Einen Tag nach der holprigen Landung auf dem Kometen "Tschuri" liefert die Mini-Raumsonde "Philae" wieder Daten. Die Wissenschaftler der ESA sind fasziniert von den Botschaften aus dem Weltall.
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Am Tag nach der spektakulären Landung konnten die Experten der Europäischen Weltraumorganisation ESA wieder Kontakt zu dem kühlschrankgroßen Minilabor aufnehmen. "Die Verbindung läuft gut. Philae steht stabil", hieß es aus dem ESA-Kontrollzentrum in Darmstadt. "Es wurden große Mengen an Daten geliefert". Die Experten zeigten sich begeistert von den Nahaufnahmen des Himmelskörpers "67P/Tschurjumow-Gerassimenko", kurz "Tschuri" genannt.
In der Nacht hatte es wie erwartet eine Zwangspause gegeben, da sich der Komet sowie die Raumsonde "Rosetta" in einem Funkloch bewegten. Das auf "Tschuri" gelandete Labor "Philae" konnte somit nicht immer Kontakt zur Sonde haben, von der aus Signale zur Erde geschickt werden.
Landung dramatischer als gedacht
Das Minilabor war am Mittwoch - nach einer mehr als zehnjährigen Reise mit der Raumsonde "Rosetta" - auf "Tschuri" gelandet. Eine Premiere: Es war das erste Mal, dass ein vom Menschen geschaffenes Gerät auf einem Kometen aufsetzte. Wissenschaftler sprechen von einem Meilenstein der Raumfahrt. Der Brocken gehört mit einem Volumen von etwa 25 Kubikkilometern zu den kleineren Kometen. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln wollte Daten prüfen, nach denen "Philae" nicht nur zwei, sondern sogar noch ein drittes Mal auf dem Kometen aufgesetzt haben könnte. "Die Vermutung liegt nahe", sagte DLR-Sprecher Andreas Schütz. "Sicher ist es aber erst, wenn die Daten ausgewertet sind."
Beim Aufsetzen auf "67P/Tschurjumow-Gerassimenko" hatte es Probleme gegeben. Zwei Harpunen zum Verankern von "Philae" wurden nicht ausgelöst, eine Düse zum Aufdrücken des Labors auf dem Kometen funktionierte nicht. Der Chef des Esa-Flugbetriebs im Satelliten-Kontrollzentrum Esoc in Darmstadt, Paolo Ferri, geht inzwischen davon aus, dass "Philae" trotzdem auf dem Kometen bleiben wird. "Dass das Mini-Labor wieder abhebt, bezweifle ich sehr. Es ist zur Ruhe gekommen."
"Philae" findet organische Verbindungen
Die kurze Arbeit von "Philae" hat sich gelohnt: Die Messgeräte haben organische Verbindungen auf dem Kometen "Tschuri" nachgewiesen. "Rosetta" bereitet sich inzwischen auf ein waghalsiges Flugmanöver vor.
Bild: ESA/Rosetta/Philae/ROLIS/DLR
"Rosetta" schaut genau hin
"Rosetta" soll Ende Januar mit "Tschuri" auf Tuchfühlung gehen. Statt den 30 Kilometern Sicherheitsabstand zum Kometen wird die Sonde dann bis auf fünf Kilometer nahe kommen. Ziel des Manövers ist es, noch detailliertere Fotos von der Kometenoberfläche zu schießen.
Bild: ESA via Getty Images
"Philae" hat Mission erfüllt
"Philaes" Batterien haben schlapp gemacht. Zwei Tage nach der spektakulären Landung auf dem Kometen "Tschuri" schaltete der Lander seine Instrumente ab. Zuvor war es dem Bodenpersonal noch einmal gelungen, mit "Philae" zu kommunizieren. Alle wissenschaftlichen Daten seien erfolgreich heruntergeladen worden, teilte die Weltraumagentur ESA in ihrer Twitter-Botschaft mit.
