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Musik

Beethovens "Unvollendete" von KI vollendet

9. Oktober 2021

Mit Hilfe von Algorithmen haben Wissenschaftler die 10. Sinfonie zu Ende komponieren lassen. Sind Computerprogramme so kreativ wie ein Musikgenie?

Gemälde von Ludwig van Beethoven
Ludwig van Beethoven, porträtiert von Joseph Willibrord Mähler 1804 - 1805Bild: Gemeinfrei

Algorithmen dominieren unseren Alltag. Ob Autofahren, Arbeiten, Aktivitäten - ohne KI geht nichts mehr. Kreativität schien lange noch eine Bastion des menschlichen Gehirns zu sein. Doch es mehren sich die Zeichen, dass auch diese fällt - oder bereits gefallen ist? Nachdem Computer bereits unvollendete Kompositionen von Gustav Mahler und Franz Schubert zu Ende komponiert haben, ist nun Ludwig van Beethovens "Unvollendete" an der Reihe. Als der Komponist 1827 starb, hinterließ er seine letzte, 10. Sinfonie unvollendet. Nur einige handschriftliche Skizzen sind von diesem Werk erhalten. Teilweise sind es kurze, unausgearbeitete Fragmente.

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Zu Anlass seines 250. Geburtstags soll das Werk - aufgrund der Corona-Pandemie etwas verspätet - mit Hilfe von künstlicher Intelligenz im Rahmen des Beethovenfests am 9. Oktober 2021 uraufgeführt werden. Dafür stellte die das deutsche Telekommunikatonsunternehmen Telekom, mit Sitz in Beethovens Geburtsstadt Bonn, ein Expertenteam zusammen. Eine Gruppe von Musikwissenschaftlern, Komponisten und Informatikern versuchte, den Stil Beethovens so zu analysieren und zu erlernen, dass sie die "Unvollendete" vollenden konnten.

Stil Beethovens erlernen

Die KI wurde mit Skizzen und Notizen Beethovens sowie mit Partituren seiner Zeitgenossen gefüttert. "Man muss sich das so vorstellen, dass Beethoven in dem Moment, wo er neue Ideen hatte, sich Notizen machte. Manchmal als geschriebene Worte, manchmal als Musiknoten", sagt Matthias Röder, Direktor des Karajan Institut in Salzburg. Ausgehend von diesem Material traf der Projektleiter mit seinem Team Annahmen: "Wie hätte er bestimmte Dinge weiterentwickelt?", erklärt Röder das Vorgehen in einer Pressemitteilung.

Musik, so die Annahme, basiert wie Sprache aus Einheiten. Also geht es darum, Wissen zu erlernen. Dazu wurden Sinfonien, Klaviersonaten und Streichquartette von Beethoven eingespeist. So wird die KI gewissermaßen immer wieder neu gefüttert und trainiert. Wie beim neuronalen Netzwerk im Gehirn ist der Computer in der Lage, selbständig neue Verbindungen zu schaffen. Die Ergebnisse, die am besten zusammenpassten, wurden wieder in das System zurückgespielt und neue Noten hinzugefügt.

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Die Komposition wuchs und wuchs. "Was KI uns gestattet, ist die Möglichkeit, den weiteren Verlauf eines Satzes in 20 oder auch in 100 verschiedenen Fassungen anzubieten. Und das ist unendlich faszinierend, denn wenn es algorithmisch sehr gut gemacht wird, dann ist jeder Versuch plausibel", so Professor Robert Levin, Musikwissenschaftler an der Harvard-Universität.

Für die Forschung sind solche Kooperationen höchst spannend, geben sie doch Aufschluss darüber, wie Maschinen Menschen unterstützen - oder sogar bei kreativen Leistungen imitieren könnten. "Wir wollten besser verstehen, was der Stand der Technik bei der Generierung von Musik ist. Und wir haben versucht, die Grenzen auszutesten. Letztendlich haben wir einige Module des so genannten Natural Language Processing verwendet, die von der natürlichen Sprachverarbeitung inspiriert sind", so Ahmed Elgammal, Direktor des Art & AI Lab der Rutgers University in New York und Entwickler der "Beethoven-KI". Aber welchen Nutzen haben solche Forschungsprojekte für Musikerinnen und Musiker?

"Man kann sagen, der Computer macht es nach Algorithmen. Ja, aber der Mensch macht es auch aufgrund von Erfahrungen oder Ausbildung. Sie sind nicht unbedingt soweit voneinander entfernt", so Musikprofessor Levin. Inwieweit sich der Wechsel vom Beethoven-Original zur KI-Komposition bemerkbar macht, kann das Publikum nun selbst erfahren - bei der Uraufführung des Beethoven-Orchesters Bonn unter der Leitung von Generalmusikdirektor Dirk Kaftan.

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