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Reitsport-Entwicklungshilfe in China

Andreas Sten-Ziemons mit sid, noz.de, beijingmasters.de
13. Oktober 2017

Beim Peking Masters der Springreiter ist Ludger Beerbaum sowohl Teilnehmer als auch Mitorganisator. Beerbaum engagiert sich seit zehn Jahren als Reitsport-Botschafter in China, auch aus wirtschaftlichen Gründen.

Reitturnier CHIO - Preis von Europa | Ludger Beerbaum, Deutschland
Bild: picture-alliance/dpa/U. Anspach

Deutschlands bester und erfolgreichster Springreiter der vergangenen drei Jahrzehnte, Ludger Beerbaum, geht an diesem Wochenende beim siebten Peking Masters an den Start. Für den vierfachen Olympiasieger ist das Turnier, das im Pekinger Olympiastadion, dem "Bird's Nest", ausgeritten wird, ein besonderes. Schließlich ist Beerbaum seit über zehn Jahren im chinesischen Pferdesport aktiv und von der ersten Auflage an Co-Organisator des Masters. Ende 2005 wurde er von der chinesischen Reitsport-Föderation angesprochen, ob er sich vorstellen könne, im Vorfeld der Olympischen Sommerspiele von 2008 in Peking Aufbauhilfe zu leisten. Damals gab es im Reich der Mitte so gut wie keinen hochklassigen Turniersport.

"Aber in diesen zehn Jahren Pferdesport-Geschichte in China hat sich viel entwickelt, im Vergleich zum Rest der Welt wahrscheinlich auch um einiges schneller", sagt Beerbaum rückblickend. 2006 war es eher so, dass man sich als Veranstalter der Olympischen Spiele dazu aufgefordert fühlte, zu schauen, wie man den Reitsport auf irgendeine Weise integrieren kann. Ich bin noch nicht mal sicher, in wie weit die Reitsport-Föderation damals überhaupt organisiert war."

Austausch der Expertise wie im Fußball

Mittlerweile gibt es - auch dank Beerbaum und dessen Engagement - zahlreiche Reitställe in ganz China. In Peking betreibt der 54-Jährige seit anderthalb Jahren gemeinsam mit einem namhaften europäischen Uhrenhersteller eine Reitakademie, die in stetem und regem Austausch mit seinem eigenen Stall im nordwestdeutschen Riesenbeck steht. Hierher laden Beerbaum und sein Team immer wieder chinesische Reitsporttalente ein. Es geht aber nicht nur darum, Spitzensportler zu entwickeln.

Bild: picture-alliance/dpa/T. Kleinschmidt

"In China fehlt es vor allem im Basisbereich noch an Grundwissen. Wie man Pferde hält, wie man sie versorgt, wie man sie beschlägt", sagt Beerbaum. Im Rahmen der Akademie gehe es darum, Wissen von Europa nach China zu transferieren. "Das erreichen wir einerseits, indem wir europäische Experten zum Standort in Peking schicken, zum Beispiel Hufschmiede oder Tierärzte. Andererseits laden wir junge Chinesen nach Deutschland ein, damit die Reiter Turniererfahrung sammeln können und die Pfleger lernen, wie man Pferde richtig versorgt."

Im Grunde ist das Konzept dasselbe, wie es auch der Deutsche Fußballbund (DFB) mit dem chinesischen Verband betreibt. Chinas U20 wird ab Januar außer Konkurrenz in der Regionalliga Südwest mitspielen. DFB-Trainer und -Experten arbeiten als Gastdozenten an Fußball-Akademien in China. Sportliches Ziel für Beerbaum und den chinesischen Reit-Verband ist es, dass sich ein Team aus dem Reich der Mitte mit Blick auf Tokio 2020, Paris 2024 und Los Angeles 2028 sportlich für Olympische Spiele qualifiziert.

Wirtschaftliches Interesse

Für Beerbaum, der nicht nur Reiter sondern auch Pferdezüchter ist, spielt China - abseits seiner Arbeit als Entwicklungshelfer und Botschafter für den Reitsport - aber auch ökonomisch eine Rolle. "Der Reitsportmarkt profitiert vom Wachstumspotenzial in China. Dort ergibt sich nun eine Riesenchance", sagte Beerbaum im Januar der "Neuen Osnabrücker Zeitung" und bestätigte: "Der Wachstumsmarkt ist, was interessiert." Über 4000 Pferde seien in den vergangenen Jahren aus dem Rest der Welt nach China importiert worden. Reiten ist "in", betont Beerbaum, "und wird begleitet von großem medialen Interesse". Hinzu komme - ähnlich wie im Fußball - ein staatliches Interesse, den Reitsport in China zu fördern.

Topstars auf chinesischen Leihpferden

Hinderlich seien allerdings noch die strikten Quarantänebestimmungen. "Sie machen es uns unmöglich, Pferde zwischen China und Europa hin- und herzuschicken", sagt Beerbaum.

Das Pekinger OlympiastadionBild: Getty Images/AFP/Goh Chai Hin

Man arbeite "schon seit einigen Jahren" an diesem Thema und habe "das Brett schon angebohrt, sind aber noch nicht so richtig durchgekommen. Wenn uns das schließlich gelingt, können wir auch die Industrie nach China transferieren, und der Wissensaustausch wird deutlich schneller passieren."

Die internationalen Topstars, die in Peking in den Sattel steigen - neben Beerbaum sind das unter anderem die deutschen Spitzenreiter Christian Ahlmann und Marcus Ehning, sowie Welt- und Europameister Jeroen Dubbeldam aus den Niederlanden und Mannschaftsolympiasieger Roger-Yves Bost aus Frankreich - reiten daher nicht ihre eigenen Pferde, sondern gehen noch mit chinesischen Leihpferden auf den Parcours.

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