also im Besitz eines Diplomatenpasses sein ?

CAD: Sehen Sie sich das Wiener Übereinkommen über diplomatische Beziehungen an. Dann werden sie schon sehen. 

DW : Vielen Dank, Herr Minister.

 

Charles-Armel Doubane ist seit 2016 Außenminister der Zentralafrikanischen Republik, eines der ärmsten Länder der Welt. Das Gespräch führte Eric Topona.