Die "ehrlichen" Reiseplakate des belgischen Künstlers Monk haben eine besondere Botschaft: Sie zeigen, was der Urlauber von seinem Traumziel nicht sehen soll - von Umweltverschmutzung bis Sextourismus.
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Monk zeigt, was Touristen nicht sehen sollen
Passt ungetrübter Urlaubsspaß mit Umweltverschmutzung, Kriminalität und Sextourismus zusammen? Der belgische Graphiker Monk hat dazu Reiseplakate entworfen, die die Schattenseiten beliebter Urlaubsziele zeigen.
Schluss mit der Urlaubsromantik!
Reiseposter aus früheren Zeiten wecken Sehnsüchte nach fernen Ländern und Exotik. Der belgische Graphiker Monk hat die romantischen Plakate zur Vorlage einer atemberaubenden Serie verarbeitet: Monk greift die Darstellungsformen auf, allerdings fügt er so hübschen Motiven, wie oben abgebildet, ein paar Details hinzu, die dem Betrachter einen ganz anderen Ort zeigen als den, den sie sehen wollen.
Inspiration durch alte Poster
Monks Inspiration war ein Poster aus dem Jahr 1936. Er entdeckte das Plakat des jüdischen Künstlers Franz Kraus, der vor dem Holocaust nach Palästina geflohen ist - Jahre vor der Gründung des Staates Israel. Die beiden anderen Poster zeigen, was spätere Künstler aus der Vorlage gemacht haben. Die drei Plakate gehören zur Sammlung "Palestine Poster Project Archives" - siehe Link.
Stau und Pommes
Auch Monk hat viele Ideen, wie er die vermeintlich heile Welt beliebter Touristenziele realistisch darstellen kann. Er sucht ein bestimmtes Problem aus und wählt dann den Ort, zu dem es am besten passt. Selbst in seiner Heimatstadt Brüssel findet er genügend Motive: Verkehrschaos, dreckige Straßen und ein Überangebot von Pommes drängen Sehenswürdigkeiten wie das Atomium in den Hintergrund.
Müll und Kriminalität an der Copacabana
Die meisten Reaktionen auf seine Poster seien durchweg positiv, sagt Monk. Allerdings verstehe nicht jeder seine Message. "Klar weiß ich, dass einige dieser Orte schön sind, dennoch ist es meine Absicht, deren dunkle Seite darzustellen", sagte Monk im DW-Interview. Gesagt, getan: In Monks Version von Rios berühmten Traumstränden spielen Kinder im Dreck, umgeben von Gewalt und Kriminalität.
Malediven: Baden zwischen Plastikflaschen
Monk würde jedem Touristen widersprechen, der behauptet, er sei an einem Traumstrand spazieren gegangen, ohne auf Zigarettenkippen und Plastikmüll zu stoßen. Seine Vision von den Malediven lenkt die Aufmerksamkeit auf das dortige Müllproblem. Die künstliche Malediven-Insel Thilafushi besteht nur aus Müll und wächst täglich um knapp 300 Tonnen. Verbrannt wird nachts, wenn die Touristen schlafen.
Flüchtlinge am Strand
Monk hat viele der Ziele nicht selbst besucht. Seine Kreationen basieren auf Recherche und Befragung von Einheimischen. Seine Plakate sind im Stil von altmodischen Reisepostern aus den 1950er-Jahren, mitsamt ihrem einfachen klaren Design in starken Farben. Wie hier auf der ikonisch anmutenden griechischen Strandszene, in der ein überfülltes Schlauchboot mit Flüchtlingen den Strandtag "verdirbt".
Sextourismus im Paradies
Bislang hat Monk in dieser Serie elf verschiedene Poster geschaffen. Seine Botschaften reichen vom erhobenen Zeigefinger bis zu wirklich hartem Tobak: Auf seinem Poster vom thailändischen Phuket stehen nicht die tropischen Strände und die bezaubernde Landschaft im Mittelpunkt, sondern der fettleibige weiße Europäer, der gleich mit kleinen thailändischen Kindern "spielen" wird.
Der giftigste Fluss der Welt
Eins seiner jüngsten Werke ist das Kalkutta-Poster. Thema: Umweltverschmutzung, Armut und Überbevölkerung in der Stadt am heiligen Fluss Ganges, dem spirituellen Zentrum Indiens. Dieses und die anderen Poster aus der Serie können interessierte Sammler kaufen. Monk versprach im DW-Gespräch, dass noch mehr Poster in Arbeit sind. Seine Arbeiten postet er auch auf Instagram und bei Facebook.
Bewusster reisen...
Auch die bedrohte Tierwelt ist Monks großes Thema. Hier prangert er die Zerstörung des natürlichen Lebensraums der Orang Utans auf Borneo an. Auf einem anderen Plakat "wirbt" er für die Färöer-Inseln - mit fünf ausgeweideten Walen am Strand. Monk möchte nicht vom Reisen abraten, die meisten der abgebildeten Orte sind vom Tourismus abhängig. Die Plakate sollen zum Nachdenken anregen. Das klappt.
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Perfekte Ferien: Weißer Sand, Palmen und türkises Meer, unberührte Natur unter einem azurblauen Himmel. Hier kann man die Seele baumeln lassen, den Alltag vergessen. Nicht so beim belgischen Streetart-Künstler Monk. Der selbsternannte "Gratist" (tagsüber ist er Grafik-Designer, nachst sprüht er mit Schablonen Gaffittis) räumt mit den Postkarten-Idyllen auf, indem er zeigt, was Touristen nicht sehen sollen. Mit seiner elfteiligen Plakatserie trifft er einen empfindlichen Nerv der Tourismusindustrie - und die Urlauber selber, die in den meisten Fällen wissen, was in "ihrem" Paradies hinter den Kulisssen geschieht, es aber lieber ausblenden.
Engagement für Tier- und Naturschutz
Monk zwickt, rüttelt auf, macht aufmerksam. Die Posterreihe wird ständig fortgesetzt, zu den jüngsten Werken zählt ein Plakat zu den gerade erst beendeten Olympischen Spielen in Rio de Janeiro. Thema: Die Wasserverschmutzung, mit der viele Athleten zu kämpfen hatten. Sein Stil: klare Linien, starke Farben und das Design der Reiseposter aus der Mitte des 20. Jahrhunderts.
Erst im vergangenen Jahr hat Monk eine Serie zu seinem Lieblingsthema Tier- und Naturschutz erstellt: Großwildjäger machen sich über niedliche Disney-Kindheitshelden her und töten Dumbo den Elefanten oder Arielle die Meerjungfrau.
Monk veröffentlicht seine Bilder auch auf Instagram und Facebook. Wer will, kann einen Druck kaufen.