Beethoven und mehr 2011 Podcast #12: Eine musikalische Armee
26. September 2011Gustav Mahler
Sinfonie Nr. 1 in D-Dur, “Titan”, 4. Satz: Stürmisch bewegt
Budapest Festival Orchestra
Ltg.: Iván Fischer
MP3 aufgenommen am 17. September 2011in der Beethovenhalle von der Deutschen Welle (DW)
Als der britische Musikwissenschaftlers Charles Burney im 18. Jahrhundert das Orchester am Hof in Mannheim, eines der besten seiner Zeit, hörte, beschrieb er es als "Armee von Generälen". Kein Zweifel, wie damals die Mannheimer bildet auch das Budapest Festival Orchestra unter der Leitung von Iván Fischer eine mächtige musikalische Kraft.
Seine erste Symphonie hat Gustav Mahler 1889 selbst in Budapest uraufgeführt. Der letzte Satz der sogenannten "Titan"-Sinfonie ist fast ein eigener kleiner Kosmos, der seinen Fokus auf Leidenschaft, Erhabenheit, Epos und Nuance richtet. Mahler hatte die Symphonie zunächst als Tondichtung konzipiert und das Programm so beschrieben: "Von der Hölle zum Paradies, Ausdruck einer tief verwundeten Seele". Sicherlich gibt es hier sehr viel schmerzvolle Dramatik, aber auch Licht und Hoffnung.
In seiner Kindheit hat Mahler sehr viel Musik von wandernden Bläser-Bands und Militärkapellen gehört und vor allem auch die Blasmusik der Juden. Sein Gebrauch der Blasinstrumente ist bis zu einem gewissen Grad von diesen Erfahrungen beeinflusst, hörbar etwa in der Brillanz der Blechbläserfanfaren, genauso wie in den sarkastischen, manchmal schneidend klingenden Melodien der Holzbläser. Während seiner prägenden Jahre hat Mahler auch die österreichisch-deutsche musikalische Hochkultur in seine Kunst aufgenommen, wie in der warmen Intensität der langen, dicken Legato-Melodien der Streicher. Standing Ovations für Iván Fischer und sein Orchester, für ihre Aufführung der "Titan"-Sinfonie, für ein Sound-Fresko von intensiver, kathartischer Kraft.
Autorin: Maria Santacecilia / mb
Redaktion: Hanna Grimm