Bild: ESA/Rosetta/Philae/CIVA
"Philae" fotografiert und bohrt
Schon kurz nach Abkopplung der Raumsonde machte "Philae" das erste Foto - und sendete es zur Erde. Inzwischen wurde trotz etwaiger Risiken ein Bohrer ausgefahren. Dieser konnte die Temperatur und die Widerstandskraft des Bodens messen und sogar erfolgreich Proben entnehmen. Ein Messgerät konnte in den Gasen um "Tschuri" organische Verbindungen nachweisen!
Bild: ESA/Rosetta/Philae/ROLIS/DLR
Ist "Philae" fest verankert?
Aber steht "Philae" auf "Tschuri" auch wirklich sicher? Eigentlich sollte sich der Forschungsroboter unmittelbar nach der Landung mit Harpunen verankern. Aber beide Harpunen lösten sich nicht. Nach zwei 'Hüpfern' steht der Lander momentan auf einer von Felsen umgebenen Position - kein idealer Standort. Ob und wie er von dort wegbewegt werden kann, diskutieren die Wissenschaftler derzeit noch.
Bild: ESA/Rosetta/Philae/CIVA
Eine lange Reise
Zehn Jahre ist "Philae" mit "Rosetta" durchs All geflogen, bevor der Lander zur Kometenlandung ansetzte. Und auch wenn "Philae" in den Weiten des Weltraums klein aussieht, darf man ihn nicht unterschätzen: 100 Kilogramm bringt er auf die Waage. Seine Aufgabe ist ebenfalls gewaltig: Die von ihm gesammelten Informationen sollen zum Verständnis der Entstehung unseres Sonnensystems beitragen.
Bild: ESA
Ein historischer Moment
Graue Box auf grauem Felsen - dieses Bild sieht vielleicht nicht nach viel aus, aber es steht für einen der größten Erfolge in der Geschichte der Europäischen Raumfahrt: "Philae" erreichte seinen Zielkometen 67P/Churyumov-Gerasimenko, kurz "Tschuri", am Mittwochnachmittag, um 17:03 Uhr. Ein Meilenstein in der Geschichte der Raumfahrt.
Bild: ESA via Getty Images
Freudentaumel im Kontrollzentrum
"Die ESA und die Partner der "Rosetta"-Mission haben heute etwas Außerordentliches geleistet", freute sich ESA-Direktor Jean-Jacues Dordain am Mittwoch. Die erste Begeisterungswelle erreichte das Kontrollzentrum in Darmstadt nach der erfolgreichen Abkopplung "Philaes" von "Rosetta". Nach sieben Stunden Wartezeit erreichte dann die ersehnte Nachricht die Erde: "Philae" hat seinen Kometen erreicht!
Bild: ESA/J. Mai
Eine Frage der Perspektive
Der Komet, auf dem "Philae" gelandet ist, erscheint riesig. Vergleicht man ihn aber mit einer Stadt wie London, sieht man, wie klein er in Wirklichkeit ist. Er bewegt sich mit einer Geschwindigkeit von 135.000 Stundenkilometer durchs All, und "Rosetta" ist 6,4 Billionen Kilometer gereist, um ihren Kometen zu erreichen - da wird einem erst klar, was für ein einzigartiger Erfolg diese Landung war.
In den ersten Stunden nach der Landung hätten bereits wichtige Daten gesammelt werden können, sagte Ferri. Es sei auch gelungen, das Tomographie-Projekt "Consert" zu starten. Dabei durchleuchten "Philae" und die Sonde "Rosetta" den Kometen in Teamarbeit. Wissenschaftler wollen mit der Mission einen Blick in die Kinderstube des Sonnensystems werfen, das vor 4,6 Milliarden Jahren entstand. Analysiert werden soll die Bodenbeschaffenheit, Temperatur oder die Zusammensetzung des rund 500 Millionen Kilometer entfernten Kometen. Gesucht wird auch nach Hinweisen darauf, wie Leben auf der Erde entstand.